Würzburger Kickers:Noch im Soll

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Folgenschweres 0:1: Simon Skarlatidis (li., gegen Halles Moritz Heyer) und die Würzburger stehen im Pokal unter Druck. (Foto: Frank Scheuring/imago)

In der Liga ist der Abstand nach oben schon zu groß - für den FWK geht es nun im Toto-Pokal um Wohl und Wehe einer gesamten Saison.

Von Sebastian Leisgang

Die dritte Fußball-Liga und der Toto-Pokal, wer wollte das bezweifeln, sind zwei unterschiedliche Wettbewerbe. Und doch hat der vergangene Samstag große Auswirkungen auf diesen Dienstag: Seit die Würzburger Kickers 0:1 beim Halleschen FC verloren haben, ist für sie die Qualifikation für die DFB-Pokal-Hauptrunde über den Ligabetrieb in weite Ferne gerückt - neun Punkte Rückstand auf den vierten Platz bei noch sechs ausstehenden Spielen sind ziemlich sicher nicht mehr wettzumachen. Die Niederlage vom Wochenende hat die Kickers also gehörig unter Druck gesetzt: Sie müssen den bayerischen Landespokal gewinnen, um die Hauptrunde zu erreichen - und dabei jetzt das Halbfinale in Unterhaching gewinnen.

Michael Schiele, 41, steht im Kabinentrakt des Stadions am Dallenberg, die Hände in den Hosentaschen seines schwarzen Trainingsanzugs vergraben, die Hüfte leicht nach vorne geschoben, ein Lächeln im Gesicht. Es ist demonstrative Gelassenheit, die Würzburgs Trainer zur Schau stellt. Dann sagt er über das anstehende Spiel im Pokal, trotz aller Zusammenhänge mit der Drittliga-Tabelle: "Es ist ein eigener Wettbewerb."

Schiele will seinen Spielern den Rücken freihalten

Trainer bemühen diesen Satz gerne, wenn es gerade im anderen Wettbewerb nicht rund läuft. Dann, so zumindest die Theorie, hilft es, sich selbst einzureden, dass der Pokal ja der Pokal ist und mit den gewöhnlichen Punktspielen nicht allzu viel gemein hat. Neuer Wettbewerb, neues Glück. Aber: Lässt sich das auch dann geltend machen, wenn es im Pokal gegen eine Mannschaft geht, gegen die man in dieser Saison schon um Punkte gespielt (und zuletzt verloren) hat? Und: Lässt sich das auch dann geltend machen, wenn es - Halbfinale hin, Halbfinale her - auch im Pokal bislang nicht rund gelaufen ist?

Im Grunde sind die Kickers ja längst aus dem Wettbewerb ausgeschieden. In der zweiten Runde haben sie 1:3 in Schweinfurt verloren. Nur ein formaler Fehler des Regionalligisten bezüglich der Regelung zum Einsatz von U23-Spielern und ein nachträglicher Sieg vor dem Sportgericht haben sie vor dem Aus bewahrt. Auch deshalb sagt Schiele jetzt, die Hände noch immer in den Hosentaschen: "Wir sollten das Glück nicht überstrapazieren." Zumal von der Partie in Unterhaching Wohl und Wehe dieser Saison abhängt, auch wenn Schiele nicht davon sprechen will, dass seine Mannschaft die Saisonziele verfehlt habe, wenn sie in Unterhaching verliert. "Wir haben das Ziel ausgegeben, dass wir in den DFB-Pokal kommen wollen", sagt er, in der Stimme jetzt durchaus eine gewisse Anspannung, "wir haben aber auch gesagt, dass wir in der Liga einen einstelligen Platz erreichen möchten."

Schieles Absicht ist klar: Er will seinen Spielern den Rücken freihalten. Und doch wären sie in Würzburg selbstredend nicht glücklich, sollten sie nun in Unterhaching ausscheiden und die dritte Liga womöglich auf Rang neun beschließen. "Jetzt sind wir noch im Soll", sagt dann auch Schiele. Er legt seine Betonung nicht auf das "noch" - er geht schließlich davon aus, dass seine Mannschaft auch nach den 90 Minuten in Unterhaching im Soll sein wird. Doch er weiß: Die Beurteilung dieser Spielzeit wird am Ende ganz maßgeblich an dieses Pokalspiel geknüpft sein. Eigener Wettbewerb hin, eigener Wettbewerb her.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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