Canadier-Spezialist Sebastian Brendel hat sich mit Platz drei bei den Weltmeisterschaften in Duisburg zurück in die Weltspitze gepaddelt. Zwei Jahre nach seinem Halbfinal-Aus bei Olympia in Tokio meldete er sich am Samstag eindrucksvoll auf seiner Paradestrecke über 1000 Meter zurück und gewann dank eines furiosen Endspurts seine 60. internationale Medaille. "Es fühlt sich an wie Gold, ich bin so froh auf dem Podium zu sein. Dass ich das Vertrauen dem Verband mit dem Quotenplatz so zurückzahlen kann, freut mich besonders", sagte der dreimalige Olympiasieger.
Brendel, 35, war nach einer mäßigen Saison kurzfristig vom Deutschen Kanu-Verband (DKV) für die olympische Distanz nominiert worden. Die Monate zuvor waren nicht in seinem Sinne verlaufe: keine Europaspiele, damit auch keine EM-Medaille, und die vorübergehende Zurückstufung im Team. Zwischenzeitlich hatte ihm auch der acht Jahre jüngere Conrad Scheibner den Rang im Einer abgelaufen und WM-Gold gewonnen. "Ich hatte schon an mir gezweifelt, ob ich das noch so draufhabe, weil ich so lange keinen Einer mehr gefahren bin", sagte Brendel am Samstag in Duisburg.
Im Ziel hatte Brendel zwei Hundertstelsekunden Vorsprung vor dem Polen Wiktor Glazunow. Den Sieg sicherte sich sein Dauerrivale Martin Fuksa aus Tschechien vor dem Rumänen Catalin Chirila. Brendel hat dem DKV damit auch einen weiteren Quotenplatz für die Olympischen Sommerspiele in Paris im kommenden Jahr gesichert. Am Sonntag tritt er noch im Einer-Canadier über die Ausdauerstrecke 5000 Meter an.
Furioser Schlussspurt des Gold-Vierers
Ebenfalls Bronze am zweiten Finaltag sicherte sich im Kajak-Einer über die 1000 Meter Jacob Thordsen hinter dem Portugiesen Fernando Pimenta und dem Ungarn Adam Varga. Pauline Jagsch wurde über 500 Meter im Kajak-Einer Siebte. Das Canadier-Duo Lisa Jahn und Hedi Kliemke kam über 500 Meter auf Rang vier.
Bereits am Freitag hatte der Deutschland-Vierer der Kanuten mit Max Rendschmidt, Max Lemke, Jacob Schopf und Tom Liebscher-Lucz den WM-Titel gewonnen. Das Paradeboot des Deutschen Kanu-Verbandes paddelte, angetrieben vom Publikum, zu Gold vor Ungarn und der Ukraine. "Vor solch einer Kulisse und mit den drei Jungs im Boot", sagte Rendschmidt, "macht es einfach nur Spaß, die Strecke runterzurocken."
Das Olympiasiegerboot von 2021 war mit Schwierigkeiten und Platz fünf bei den Europaspielen in Krakau in die Saison gestartet. Kurz vor der WM wurde noch eine Umbesetzung vorgenommen, der schnellkräftige Lemke rückte auf Platz zwei, Liebscher-Lucz auf Platz vier. Die taktische Maßnahme ging beim Schlussspurt am Freitag auf.
Der neuformierte Kajak-Vierer der Frauen mit Lena Röhlings, Katinka Hofmann, Sarah Brüssler und Enja Rößeling kam auf Rang acht, sicherte aber einen Quotenplatz für Olympia 2024 in Paris.
Jakob Thordsen holte im K1 über die olympischen 1000 m ebenfalls Bronze, Junioren-Vizeweltmeisterin Pauline Jagsch verpasste im Kajak über 500 m mit Rang sieben den Quotenplatz für Paris nur um einen Platz. Das Frauen-C2-Duo Lisa Jahn und Hedi Kliemke (18) paddelte über 500 m mit Rang vier zwar nicht aufs Podest, löste mit der Final-Teilnahme aber zumindest das Olympia-Ticket. Weitere deutsche WM-Medaillen gab es über die nicht olympischen Distanzen. Anton Winkelmann und Leonard Busch gewannen über 1000 m im Kajak-Zweier Bronze, das Pendant im Canadier mit Moritz Adam und Nico Pickert holte wenige Minuten später sogar die Silbermedaille. Für den Canadier-Vierer reichte es nur zu Rang sechs, Ophelia Preller belegte im Canadier-Einer den fünften Platz. Bereits am Freitag hatte der Kajak-Vierer um die Tokio-Olympiasieger Max Rendschmidt, Max Lemke und Tom Liebscher-Lucz zusammen mit Jacob Schopf über die olympischen 500 m Gold geholt und damit für den ersten Höhepunkt gesorgt. Zudem gab es drei weitere Medaillen über nicht olympische Strecken. Die bis Sonntag laufende WM ist zum insgesamt sechsten Mal zu Gast in Duisburg. Im Vorjahr hatte die deutsche Mannschaft in Kanada 14 Medaillen gewonnen (2 Gold, 7 Silber, 5 Bronze).