Wolfsburgs 5:4 in Leverkusen:Dost mit der letzten Pointe

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Eins, zwei, drei, vier: Bas Dost musste schon genau zählen - ihm gelangen vier Tore. (Foto: AP)

Wie viele Wendungen passen in ein Fußballspiel? Leverkusen und Wolfsburg wechseln sich mit dem Toreschießen munter ab - Bayer holt ein 0:3 auf, am Ende bejubelt der VfL einen 5:4-Sieg. Einem Stürmer gelingt Erstaunliches.

Von Andreas Morbach, Leverkusen

Einen Versuch war es wert gewesen, doch André Schürrles Friedensangebot an die Leverkusener Fans wurde von den Adressaten brüsk zurückgewiesen. Er habe sich in den zwei Jahren bei Bayer "sehr, sehr wohl gefühlt", beteuerte Wolfsburgs kostspieliger Wintereinkauf vor seiner Rückkehr ins Rheinland. Doch dort angekommen, wurde dem 24-jährigen Angreifer rasch klar, dass er sich sein freundliches Vorwort hätte sparen können.

Kaum hatte Schürrle, vor seinem nicht ganz so segensreichen Zweijahres-Einsatz beim FC Chelsea für den Werksklub tätig, seine Nase in die BayArena gesteckt, brandeten ihm wüste Pfiffe entgegen. Der einzige VfL-Akteur, der beim Verlesen der Mannschaftaufstellungen beschimpft wurde, war Schürrle - und dieses Tagesmotto behielt die Gefolgschaft der Rheinländer dann auch während der Partie bei.

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Für den auserwählten Buhmann verlief der Nachmittag aber insofern zunächst erfreulich, weil allen Leverkusener Sympathisanten die Pfiffe nach einer halben Stunde in den Hälsen stecken blieben. Wolfsburg, das am Ende einer wahnwitzigen zweiten Halbzeit mit einem 5:4-Erfolg über den Zielstrich wankte, führte zu diesem frühen Zeitpunkt bereits haushoch verdient mit 3:0. Und auf der Tribüne hockten zwei Männer mit versteinerten Mienen: Bayer-Sportchef Rudi Völler und auf der Sitzschale links neben ihm, einen Kaugummi zermalmend, Geschäftsführer Michael Schade.

Der erste Lichtblick des Spiels - eine erfolgreiche Pressing-Initiative der Hausherren, an deren Ende VfL-Torwart Diego Benaglio mit einem mächtigen Flugeinlage die Bayer-Führung durch Karim Bellarabi verhindern musste - war da längst vergessen. André Schürrle hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Bekanntschaft mit dem Ball gemacht, nach drei Minuten 51 Sekunden war es dann so weit: Der Neu-Wolfsburger scheiterte jedoch bei dem Versuch, einen Angriff seiner Mannschaft sinnvoll weiterzuführen. Für die Aktion setzte es natürlich Pfiffe, doch in der sechsten Minute rächte das Ensemble von Dieter Hecking den rotblondbärtigen Kollegen.

Mit einem blitzgeschwinden Flankenwechsel durch Luiz Gustavo rissen die Gäste das Bayer-Gefüge auseinander, nach einem kleinen Sololauf auf der rechten Seite flankte Vieirinha passgenau vor das Leverkusener Tor, wo Mittelstürmer Bas Dost schließlich von einem Stellungsfehler des Griechen Kyriakos Papadopoulos profitierte und die Norddeutschen per Flugkopfball in Führung hechtete.

Nach einigen fruchtlosen Aktionen traf nach einer Viertelstunde an seiner alten Wirkungsstätte dann auch André Schürrle, allerdings aus Abseitsposition. In die flüssigen Ballstafetten seiner Mitspieler war Wolfsburgs Nummer 17 zwar noch nicht eingebunden, jubeln durfte der gebürtige Ludwigshafener vor der Pause aber trotzdem noch zwei Mal: Einmal in 17. Minute, als Bayer-Keeper Bernd Leno einen 26-Meter-Freistoß von Naldo, der kurz vor ihm aufsprang, mit den Fingern tollpatschig ins eigene Netz lenkte. Und ein zweites Mal zwölf Minuten später, als Dost einen Pass von Kevin De Bruyne mit einer technisch hochwertigen Außenristverlängerung zum 3:0 veredelte.

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Den Leverkusenern drohte ein bitterer Karnevalssamstag, doch nach drei Halbzeitwechseln von Cheftrainer Roger Schmidt schlug erst einmal die große Stunde von Bayers asiatischem Wundermann. Über den ersten Treffer von Heung-Min Son in der 57. Minute regte sich Schlussmann Benaglio noch furchtbar auf, weil ihm der Südkoreaner den zwischen seinen Beinen liegenden Ball aus den Händen gespitzelt hatte. Keinen Einspruch gab es dagegen fünf Minuten später, als Son nach einem weiten Befreiungsschlag von Papadopoulos und dank des der Strafraumgrenze irrlichternden Benaglio zum zweiten Mal traf.

Gleich beim nächsten Angriff trübte Dost mit seinem dritten Tor zum 2:4 die Hoffnungen auf einen vollends närrischen Nachmittag wieder ein. Doch vier Minuten später war dann wieder Son an der Reihe: Nach einer zu kurz abgewehrten Ecke bekam er den Ball von Gonzalo Castro, umkurvte elegant einen Wolfsburger Verteidiger und traf mit links ins kurze Eck. Und der Wahnsinn trieb noch eine weitere, vorletzte Blüte, als Bellarabi den unglücklichen Schweizer Benaglio bei einem Konter in der 72. Minute tunnelte und zum 4:4 traf.

Weil aber Karneval war und die Partie im Rheinland stattfand, hielt dieses Slapstick-Spiel noch eine neuerliche Pointe bereit. Wolfsburg versuchte noch einmal alles, Vieirinha ging auf rechts einen langen Weg nach vorne, seine Flanke segelte genau vor den Kasten von Leverkusen-Keeper Leno. Und dort wartete, natürlich, Dost am ersten Pfosten, der die Kugel akrobatisch ins Tor lenkte (90.+4.). Leno sah dabei erneut unglücklich aus. So endete ein irrer Nachmittag mit reichlich Tumult und einem glücklichen André Schürrle - Wolfsburgs Weltmeister bejubelte die späten drei Punkte seiner Mannschaft von der Bank aus. Er war nach 71 Minuten ausgewechselt worden.

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