WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Die Sechziger von Salvador

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Einstige Helden vom Esporte Club Bahía aus dem Jahr 1950 (Foto: Ausstellung "A Bola é redonda")

Früher war Ribeira ein nobler Villenvorort von Salvador da Bahía. Heute kann man den Glanz vergangener Tage nur noch erahnen. Das gilt auch für den ansässigen Esporte Club Bahía, Lieblingsverein von Bayerns Dante. Was SZ-Reporter bei der WM erleben.

Von Michaela Metz, Salvador da Bahía

Nein, die Jungs auf dem Foto sind keine Verbrecher, keine Sträflinge beim Hofgang. Sie sind die Fußballstars von gestern. Längst vergessene Helden des Esporte Club Bahia, einem der beiden populärsten Vereine von Salvador da Bahía. Sein Heimstadion ist das Estadio Fonte Nova, wo Deutschland kürzlich Portugal mit 4:0 vom Platz fegte. 1959 und 1988 wurde der EC Bahia Meister in Brasilien.

EC Bahia oder Vitória? Das ist hier in Salvador bis heute die Frage. Eine Lebenseinstellung, die ebenso wichtig ist wie in München, 1860 oder Bayern München? Die Kicker von Bahia sind die Sechziger von Salvador. Und der Bayern-Spieler Dante, derzeit unser Gegner in der Seleçao der Brasilianer, ist ihr größter Fan.

Bei meiner Ankunft in Salvador wusste ich nicht, auf welch fußballgeschichtsträchtigem Boden ich wandelte, als ich im ICBIE, dem Institute of Culture Brazil Italy Europe im Stadtteil Ribeira mein Zimmer mietete. In den Fünfziger Jahren hatte der EC Bahia hier in diesem Haus seinen Sitz. Das antiquierte Bild der Ballkünstler hängt genau da, wo es aufgenommen wurde!

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Vormals war die Halbinsel Ribeira ein nobler Villenvorort. Mit der Kutsche fuhr man sonntags von Salvador aus der frischen Meeresbrise entgegen. Die Eisdiele an der Praça General Osório am Yachthafen gibt es schon seit 1931 und noch immer zieht sie Busladungen eishungriger Touristen an. Doch die fahren schnell wieder ab, denn die kolonialen Häuschen entlang der Strandpromenade sind inzwischen verfallen. Wenn man genau hinsieht kann man den Glanz der Vergangenheit noch erspüren.

Aus den Ruinen heraus blitzen Marmor aus Carrara, feine Schmiedekunst aus England und uralte Kristallleuchter. Die Schönen und Reichen kamen damals mit dem Wasserflugzeug und landeten in der Bucht direkt vor der Strandpromenade, genau neben dem Esporte Club Bahia.

Die Fußballer sind inzwischen weitergezogen. Der Innenhof, der damals den Spielern als Trainingsort diente, ist heute ein Treffpunkt brasilianischer Graffitikünstler. Kürzlich eröffnete hier die Ausstellung "A Bola é redonda - der Ball ist rund", die mit einem unfassbar lustigen Fußballfilm (11 Profis gegen 22 Amateure), Fotografien und Graffitis dem Fußball ganz abseits der WM huldigt.

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