21. Spieltag der Bundesliga:Xhaka verdirbt Köln das Derby - Fans stürmen Platz

*** BESTPIX *** Borussia Moenchengladbach v 1. FC Koeln - Bundesliga

Aus dem Kölner Fanblock stürmen nach der Niederlage vermummte Zuschauer den Platz.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Der Samstag des 21. Spieltags gestaltet sich wie folgt: FC Bayern - Hamburger SV 8:0 (3:0), Werder Bremen - FC Augsburg 3:2 (3:1), 1899 Hoffenheim - VfB Stuttgart 2:1 (1:1), Bor. Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:0 (0:0), Bayer Leverkusen - VfL Wolfsburg 4:5 (0:3), Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 1:0 (0:0)
  • Hoffenheims Rudy und Gladbachs Xhaka gelingen entscheidende Treffer in letzter Minute.
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Von Jonas Beckenkamp

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln 1:0 (0:0)

Spiel-Telegramm: Jeckes Treiben lange Zeit leider nur auf den Rängen. Köln mit erwartet unlustiger Betontaktik, Gladbach allenfalls aus der Ferne gefährlich. Das Resultat: ein Gähnkick für Fortgeschrittene. Nach der Pause immerhin mehr Mut bei Gladbach. Als alles denkt, das Kölner Defensivkunstwerk nähme erneut keinen Schaden, verdirbt ein Kopfballtorpedo von Xhaka (91.) dem FC den Karneval.

Anzeichen von Karneval: Reichlich vorhanden. Fans beider Teams in kreativer Verkleidungskluft. Pandabären, Rotnasen, Pelzkühe - alles dabei. FC-Trainer Peter Stöger geht als Peter Stöger. Nur Lukas Podolski fehlt, schickt aber per Twitter die besten Wünsche. Alaaf!

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Platzsturm: Im Kölner Fanblock brennt es mehrfach. Eine Truppe Zündelbrüder in weißen Kapuzen-Overalls sorgt für eine kurze Unterbrechung - FC-Manager Jörg Schmadtke (ein Düsseldorfer!) muss die Fans zur Contenance ermahnen. Nach dem Abpfiff folgt ein Platzsturm, wieder glühen Bengalos und 30 Randalierer liefern sich Verfolgungsduelle mit Ordnern und Polizei. Zwei Festnahmen und ein verletzter Beamter später bleibt die Erkenntnis: Hätte die Kölner Mannschaft doch auch so viel Feuer nach vorne entwickelt.

Zitat des Tages: "Wir gratulieren dem Gegner und dem Trainer zum Sieg. Lucien Favre hat sich nach den vier Jahren, in denen er hier ist, ein Geschenk gemacht. Da kann man nur gratulieren. Mehr gibt es nicht zu sagen, danke schön." (FC-Coach Stöger macht es kurz auf der Pressekonferenz).

TSG Hoffenheim - VfB Stuttgart 2:1 (1:1)

Spiel-Telegramm: Über weite Strecken ein Tiefschlaf-Auftritt des VfB. Fehlpässe und schlappe Offensivversuche - ein Hauch von zweiter Liga. Nach einem Standard nutzt Firmino die allgemeine Verwirrung zum 1:0 (30.). Dank abgefälschtem Duseltor von Gotoku Sakai (39.) fällt der Ausgleich wie aus dem Schwabenhimmel. Irgendwie gerecht, dass Rudy nach einem Konter für engagiertere Hoffenheimer zum 2:1 (93.) trifft.

Langes Warten, kurzes Warten: Stuttgarts Japaner Sakai hat sich reichlich Zeit gelassen mit seinem ersten Ligatreffer. In seinem 84. Auftritt gelang dem Nationalspieler sein Premierentor. Der VfB darf nach 448 Minuten ohne Treffer wenigstens kurz jubeln. Deutlich rascher geschieht dagegen das Bundesliga-Debüt von Sereso Geoffroy Serey Dié - erstmals im Kader wird der kürzlich verpflichtete Ivorer eingewechselt. Dann fällt das 1:2.

Erkenntnis des Tages: Huub Stevens hat beim VfB zwar die Defensive etwas aufgemöbelt (elf Gegentore in neun Spielen), aber seiner Mannschaft fehlt weiterhin jeglicher Schmiss nach vorne. Der Versuch mit Harnik und Werner in der Offensive geht schief - wiedermal. Ibisevic saß lange draußen, kam erst kurz vor Schluss. Seine Bilanz: null Saisontore.

Enttäuschung des Tages: "Wir sind unglaublich enttäuscht, dass wir hier noch verloren haben. Das müssen wir erst einmal gut verarbeiten." (Stevens, mehr fiel ihm kurz nach Schlusspfiff auch nicht ein).

Wie Frühaufsteher auf dem Fischmarkt

Werder Bremen - FC Augsburg 3:2 (3:1)

Spiel-Telegramm: Spielerisch ansprechende Bremer legen los wie Frühaufsteher auf dem Fischmarkt. Lukimya (16.) nagelt eine weite Flanke per Kopf zum 1:0 ins Tor. Doch der FCA kontert mit der ersten Chance: Klavan trifft nach Ecke ebenso mit dem Schädel (22.). Damit die Partie nicht zu reinen Kopfsache gerät, fällt das 2:1 per Elfmeter durch di Santo (24.). Mehr Spektakel geht kaum, zumal Gebre Selassie kurz vor der Pause den nächsten Kopfballtreffer zum 3:1 ins Netz wuchtet. Der Rest: hanseatische Ekstase, kurz unterbrochen von Werners 2:3 (79.). Hat jemand an der Weser schon das Wort Europapokal ausgesprochen?

Abwehr-Umtreiber: Ragnar Klavan ist nicht nur Estlands Fußballer des Jahres, sondern auch ein heimlicher Torjäger. Traf vergangene Woche gegen Frankfurt, trifft diesmal erneut. Verursacht dann aber den Elfmeter, als er Bremens Selke umreißt. Übrigens, sechsfacher estnischer Fußballer des Jahres: Ein Herr namens Mart Poom.

Und Augsburg?: Diesmal ausnahmsweise nicht mit dem gewohnten Power-Fußball. Nach den Höchstleistungen der vergangenen Wochen wirkt die Mannschaft im Vergleich zu gierigen Bremern müde. Mit der Champions League wird es wohl vorerst doch nichts.

Zitat des Tages: "Ich habe immer gesagt, wir müssen einen freien Kopf haben. Dann gewinnt man auch so ein Spiel" (Bremens Junuzovic erklärt den Unterschied: Werder an diesem Tag auch gedanklich fitter).

Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 1:0 (0:0)

Spiel-Telegramm: Schalke beginnt forsch, Frankfurt wartet ab - und wenn es brenzlig wird, rettet Eintracht-Keeper Kevin Trapp - zum Beispiel bei Marco Högers Volleyschuss (15. Minute) und nach dem Steilpass auf Christian Fuchs (18.) Wenig später klärt der Torwart erneut gegen Höger. Nach der Pause werden die Frankfurter langsam aber kontinuierlich stärker, das Team von Thomas Schaaf gibt den Schalkern nur noch wenige Gelegenheiten zur Entlastung. Immer wieder greift die Eintracht über außen an und wird schließlich belohnt. Lucas Piazon trifft nach einer Flanke von Timothy Chandler mit einem Kopfball ins rechte Kreuzeck. Der junge Keeper Timon Wellenreuther steht unglücklich und muss zuschauen, wie der Ball über ihn hinweg ins Netz segelt. Das Tor reicht zum Sieg, weil die Frankfurter sich danach nicht zurückziehen, sondern ihre Führung offensiv verteidigen.

Jubiläum des Tages: Thomas Schaaf sitzt in der Bundesliga zum 500. Mal auf der Trainerbank. Sein erstes Spiel, damals noch an der Bremer Seitenlinie, liegt knapp 16 Jahre zurück (Mai 1999) - es ging ebenfalls gegen Schalke (1:0). Frankfurts Vorstandsboss Bruchhagen gratulierte "im Namen der Bundesliga" eine halbe Stunde vor dem Anpfiff mit einem Blumenstrauß. "500 Spiele erreicht man nur, wenn man den Fußball über alles liebt", sagte Bruchhagen. Mehr Spiele als Coach haben nur Schaafs ehemaliger Chef Otto Rehhagel (832 Partien), Jupp Heynckes (642), Erich Ribbeck (569) und der kürzlich verstorbene Udo Lattek (522).

Rüffel vom Ex-Ref: "Die Situation war eindeutig und einfach", sagte der ehemalige Schiedsrichter Markus Merk bei Sky zum Strafraum-Foul von Benedikt Höwedes an Makoto Hasebe. Referee Marco Fritz pfiff nicht und verweigerte Frankfurt den fälligen Elfmeter. Deswegen gabs dann Schimpfe von Merk. Zum Trost kann sich Fritz sagen: Gewonnen hat die Eintracht trotzdem.

Zitat des Tages: "Es ist gar nicht so viel schief gelaufen. Die erste Hälfte war spielerisch sehr gut. Nur das Tor hat gefehlt. In der zweiten Hälfte haben wir nicht mehr so viele Chancen herausgespielt, waren nicht mehr so agil. Wir haben ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht, müssen uns aber belohnen." (Schalkes Benedikt Höwedes, der nächste Gegner der Schalker ist übrigens Real Madrid)

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