Wahl zum Fifa-Präsidenten:Jordanier soll Blatter herausfordern

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Ersthafter Gegner? Prinz Ali bin Al-Hussein (li.) - ein Bruder des jordanischen Königs Abdullah II. - könnte Fifa-Chef Sepp Blatter herausfordern. (Foto: imago sportfotodienst)

Suche nach einem starken Konkurrenten für den Fifa-Chef: Der Jordanier Ali bin Al-Hussein soll gegen Sepp Blatter antreten. Die Uefa würde ihn generell unterstützen. Doch ist ein arabischer Vertreter für alle Europäer wählbar?

Von Thomas Kistner, München

Der Schattenkandidat nimmt Konturen an. Prinz Ali bin Al-Hussein ist nach SZ-Informationen der Mann, der Sepp Blatter im Mai 2015 bei der Fifa-Präsidentenwahl herausfordern und sich dabei auf ein breites Votum der Kontinentalverbände Asiens (AFC) und Europas (Uefa) stützen soll. Der jordanische Prinz führt seinen Nationalverband und gehört auch der Exekutive des Fußball-Weltverbandes an. Und er entstammt einer Familie, die erstaunlich tief im Weltsport verwurzelt ist. Alis Schwester Haya präsidiert dem Reiterweltverband FEI und sitzt gemeinsam mit Prinz Feisal, einem weiteren Bruder, im Internationalen Olympischen Komitee.

Diese Konstellation zeigt: Dem ob der Korruptionskultur in seiner Fifa weltweit unter Beschuss geratenen Blatter könnte in dem gut vernetzten 39-jährigen Jordanier eine Bedrohung erwachsen. Ali könnte die gebündelte Wirtschaftsmacht der arabischen Welt hinter sich versammeln nebst einem Großteil der knapp 50 Voten Asiens im (insgesamt 209 Länder umfassenden) Fifa-Wahlvolk - und dann von einer politischen Allianz mit dem wichtigsten Erdteilverband profitieren, der Uefa.

Wie es heißt, hat Uefa-Präsident Michel Platini, nachdem er im August seinen Verzicht auf eine Fifa-Kandidatur erklärt hatte, über Monate diskret auf seinen Vertrauten aus Jordanien hingewirkt. Dies bestätigen Quellen im Umfeld des Uefa-Chefs. Demnach habe Platini mittlerweile auch schon einzelne, ihm nahestehende Mitglieder des Uefa-Vorstandes in seine kühnen Gedankenspiele eingeweiht - um die grundsätzliche Stimmung für einen Kandidaten aus der arabischen Welt auszuloten.

Dies erscheint als das größte Problem.

Käme es zu dieser Allianz, würde Platini versuchen, den Großteil der 54 Voten Europas hinter den Kandidaten zu bringen. Hinzu käme ein Teil aus dem Afrikaverband Caf, der 56 Voten hat. Tendenziell fanden sich viele Länder Afrikas schon bei Katars Bemühungen seinerzeit um die WM 2022 und die - letztlich an einer Korruptionsorgie gescheiterte - Präsidentschaftskampagne des Fifa-Vizepräsidenten Mohamed Bin Hammam 2011 auf arabischer Seite.

Ein offizielles Statement der Uefa gibt es nicht; intern hieß es am Mittwoch, Platinis Sondierung sei nicht abgeschlossen. Vermutlich gerät das Thema aber nächste Woche beim Uefa-Treff in Frankfurt auf die Agenda. Ali äußert sich zwar nicht offiziell, jedoch zitiert der Webanbieter Inside World Football sein jordanisches Büro: Der Prinz habe "weder bestätigt noch verneint", dass er Blatter herausfordern wolle. Er prüfe seine Chancen, heißt es in eingeweihten Kreisen. Meldeschluss für Herausforderer des Throninhabers Blatter, der in eine fünfte Amtszeit gehen will, ist erst der 29. Januar 2015.

© SZ vom 27.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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