Würzburger Kickers:Mannschaft im Aufbau

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Offensiv wie defensiv des Schlechten zuviel: Das 0:2 gegen Uerdingen provoziert Grundsatzfragen in Würzburg. Zumindest ist die Stürmersuche beendet, Patrick Breitkreuz kommt vom SV Wehen Wiesbaden.

Von Sebastian Leisgang

Seltsamerweise ließ sich am Samstagnachmittag in Würzburg partout niemand auftreiben, der seine Freude über die zweite Niederlage im zweiten Saisonspiel ausdrücken wollte - dabei war es doch eine gute Nachricht für die Kickers, dass sie die Partie gegen den KFC Uerdingen 0:2 verloren hatten.

Denn es ist ja so: Nachdem die Kickers in der dritten Liga zuletzt ein Spiel am Dallenberg verloren hatten, setzten sie zu einem Siegeszug an, der sieben Spiele lang währte und die Mannschaft aus der Abstiegszone in die erste Hälfte der Tabelle emporsteigen ließ. Gut, auf das 0:5 im Oktober des vergangenen Jahres gegen Wehen Wiesbaden folgte noch ein 1:2 bei Fortuna Köln, doch dann gewannen die Kickers Spiel um Spiel. Natürlich wissen sie aber auch in Würzburg, dass es zu einfach ist, sich nach dem gründlich missratenen Auftakt nur auf die Geschichte zu verlassen und darauf zu vertrauen, dass das Team nun auch wieder Sieg an Sieg reihen wird. Im Verein sind sie aber auch weit davon entfernt, schwarz zu malen, bloß weil sie gerade zwei Fußballspiele verloren haben. "Ich rede nicht alles schlecht", sagte Trainer Michael Schiele nach der Niederlage gegen Uerdingen, zumindest einerseits. Denn andererseits war natürlich auch ihm nicht entgangen, dass der Auftritt seiner Mannschaft durchaus Anlass zur Sorge bot. "Wir sind im Aufbau, wir brauchen noch ein bisschen Zeit", räumte auch Schiele ein.

Stürmer Patrick Breitkreuz kommt vom SV Wehen Wiesbaden

Die Darbietung gegen den Aufsteiger aus Krefeld wies ähnliche Symptome auf wie einige Testspiele im Vorfeld der Saison. Offensiv wie defensiv war es einmal mehr des Schlechten zu viel, deshalb warfen die 90 Minuten Grundsatzfragen auf, besonders diese: Genügt die Qualität, die der Kader nach dem Abschied einiger Leistungsträger noch hergibt, um eine gute Rolle in dieser Saison zu spielen?

Auch die Verantwortlichen haben sich diese Frage gestellt. Sie sind in Klausur gegangen und haben sich dann offenbar eingestanden, die Frage leider verneinen zu müssen. Dann haben sie sich erinnert, dass es vor langer Zeit mal ein Angreifer gewagt hat, zwei Tore am Dallenberg zu schießen, obwohl Bernd Hollerbach damals noch das Sagen in Würzburg hatte. Am Sonntag gaben die Kickers schließlich bekannt, dass sie sich um jenen Angreifer bereichert haben, den Hollerbach trotz seiner beiden Toren im November 2015 erstaunlicherweise unversehrt davonkommen ließ. Er heißt Patrick Breitkreuz, hat zuletzt für den SV Wehen Wiesbaden gespielt und soll sich nun den Missständen in der Würzburger Offensive annehmen.

Schiele und Sportdirektor Daniel Sauer hoffen inständig, dass sich mit Breitkreuz jene Defizite beheben lassen, die die Mannschaft bislang offenbart hat. Das Problem ist nur: Nach allem, was überliefert ist, ist auch Breitkreuz nur eine Person. Er hat zwar einen Zwillingsbruder, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, von Beruf zufällig auch noch Innenverteidiger ist und Würzburg deshalb gut zu Gesicht stehen würde - die Kickers haben aber nicht Steve und Patrick Breitkreuz verpflichtet, sondern nur Patrick, den Angreifer. Nach derzeitigem Stand muss Schiele also interne Lösungen finden, um seine Hintermannschaft nach jeweils zwei Gegentoren in zwei Spielen sattelfester zu machen.

Den Kickers steht übrigens eine englische Woche bevor. Am Dienstag (19 Uhr) spielen sie beim VfR Aalen, bei Schieles früherem Verein. Wenn es mit rechten Dingen zugeht, dürften sie diese Partie noch mal verlieren - ihre nächsten sieben Gegner sollten sich dann allerdings in Acht nehmen.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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