WM kompakt:Solide Zehnkämpfer

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Die Hürdenläuferin und der 200-Meter-Sprinter verpassen nur knapp das Finale, ein gebürtiger Bahrainer gewinnt über 1500 Meter, Diskuswerferin Dietzsch scheitert in der Qualifikation. WM kompakt

Pascal Behrenbruch führt das deutsche Zehnkampf-Trio bei der Leichtathletik-WM in Berlin als Elfter in den zweiten Tag. Der Frankfurter sammelte am Mittwoch in fünf Disziplinen 4247 Punkte und lag damit schon 308 Zähler hinter Spitzenreiter Alexej Kasjanow aus der Ukraine. Der Hallenser Norman Müller landete mit 4234 Zählern auf dem 12. Rang; WM-Neuling Moritz Cleve vom TV Wattenscheid nimmt die zweite Halbzeit als 23. in Angriff. Auch Titelverteidiger und Weltrekordler Roman Sebrle (Tschechien) muss als Siebter auf den zweiten Tag hoffen.

"Dass es so passiert ist, enttäuscht mich maßlos", sagt Franka Dietzsch nach der verpatzten Qualifikation. (Foto: Foto: ddp)

Weltrekordler Usain Bolt hat ohne Mühe den Endlauf über 200 Meter erreicht. Der Olympiasieger aus Jamaika gewann am Mittwochabend sein Halbfinalrennen in 20,08 Sekunden. Der deutsche Meister Robert Hering verpasste das Finale nur um 7/100. In 20,52 Sekunden belegte er in Bolts Lauf Platz fünf. Das Finale über 200 Meter findet am Donnerstagabend statt.

Die deutsche Meisterin Carolin Nytra ist im Halbfinale über 100 Meter Hürden ausgeschieden. Die Bremerin kam im dritten Rennen in 12,94 Sekunden auf Rang fünf und blieb damit über ihrer Bestzeit von 12,78. Die Lebensgefährtin von Weitsprung-Europarekordler Sebastian Bayer (beide Bremen) verpasste damit wie im Vorjahr bei den Olympischen Spielen den Einzug in den Endlauf am Abend (21.15 Uhr). Die schnellste Zeit der drei Halbfinal-Durchgänge legte Dawn Harper aus den USA in 12,48 Sekunden hin.

Brigitte Foster-Hylton hat die dritte Goldmedaille für Jamaika bei der Leichtathletik-WM in Berlin gewonnen. Die 34-Jährige sicherte sich ihren ersten WM-Titel in 12,51 Sekunden vor der Kanadierin Priscilla Lopes-Schliep, die drei Hundertstelsekunden langsamer war. Bronze ging in 12,55 Sekunden an Delloreen Ennis-London aus Jamaika. Den Einzug ins Finale hatte Carolin Nytra verpasst. In 12,94 Sekunden belegte die Bremerin in ihrem Halbfinale nur den fünften Platz.

Yusuf Saad Kamel aus Bahrain ist neuer Weltmeister über 1500 Meter. Der gebürtige Kenianer gewann nach einem spannenden Schlussspurt in 3:35,93 Minuten die Goldmedaille vor Deresse Mekonnen aus Äthiopien (3:36,01) und Titelverteidiger Bernard Lagat aus den USA (3:36,20). "Ich bedanke mich vor allem beim Publikum. Das ist fantastisch", sagte der 26 Jahre alte Kamel. Schon bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking hatte in Rashid Ramzi ein eingebürgerter Starter Bahrains die Goldmedaille über 1500 Meter gewonnen. Er fehlte in Berlin wegen einer Dopingsperre.

Der jamaikanische Leichtathletik-Verband (JAAA) wird die fünf des Dopings verdächtigten Läufer nicht für die Staffel-Wettbewerbe bei den Weltmeisterschaften in Berlin melden. "Sie werden nicht laufen. Wir wissen, dass der Verband sie nicht an den Start schicken wird", erklärte IAAF-Sprecher Nick Davies am Mittwoch. Die IAAF hätte eine Teilnahme Yohan Blake, Marvin Anderson, Lansford Spence, Allodin Fothergill und Sheri-Ann Brooks nicht verhindern können, weil es keine Entscheidung des Berufungsgerichts der jamaikanischen Anti-Doping-Agentur (Jadco) vor WM-Ende gibt. Die Jadco hatte gegen den Freispruch der fünf Athleten, die bei den nationalen Meisterschaften positiv auf ein Stimulanzmittel getestet wurden, Einspruch eingelegt.

Franka Dietzsch hat bei ihrer zehnten WM-Teilnahme das Finale im Diskus-Ring verpasst. Die 41-jährige Titelverteidigerin aus Neubrandenburg zeigte am Mittwoch in Berlin Nerven, kam nach zwei ungültigen Versuchen nur auf die mäßige Weite von 58,44 Metern und landete abgeschlagen auf Platz 23. Das Erreichen des Endkampfes hatte sich die dreimalige Weltmeisterin zum Ende ihrer Karriere nach einer bisher insgesamt unbefriedigenden Saison zum Minimalziel gesetzt. Zuvor hatte die deutsche Überraschungs-Meisterin Nadine Müller (Halle/Saale) sicher den Endkampf der besten Zwölf am Freitag erreicht. Mit 61,63 Meter übertraf sie die Qualifikationsweite von 61,50 Metern gleich im ersten Versuch.

Die Doping-Proben aller acht Sprinter des 100-Meter-Finals der Männer bei den Weltmeisterschaften in Berlin sind negativ gewesen. Dies teilte der Leichtathletik-Weltverband IAAF am Mittwoch mit. "Es gab keinen positiven Test, weder bei einer vorherigen Trainingskontrolle noch nach dem Endkampf", erklärte IAAF-Sprecher Nick Davies der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nach dem Fabel-Weltrekord des Jamaikaners Usain Bolt (9,58 Sekunden) am vergangenen Sonntagabend hatte es Gerüchte gegeben, dass ein Final-Teilnehmer in einen Dopingfall verwickelt sein soll. Unter anderem hatte die schwedische Zeitung Aftonbladet berichtet, Daniel Bailey (Antigua), Trainingspartner von Weltrekordler Bolt, sei im Vorfeld der Titelkämpfe erwischt worden. Bailey hatte im WM-Finale am Sonntag Platz vier belegt (9,93). Der 22-Jährige selbst sagte dem Internetportal trackalerts.com, er wisse von nichts.

Zwei der drei deutschen Hürdensprinter haben das Halbfinale über 110 Hürden erreicht. Alexander John aus Leipzig kam in 13,41 Sekunden auf die drittschnellste Vorlaufzeit. Helge Schwarzer vom Hamburger SV wurde in 13,66 Sekunden wie John Zweiter seines Vorlaufes. Hingegen musste der deutsche Meister Matthias Bühler (Offenburg) als Sechster seines Laufes in 13,75 Sekunden bereits vorzeitig die Segel streichen. Das Halbfinale wird am Donnerstag ausgetragen.

Die deutschen Zehnkämpfer sind bei gut aus den Startblöcken gekommen. Der Frankfurter Pascal Behrenbruch kam zum Auftakt über 100 Meter in 10,92 Sekunden auf die elftbeste Zeit. Auch der Hallenser Norman Müller (11,01) und Youngster Moritz Cleve (11,06) vom TV Wattenscheid hielten gut mit. WM-Debütant Cleve startete mit einer persönlichen Bestzeit. Schnellster im Feld der 38 Zehnkämpfer war der US-Amerikaner Trey Hardee in starken 10,45 Sekunden. Weitere Disziplinen des ersten Tages sind Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und 400 Meter.

Die Leichtathletik-WM in Berlin stößt weiterhin auf großes Interesse bei den Fernsehzuschauern. Bis zu 6,72 Millionen Fans haben am Dienstag den Goldwurf von Speerwerferin Steffi Nerius im ZDF gesehen. Die komplette Live-Übertragung der Abend-Veranstaltung verfolgten nach Angaben des Mainzer Senders durchschnittlich 4,81 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil lag bei 21,4 Prozent.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) fühlt sich schon zur "Halbzeit" der Heim-WM in Berlin als Sieger. "Im Gegensatz zum Fußball, wo man nie weiß, was in der zweiten Hälfte passiert, kann man feststellen: Der DLV wird nicht als Verlierer vom Platz gehen", resümierte DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow. Gold durch Speerwerferin Steffi Nerius, zweimal Silber für Jennifer Oeser (Siebenkampf) und Nadine Kleinert sowie Bronze durch Ralf Bartels (beide Kugelstoßen) sind die großen WM-Treffer. "Die Party geht weiter. Wir werden noch schöne Tage erleben", meinte Mallow, der 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking mit nur einmal Bronze nichts zu feiern hatte.

© sueddeutsch.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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