Wasserball:Auf ins Abenteuerland

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Jubel nach dem letzten Sieg: Münchens Wasserballer steigen zum ersten Mal in der 53-jährigen Bundesligageschichte ins Oberhaus auf. (Foto: Julian Siebenhaar/oh)

Premiere in der seit 53 Jahren bestehenden Wasserball-Bundesliga: Die Wasserballer der SG Stadtwerke München steigen ins Oberhaus auf - und sind gut auf diesen Schritt vorbereitet.

Von Sebastian Winter

Sie jubelten fürs Siegerfoto am späten Sonntagnachmittag in der Münchner Olympiaschwimmhalle, Männer mit nacktem Oberkörper und in engen Badehosen - und sie hatten ja auch allen Grund dazu. Denn die Wasserballer der SG Stadtwerke München haben Historisches geschaffen in ihrem Randsport. Zum ersten Mal in der seit 53 Jahren bestehenden Wasserball-Bundesliga sind sie ins Oberhaus aufgestiegen, in einem Qualifikationsturnier, das kaum dramatischer hätte sein können; und das am Ende den bayerischen Erstligisten SV Weiden nach fünf Jahren in die zweite Liga spülte.

Zunächst bezwangen die Münchner bei ihrem Heimturnier den späteren Absteiger Weiden am Freitag mit 11:9. Im zweiten Spiel gegen den Favoriten SV Blau-Weiß Bochum, der am Ende mit den SG-Wasserballern in die erste Liga aufsteigen sollte, brachen die Münchner nach einer starken ersten Halbzeit ein und verloren 8:15. Gegen die SpVgg Laatzen rettete sich die Mannschaft von Trainer Ivan Mikic nach einem 9:12-Rückstand zwölf Sekunden vor Schluss in ein enorm wichtiges Unentschieden. Denn damit hatten die Münchner in ihrer letzten Partie am Sonntag vor knapp 500 Zuschauern den Aufstieg in eigener Hand. Sie mussten die WU Magdeburg bezwingen - und taten dies mit 13:8. "Wir haben Geschichte geschrieben und betreten für uns absolutes Neuland. Jetzt gehen wir das Abenteuer an", sagte Mikic.

Ein Abenteuer, das nur möglich wurde, weil der Zweitliga-Süd-Meister SC Neustadt sich überraschend vom Qualifikationsturnier und dem möglichen Erstliga-Aufstieg abgemeldet hatte. Die Rheinland-Pfälzer hätten zu viele Stammspieler ziehen lassen müssen in der kommenden Saison und sahen keine sportliche Perspektive mehr. Die Münchner sprangen ein - als Ausrichter und schließlich auch als Aufsteiger.

Darf mit München in der kommenden Saison erste Bundesliga spielen: Aaron Katona aus der eigenen SG-Jugend. (Foto: Julian Siebenhaar/oh)

Geliebäugelt mit dem Schritt in die erste Liga hatte die SG schon länger, aber es dauerte eine Zeit, bis die Strukturen gewachsen waren. Aber inzwischen rekrutieren Mikic und sein Trainerteam immer wieder Jugendliche aus dem starken eigenen Nachwuchs, am Wochenende spielten beispielsweise Philip Siebenhaar, Luc Hirte, Aaron Katona und Thomas Perschthaler mit, alle sind Jahrgang 2004. "Wir haben eine homogene, gute Truppe und eine ganz tiefe Bank", sagt Mikic: "Das ist der Unterschied zu den vergangenen Jahren." Da war die Mannschaft zwar auch schon stark, aber nicht so homogen, weil es an richtig guten Ersatzspielern mangelte.

Wegen der Sanierung der Olympiaschwimmhalle hatten Münchens Wasserballer außerdem jahrelang in Giesing in einem eigentlich nicht einmal zweitligatauglichen Becken im Untergeschoss eines Schulungszentrums trainiert und gespielt. Die Olympiaschwimmhalle ist aber längst wieder zu ihrer Heimat geworden - erstligareif ist sie ohnehin. Kleinere Umbauten müssten noch gemacht werden, erzählt Mikic, auch eine fest installierte Anzeigetafel würde ihn glücklich machen. "Der Etat wird nicht explodieren", sagt Mikic, er hofft mit seinen Wasserballern dennoch auf noch mehr Unterstützung durch die Stadtwerke. "Wir haben unser sportliches Zeichen jetzt gesetzt."

München spielt in der schwächeren Gruppe B künftig auch gegen Würzburg

Die neue Erstligasaison startet im Oktober, im Oberhaus werden dann wieder wie vor der Corona-Pandemie üblich je acht Teams in zwei Gruppen antreten. In der stärkeren Gruppe A spielen Profiklubs wie Hannover, Spandau Berlin oder Duisburg, München nimmt nun in der schwächeren Gruppe B Weidens Platz ein. Damit kommt es auch erstmals zum bayerischen Erstligaduell mit Würzburgs Wasserballern.

Im August soll die Vorbereitung für die Münchner beginnen, aber erst einmal müssen Mikic und Co. den neuen Kader zusammenbasteln. Der eigene Nachwuchs soll darin weiterhin eine große Rolle spielen, die Mannschaft werde sich im Vergleich zur Vorsaison kaum verändern. Auch weil Zukäufe von Profis für die Münchner finanziell nicht möglich seien, wie Mikic betont. Er hat aber schon Kontakt zu zwei erstligaerfahrenen Zugängen aufgenommen, die in München, wenn alles klappt, studieren beziehungsweise arbeiten werden. Es sind Hugo Curty und Sergio Roman Ramirez - Letzterer spielte zuletzt für, man ahnt es, den etwas bedauernswerten SC Neustadt.

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