Werder Bremen:Born tritt zurück

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Neue Vorwürfe zu angeblichen Transfer-Sonderzahlungen veranlassen Bremens Geschäftsführer Jürgen L. Born zum Rücktritt. Als Nachfolger ist Marco Bode im Gespräch.

Jörg Marwedel

Den 1:0-Sieg von Werder Bremen im Uefa-Cup gegen den AS St. Etienne am Donnerstag hat Jürgen Ludger Born, 68, nicht miterlebt. Es heißt, er sei nach Südamerika geflogen, weil er dort in den nächsten Tagen Großvater werde. In entgegengesetzter Richtung waren schon wieder neue Nachrichten aus Peru in Bremen eingegangen, die Born weniger gefallen konnten als die bevorstehende Geburt des Enkels. Am Freitagnachmittag ist der Vorstandsvorsitzende von Werder, dessen Ämter bereits seit Samstag ruhten, zurückgetreten.

Soll an Transfers verdient haben: Jürgen L. Born, ehemaliger Geschäftsführer von Werder Bremen. (Foto: Foto: AP)

"Aufgrund der Tatsache, dass ich erneut Gegenstand von Berichten im Zusammenhang mit Finanztransaktionen der peruanischen Firma ,Image' bin, werde ich meinen ohnehin zum Jahresende geplanten Rückzug aus der Geschäftsführung von Werder Bremen vorziehen", ließ der frühere Banker verbreiten.

Jüngster Anlass war ein Bericht der Zeitung La Repubblica. Demnach soll Born nicht nur 2001 am Transfer des peruanischen Profis Roberto Silva nach Bremen 50.000 Dollar verdient haben, sondern 2003 auch bei der Vertragsverlängerung von Nelson Valdez. Die Zeitung beruft sich auf den Anwalt Edgardo Mercado, der die Ehefrau des Spielerberaters Carlos Delgado im Scheidungskrieg vertritt.

Delagado ist Chef der Spielerberatungsagentur "Image", an der auch der peruanische Werder-Profi Claudio Pizarro Anteile hält. Laut Mercado hat Born auch im Falle Valdez Geld erhalten. Er habe Delgado gebeten, eine Rechnung über insgesamt 200.000 Euro auszustellen. Zwischen 100.000 und 150.000 Euro sollen auf das Konto von Sonia Haedo, der Schwester des Profis, überwiesen worden sein, der Rest auf ein Konto bei der Deutschen Bank. Der Inhaber: angeblich Maximilian Born, der Sohn des Klubchefs.

Werder Bremen will weitere Prüfungen einleiten. Schon wegen des Silva-Falles hat der Aufsichtsrat eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt, um herauszufinden, ob jene 50.000 Dollar, die Born 2001 von Delgado auf ein Konto der Banco Montevideo erhielt, sein Anteil am Transfergeschäft waren. Man werde die Untersuchungen auch nach Borns Rücktritt "auf jeden Fall durchführen lassen", sagte Aufsichtsratschef Willi Lemke, man sei "verpflichtet, zum Wohle von Werder die nötige Transparenz zu schaffen".

Lemke bezeichnete Borns Schritt als "folgerichtige Entscheidung". Offenbar haben die verantwortlichen Personen im Verein nun nicht mehr das Vertrauen in Born, das Geschäftsführer Klaus Allofs bis zum Beweis des Gegenteils aufrecht erhalten wollte. Der belastete ehemalige Chef betonte auch in seiner letzten Erklärung, er habe "keinerlei unerlaubte finanzielle Vorteile auf Kosten der Werder Bremen GmbH & Co KG aA gezogen". Der Nachweis darüber erfordere jedoch einige Zeit. Er wolle Werder daher "von unnötigen Belastungen frei halten".

Nachfolger Marco Bode?

Auch wenn die Causa Born noch nicht abgeschlossen ist, lässt sich erahnen, wie besonders mit Auslandstransfers illegal Geld verdient werden kann; die Geldflüsse sind kaum nachweisbar. Auch deshalb sitzt Delgado gerade in Peru wegen Steuerhinterziehung vor Gericht. Auch der frühere Leverkusener Manager Reiner Calmund saß bereits wegen vermuteter Untreue vor Gericht; sein Abschied von Bayer 2004 soll mit fragwürdigen Machenschaften zu tun gehabt haben.

Insider sagen, dass auch etliche Trainer die Hand bei Transfers aufhalten. Die 2001 getätigte Zahlung von Delgado an Born sei, gab Born an, die Rückzahlung eines Privatkredits gewesen. Der von ihm als Freund bezeichnete Berater habe eine Weltreise geplant - wobei 50.000 Dollar für den berühmtesten Spielervermittler Perus eher ein kleiner Betrag sein dürften.

Zurück zu Werder Bremen. Wie Lemke noch mitteilte, werde der Vorstand - wie am Montag beschlossen - bis auf weiteres von Klaus Allofs geführt. Der bisherige Geschäftsführer für den Profisport kann sich diesen Job auch längerfristig vorstellen. Der bislang für Marketing zuständige Manfred Müller übernimmt zunächst von Born den Bereich Finanzen. Nächstes Jahr aber geht auch Müller in Rente.

Neues Vorstandsmitglied könnte dagegen schon bald Marco Bode, 39, sein. Der frühere Nationalspieler bestätigte, dass "es Überlegungen gibt, in denen ich eine Rolle spiele". Es würde ihn reizen, "eine gestalterische Aufgabe in meinem Verein zu übernehmen".

© SZ vom 14.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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