Werder Bremen:Werder ist wieder Werder

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Applaus, Applaus: Rückkehrer Davie Selke beglückt Werder. (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Gegen Borussia Dortmund zeigen abstiegsbedrohte Bremer mal wieder ihre spielerischen Qualitäten. Trainer Florian Kohfeldt hofft nun, dass sein Team den Mut konserviert.

Von Jörg Marwedel, Bremen

Ein paar Scherze hat Florian Kohfeldt schon gemacht nach dem Pokal-3:2 über Borussia Dortmund. Etwa, dass die starke Leistung des Japaners Yuya Osako darauf zurückzuführen sei, dass erstmals im Teamhotel auch Sushi auf der Karte stand. Wichtiger sei aber gewesen, dass er ihm klargemacht habe, er müsse sofort wieder aufstehen, wenn er den Ball verliere. Das war in der Vergangenheit oft nicht so. Dann habe er Osako umarmt. Und auch nach dem Schlusspfiff in diesem aufregenden Pokalspiel hat Kohfeldt alle in die Arme geschlossen, die sich ihm in den Weg stellten. Seine euphorische Erkenntnis: "Wir haben unseren Fußball wiedergefunden." Was hieß: Es wurde nicht nur gekämpft, sondern auch wieder gespielt.

Fast alle Profis spielten am Dienstagabend eine Klasse besser als in den Monaten zuvor. Etwa Marco Friedl, Maximilian Eggestein und Keeper Jiri Pavlenka. Auch die jüngste Sturm-Erwerbung Davie Selke (von Hertha BSC ausgeliehen) hatte großen Anteil am Aufschwung. Er habe "ein anderes Element" hereingebracht, befand Geschäftsführer Frank Baumann. Selke habe ein Näschen für Chancen, laufe viel und öffne Räume für Mitspieler.

Nach dem 1:0, als Selke nach einem von Marwin Hitz nicht festgehaltenen Schuss von Milot Rashica zur Stelle war, hätte er kurz vor der Pause auch noch das 3:0 auflegen müssen. Aber Selke übersah Rashica. Danach musste er vom Feld, weil er Probleme mit dem Hüftbeuger hatte. Noch hoffen die Bremer, dass er im nächsten Bundesligaspiel gegen Union Berlin wieder dabei sein kann.

Auch Leonardo Bittencourt war nicht nur wegen seines Tores in den Winkel zum 2:0 ein wesentlicher Teil des Erfolgs. Bei ihm, der laut Kohfeldt das "Pokal-Gen" in sich trägt, fanden auch die zwei Reden, die der Coach am Montag und vor dem Anpfiff gehalten hatte, viel Anklang. Kohfeldt berichtete später, er habe darin gesagt, man dürfe auch Fehlpässe spielen. Mut sei das Wichtigste. Mutig war diesmal auch Keeper Pavlenka. Der sonst so schweigsame Tscheche hielt nicht nur die Führung mit etlichen Paraden fest, er tauchte erstmals auch vor den Reportern auf. Jetzt habe man gesehen, wie es geht, sagte er. Er hoffe, dass man auch gegen Union Berlin das neugewonnene Selbstbewusstsein zeige.

Das wird auch nötig sein, denn wie sagte Baumann: Die Lage in der Bundesliga sei als Drittletzter weiter "dramatisch". Das wollte auch Kohfeldt nicht vergessen. Was ihm Hoffnung macht, ist die Art des Erfolges. Bei den letzten beiden Siegen in Wolfsburg und Düsseldorf sei ja von der Idee, wie man eigentlich Fußball spielen möchte, wenig zu sehen gewesen. Jetzt hofft der Coach, dass die Zuschauer auch gegen Union Berlin Fehlpässe verzeihen und nicht nur gegen Hochkaräter wie Dortmund. Nur dann könne Werder wieder wie Werder spielen.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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