WM 2010: Presseschau:Im Schatten der Patrioten

Lesezeit: 10 min

Die Presse hofft auf eine rosige Zukunft des deutschen Fußballs mit Joachim Löw, das große Finale wirft seine Schatten voraus, Neonazis versuchen, die Fanfeste für ihre Zwecke zu nutzen und und Spaniens Fußballfans lenken sich von der Wirtschaftskrise ab.

"Indirekter Freistoss" ist die Presseschau für den kritischen Fußballfreund. Fast täglich sammelt, zitiert und kommentiert der Indirekte Freistoss die schönsten und wichtigsten Textausschnitte und Meinungen aus der deutschen, während der WM auch aus der internationalen Presse. Täglich auf sueddeutsche.de und www.indirekter-freistoss.de.

DFB-Präsident Theo Zwanziger (re.) schüttelt die Hand von Bundestrainer Joachim Löw bei einer Pressekonferenz im Velmore Grand Hotel in Erasmia bei Pretoria. Zwanziger hat eine Einigung mit Löw über die Verlängerung des Vertrages als Bundestrainer nicht bestätigt, einem weiteren Engagement aber gute Chancen eingeräumt. (Foto: dpa)

Stefan Herrmanns (Zeit Online) bescheinigt Joachim Löw eine größere Leistung als seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann. Der Bundestrainer habe sich vor allem gegen die Kritik der Öffentlichkeit behauptet: "Als diese im Frühjahr mit Macht die Rückholung des alten Haudraufs Torsten Frings verlangte, hat sich Löw genauso darüber hinweggesetzt wie bei der Bürgerinitiative zur Begnadigung von Kevin Kuranyi. Stattdessen hat er Miroslav Klose und Lukas Podolski, zwei kriselnden Helden des 2006er Sommermärchens, sein Vertrauen geradezu aufgezwungen. Selten wurden eine Nationalmannschaft und ihr Trainer mit so viel Skepsis zu einer WM begleitet wie diesmal. Im Nachhinein aber muss man trotz des Spiels gegen Spanien zugeben: Löw hat richtig gehandelt." Der Bundestrainer habe einen lang entwickelten Plan verfolgt: "Er entscheidet weder aus dem Bauch noch nach Sympathie. Löw entscheidet nach fachlichen Kriterien, sozusagen streng nach Plan, auch wenn auf dem Platz der gegensätzliche Eindruck entsteht: Die deutsche Mannschaft lebt und hat bei dieser WM ihre Lust an der Kreativität ausgespielt. Für Löw ist Kreativität ohne Ordnung nicht möglich. Dass er beide Prinzipien miteinander versöhnt hat und die Ordnung vor lauter Kreativität nicht störend auffällt, ist seine große Leistung."

"Bitte weitermachen!", ist die Forderung von Jan Christian Müller (FR) an den Bundestrainer. Am kommenden Sonntag treffen sich Theo Zwanziger und Joachim Löw zur letzten Pressekonferenz aus Südafrika. "Sollten die beiden dann nicht in der Lage sein, grundsätzlich ihre weitere Zusammenarbeit zumindest bis zur EM 2012 in Polen und der Ukraine bekanntzugeben, wäre das eine Enttäuschung." Löw sehe sich in der besseren Verhandlungsposition - diese beruht auf dem erfolgreichen, aber nicht perfekten Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei dieser WM: "Wäre Löw mit dieser Mannschaft Weltmeister geworden, hätte er ein großes Ziel erreicht und gut argumentieren können, seine Mission sei erfüllt. Wäre er früh ausgeschieden, hätte er sein Scheitern und den folgerichtigen Rücktritt erklären können, und jeder hätte es verstanden. So aber, da der Fußballlehrer die Mannschaft zwar schön geformt, aber längst noch nicht zur Perfektion gebracht hat, muss Löw weitermachen. Sonst würde er sich mit seiner strategischen Aufbauarbeit seit 2004 unglaubwürdig machen."

Am Samstag treten sie zum letzten Mal gemeinsam auf. Günter Netzer und Gerhard Delling werden demnächst getrennte Wege gehen. Über ihre 13-jährige Zusammenarbeit, ihr freundschaftliches Verhältnis und die Zukunft von Joachim Löw sprechen beide im Interview mit Patrick Krull (Welt Online).

Lars Wallrodt (Welt Online) sieht eine große Zukunft für die deutsche Nationalmannschaft. Schon jetzt könnte sie mit den Titeln des erfolgreichsten Torschützen, des hoffnungsvollsten Nachwuchsspielers oder sogar des besten Spielers des Turniers die Heimreise antreten. Doch es gebe einen Haken: "Die wichtigste Trophäe fehlt: der World Cup." Dabei spielte das "ballacklose Team Fußball, dass es eine Freude war. 4:1 gegen England, 4:0 gegen Argentinien - das waren keine Siege, das waren Fußballwunder. Während alte Konkurrenten wie Italien und Frankreich nach ihrem Vorrunden-Aus in Europa mit Spott empfangen wurden, zelebrierte die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw das Spiel. Dass es am Ende nicht zum Finaleinzug reichte, lag vor allem an Spanien, dem derzeit besten Team der Welt." Früher sei das Spiel selten schön, aber dennoch effektiv gewesen. "Nun spielt die Mannschaft mit dem Bundesadler auf der Brust beinahe südländisch, und gilt zudem als Musterbeispiel für gelungene Integrationsarbeit. Und es könnte noch besser werden. Die deutschen Fans haben allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. In Südafrika lief die zweitjüngste deutsche WM-Mannschaft nach 1934 auf."

WM 2010: Pressestimmen
:"Schland unter"

Die internationale Presse verneigt sich vor der starken Vorstellung der Selección gegen Deutschland, während in Spanien sogar auf Katalanisch gejubelt wird. Trost für Deutschland: Der DFB-Auswahl gehöre die Zukunft.

Jonas Beckenkamp

Für den Spielführer der Nationalmannschaft, Philipp Lahm, sei ein Sieg im Spiel um den dritten Platz auch ein Argument gegen Michael Ballacks Rückkehr ins Kapitänsamt, meint Michael Alshelm (FAZ). Nach dem verlorenen Halbfinale müssten "Ballacks junge Nachfolger allerdings die schweren Dämpfer von Durban verarbeiten. Ein Turnier mit mitreißenden Darbietungen von deutscher Seite und vielen Hoffnungen endete mit Ernüchterung. Dennoch versuchte Lahm, sich nach außen nicht zu lange mit dem Negativerlebnis zu beschäftigen. Er lobte die Gesamtleistungen der deutschen Elf, rühmte wieder die Qualitäten der jungen Spieler, wandte sich nach vorne und blickte auf den Samstag in Port Elizabeth, wo die Deutschen im Spiel um Platz drei auf die Auswahl Uruguays treffen werden. Nach Wochen harter Arbeit, physischer und psychischer Belastung und intensiven Lagerlebens soll eine letzte gemeinsame Kraftanstrengung wenigstens den kleinen Abschlusserfolg sichern." Für den Münchner sähe es nicht gut aus, "wenn die Mannschaft, welche er als mitverantwortlicher Kapitän führt, zum Ausklang ein schwächliches oder gar unmotiviertes Bild abgäbe. So stark hat Lahm sich in den vergangenen Wochen vor das Team gestellt und auch seine neue Rolle gegenüber seinem Vorgänger herausgehoben."

Trotz der Halbfinalniederlage gegen Spanien schwappt der deutschen Nationalmannschaft eine Welle der Sympathie entgegen. Nicht nur im eigenen Land zeigt man sich begeistert über das Auftreten bei der WM. Auf Spiegel Online berichten Journalisten aus den verschiedensten Ländern vom neuen Deutschland-Bild. In Großbritannien, so Carsten Volkery, wurden Stimmen laut, dem alten Erzrivalen nachzueifern: "Dass diese junge Elf auch noch frisch spielte und viele Tore schoss, sorgte auf der Insel für eine gewisse Bewunderung - und nicht selten für unverhohlenen Neid. Viele forderten, sich Deutschland zum Vorbild zu nehmen und die deutsche Nachwuchsarbeit zu imitieren." Auch unser westliches Nachbarland Frankreich ist von den Auftritten der deutschen Elf euphorisiert, wie Stefan Simons schreibt: "Wie schön ist diese Crew', freut sich Le Monde nach dem Sieg über Argentinien und dekliniert den Elogen-Segen der Fans über die "deutschen Eroberer" herunter: "Wunder der Jugend, Frische, Dynamik, Enthusiasmus, Spontaneität, Wagemut, Intelligenz". Weitere Berichte über den "Sympathie-Weltmeister" gibt es aus Holland, Italien, Israel, Russland, Skandinavien und Südafrika.

Die Nationalelf hat die große Party abgesagt und wird sich nach der Rückkehr aus Südafrika nicht auf der Fanmeile in Berlin präsentieren. Peter von Becker und Stephan- Andreas Casdorff (Tagesspiegel) haben dazu ihre ganz eigenen Ansichten. Für von Becker sei die Entscheidung durchaus nachvollziehbar: "Unsere Jungs sind in Südafrika eben auch insoweit überraschend erwachsen geworden und wollen nicht nach jeder Pfeife tanzen. Gleich nach dem Spanien-Spiel haben Lahm & Co., mit Trauer und Tränen in den Augen, schon die allerdämlichsten Reporter-Fragen erdulden müssen. Und nun nehmen sie sich das Recht, nach aller Begeisterung, aber auch nach allem Druck und einem gerade geplatzten Traum, mal innezuhalten." Stephan-Andreas Casdorff dagegen ist von dem Beschluss des Teams enttäuscht. Er erinnert an die große Unterstützung, die die Mannschaft von den Fans erhalten habe: "Erstens müssen sie kommen, weil sie Profis sind. Die verdienen Geld durch Tausende, die in die Stadien strömen. Zweitens müssen sie kommen, weil sie Profis sind. Die wissen, wem sie was verdanken, wer sie trägt. 350.000 waren es allein auf der Fanmeile! Und wenn die Jungs es nicht wissen, dann muss es ihnen der Trainer sagen. Oder der DFB-Chef. Ein kurzer Lauf an der Siegessäule verlangt nicht viel. Nur ein bisschen Leidenschaft im Bein."

Im Interview mit Susanne Führer (Deutschlandradio) spricht der Philosoph Gunter Gebauer über die große Enttäuschung der Fans nach dem WM-Aus und die Vorbildfunktion des Teams.

Wer in der Elftal derzeit den Unterschied ausmacht, brauch man eigentlich gar nicht mehr erwähnen: Wesley Sneijder. Was diesen Mann so stark macht, fasst Stephan Ramming in der Neuen Zürcher Zeitung kurz und prägnant zusammen: "Er ist ein Produkt der Ajax-Schule, schnell, wendig, beidfüssig, mit herausragendem Pass und blendender Technik." Nachdem es bei Real Madrid nicht gut lief, sei Sneijder im letzten August zu Inter Mailand verschoben worden. Mehr als ein Glücksfall: "Unter dem Inter-Trainer José Mourinho fand der offensive Mittelfeldspieler in der vergangenen Saison die Balance zwischen Anmaßung, kühler Selbstkontrolle und dem Blick für das Wichtige im Team." Nach drei gewonnen Titeln in diesem Frühling mit Inter Mailand stehe am Sonntag in Johannesburg der vierte Titel innerhalb von 68 Tagen an. "Wer Sneijder in den letzten Tagen mit anhaltendem Lachen und stechendem Blick auf und neben dem Platz erlebt hat, hegt keinen Zweifel: Sneijder will zurzeit alles, was er kriegen kann."

Auf einen verkannten Arbeiter in der holländischen Nationalmannschaft blickt Frank Hellmann (FR). Giovanni van Bronckhorst, der am Sonntag sein letztes Spiel für Oranje machen wird, stehe selten im Rampenlicht. Und doch könne "er zum Hauptdarsteller werden. Der Kapitän des Siegerteams empfängt ja traditionell diesen Goldpokal, um den sich seit dem 11. Juni in Südafrika die besten Fußballer der Welt balgen. Bekommt ihn van Bronckhorst überreicht, wird das ein Bild für die Ewigkeit." Bis zu seinem Auftritt gegen Uruguay habe sich "nicht mal die Heimat wirklich für ihren braven Verteidiger links hinten in der Viererkette interessiert, weil Künstler wie Arjen Robben, Egomanen wie Wesley Sneijder oder Charaktere wie Robin van Persie den Stoff für die Geschichten lieferten." Doch dann habe die Nummer fünf ihren einzigen "Torschuss abgegeben. Halblinks versetzt weit weg von der Strafraumgrenze. Aus 37 Metern. Und dieser einzige Versuch war drin. Zum 1:0 gegen Uruguay." Eben jenes Tor steigere daher auch erheblich "die sonntägliche Aussicht mit der begehrten Trophäe im Konfettiregen und Blitzlichtgewitter im Mittelpunkt zu stehen. Nur noch ein einziges Mal."

Peter B. Birrer (NZZ) hat die neue spanische Sachlichkeit entdeckt. Die Bilanz der Vorrunde sowie des eher mittelprächtigen Achtel- und Viertelfinals werfe niemanden um, aber: "Früher sind die Spanier in entscheidenden Momenten oft gescheitert. Jetzt leben sie das offensichtlich anders, effizienter, erfolgsorientierter." Beim Stöbern im Archiv ist Birrer zudem aufgefallen, dass die Entwicklungsprozesse der spanischen Spieler schon vor einigen Jahren absehbar waren: "Nach dem 1:3 Spaniens im WM-Achtelfinale 2006 gegen Frankreich wurde der damalige Spanien-Trainer Aragones in der NZZ so zitiert: "Die Jugend hat das Vorrecht, Fehler zu machen. Aber sie steht auch in der Pflicht, daraus zu lernen. Eines Tages wird der Konstellation von Rohdiamanten der Durchbruch gelingen." 2006 dabei waren: Casillas, Puyol, Xavi, Torres, Xabi Alonso, Fabregas, Villa und Sergio Ramos. Sie sind geschliffen, die Diamanten: 2008 EM-Titel, 2010 WM-Finale."

Der Engländer Howard Webb darf das Finale zwischen Holland und Spanien pfeifen. Ian Chadband vom Daily Telegraph freut sich über die Chance, bei diesem "von englischer Inkompetenz geprägten Turnier" ein "Minimum an Nationalstolz" wiederherstellen zu können. Der 38-jährige Webb sei für sein außerordentlich gutes Turnier belohnt worden, indem er nun als erster Schiedsrichter überhaupt innerhalb einer Saison sowohl das Europapokal-Finale als auch das Endspiel der WM leiten dürfe. Ein Blick in die Geschichte zeige, dass alle drei vorherigen englischen Schiedsrichter in einem WM-Endspiel mit kniffligen Entscheidungen zu kämpfen hatten, "ein Verhängnis, auf das Webb gerne verzichten kann, besonders nachdem er im Anschluss an das EM-Spiel zwischen Polen und Österreich im Jahr 2008 Morddrohungen erhalten hatte."

Für Uruguay stelle das Erreichen des kleinen Finales einen großen Erfolg dar, so Frauke Böger (taz). Schon vor dem Halbfinale gegen Holland habe sich die Begeisterung über die Leistung der Mannschaft in Uruguay gezeigt: "Der Stolz, der durch die Straßen Montevideos getragen wird, ist berechtigt. Weil sie es fußballerisch weit gebracht haben, nicht weil sie Maradona heißen." Seit der WM 1970, die mit dem vierten Platz endete, habe man in dem südamerikanischen Land keine Weltmeisterschaft so gebannt verfolgt. Und die Spiele der Celeste haben begeistert: "Die letzten zehn Minuten des Halbfinales gegen Holland, als Uruguay zum 2:3 aufholte und die Möglichkeit eines Ausgleichs und der Verlängerung noch mal in greifbare Nähe rückte, gehörten zu den aufregendsten des Turniers." Im Spiel um den dritten Platz könnten sich die "Weltmeister der Latinos" nun noch zumindest die kleine Krone aufsetzen, obwohl sie auch bei einer Niederlage schon Großartiges erreicht hätten: "Sie sind weiter gekommen als alle anderen Südamerikaner. Uruguay hat schon gewonnen."

Auf den deutschen Fan-Meilen wird gefeiert, gejubelt und auch getrauert. Zumeist läuft des alles friedlich und ohne große Zwischenfälle ab. Doch der Eindruck täusche, wie Olaf Sundermeyer (Zeit Online) schreibt: "Denn im Schatten des sanften Fußballpatriotismus der Massen tummeln sich auch etliche Neonazis." Diese könnten in der Anonymität der breiten Masse untertauchen und vielerorts ihre Symbole frei zur Schau stellen. Über das Siegtor gegen Ghana von Mesut Özil "freuen sich auch die Gäste in einem Lokal im niedersächsischen Haste, wo eine Reichskriegsfahne - das Ersatzsymbol der verbotenen Hakenkreuzfahne - zur selbstverständlichen Dekoration beim Public Viewing gehört." Die Neonazis bedienten sich der Euphorie, die in den vergangenen Wochen von einer multiethnischen Nationalmannschaft ausgelöst wurde: "Das passiert mittels juristisch unbedenklicher Symbolik, wie sie die NPD über ihr 'nationales Warenhaus' vertreibt: Mit kleinen schwarz-weiß-roten Autofähnchen für fünf Euro das Stück, wie man sie derzeit beispielsweise im Berliner Osten gelegentlich an den Autos sieht."

Über das Schicksal einer lesbischen Fußballerin in Südafrika berichtet Martina Schwikowski (taz). Die 30-jährige Thuli Ncube spielt seit zwei Jahren beim Fußballverein der Lesbenorganisation FEW. Doch ihre Leidenschaft für das runde Leder habe schon in ihrer Jugend begonnen: "Schon als kleines Kind hat sie mit den Jungen in der Nachbarschaft in Soweto mitgespielt. 'Ich war oft das einzige Mädchen, und meine Oma hat immer gesagt, was machst du bloß da mit bei den Jungen?'". Dass sie Fußball spielt, sei für ihre Großmutter jedoch kein Problem gewesen, schwerer habe da ihre Homosexualität gewogen: "Oft ist Thuli von zu Hause weggegangen, einfach um allein zu sein. Ihre Mutter hatte sie mit ihrer Reaktion überrascht, als Thuli sich ihrer Familie gegenüber öffnete und zur Lesbe bekannte. Die Mutter sagte nur: 'Wenn du glücklich bist, bin ich es auch.' Für die Großmutter war das schon schwieriger. 'Ich sehe meine Oma wie eine Vaterfigur an, denn mein Vater hat sich nie um uns gekümmert', sagt Thuli. Lesbe sein, das ist in der traditionellen südafrikanischen Gesellschaft mit Stigma verbunden. "Man fühlt sich nie wirklich sicher."

Fußball schauen, um die Krise zu vergessen? Spanien steht nach dem Sieg gegen Deutschland zum ersten Mal in einem WM-Finale. Die Euphorie auf der iberischen Halbinsel ist dementsprechend groß. Doch von den wirtschaftlichen Problemen kann auch der Fußball nicht lange ablenken, weiß Anne Seith (Spiegel Online). Sie schreibt vom Generalsekretär des Verbandes der Kunden von Banken, Sparkassen und Versicherungen: "Einer, der überhaupt keine Zeit hat, den Sieg im Halbfinale zu feiern, ist Fernando Herrero. Der hagere 35-Jährige mit den mittelblonden Haaren und den gebeugten Schultern schlägt sich gerade mit Schulden von zig Milliarden Euro herum. Und auch der Sieg im Fußball macht ihn nicht wirklich glücklich. 'Das ist eine kurze Erleichterung für die Leute', sagt er. Aber die vielen, die nicht wüssten, ob ihr Geld bis zum Ende des Monats reicht, werde selbst ein Sieg im Finale am Sonntag nicht retten." Wie groß die Probleme in Spanien seien, werde in Deutschland nicht wirklich erkannt, denn hier "mögen die Schreckensgerüchte über Spanien verstummt sein, in Spanien selbst kämpfen Politiker und Bevölkerung immer noch mit der Krise. Die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 20 Prozent und trifft vor allem junge Leute. Bei den Banken drohen hohe Abschreibungen wegen notleidender Hypothekenkredite."

Presseschau zusammengestellt von Marc Vits.

© sueddeutsche.de/mb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: