Volleyball:Großer Kampf in kleiner Halle

Lesezeit: 2 min

Obwohl Eric Burggräf und die Herrschinger Volleyballer wussten, was kommt, taten sie sich gegen Aufsteiger Freiburg schwer. (Foto: Reuhl/Fotostand/Imago)

Herrschings Bundesliga-Volleyballer fangen sich gegen Aufsteiger Freiburg rechtzeitig, gewinnen 3:1 und beenden Jahr und Hinrunde auf Tabellenplatz drei.

Von Katrin Freiburghaus

Aus Sicht der WWK Volleys Herrsching hätte man sich den Abend des 30. Dezember kaum gelungener ausdenken können. In ihrer alten Heimat, der Nikolaushalle am Ammersee, rangen sie Freiburg in einem zwei Sätze lang hart umkämpften Match letztlich deutlich mit 3:1 nieder (21:25, 25:21, 25:16, 25:13). In ihrer kleinen Halle mit der zu niedrigen Decke, in die die Oberbayern nach ihrem Umzug in den Münchner BMW Park für einzelne Spiele zurückkehren dürfen, blieb dabei keine noch so abenteuerliche Sitzgelegenheit leer. Einige Fans hatten es sich sogar auf den Sprossenwänden hinter dem Feld so gemütlich gemacht, wie das eben möglich ist.

Für den Geschmack von Herrschings Trainer Thomas Ranner hätte die Partie den ersten Durchgang dennoch nicht gebraucht. Seine Mannschaft benötigte lange, um gegen den Aufsteiger Zugriff auf das Spiel zu bekommen. Das lag weniger an der Durchschlagskraft der Gäste als an den zunächst mäßig zwingenden Aufschlägen der Herrschinger. Das hatte zur Folge, dass Freiburg das Spiel mit vielen Finten langsam und unübersichtlich machte. "Die haben gekämpft", sagte Zuspieler Eric Burggräf, "aber im Prinzip auch genau das gemacht, was wir erwartet und worauf wir uns vorbereitet hatten. Trotzdem haben wir es anfangs nicht hinbekommen." Herrsching fand zu keiner eigenen Linie, entwickelte im Angriff zu wenig Durchschlagskraft und produzierte viele Eigenfehler. Entsprechend gedrückt war die Stimmung nach dem verlorenen Auftaktsatz. "Da hingen die Köpfe, und das dürfen wir halt nicht machen", sagte Burggräf.

Ranner änderte dennoch nichts an seiner Aufstellung, in der unter anderem Diagonalangreifer Filip John gesundheitlich leicht angeschlagen fehlte. Er wurde vom Herrschinger Eigengewächs Laurenz Welsch vertreten, der zum wertvollsten Spieler gewählt wurde, sich als Außenangreifer allerdings erst in seine Rolle hatte finden müssen. "Ich hab' eine relativ tiefe Bank und genieße das", sagte Ranner. Die Rotation, die auch Außenangreifer Daniel Gruvaeus neben das Feld befördert hatte, sei nicht aus personeller Not geboren gewesen. Bis auf Mittelblocker Djordje Ilic hätten alle angeschlagenen Spieler spielen können, "aber wenn wir in diesen Spielen nicht lernen und wachsen, wird es gegen die Top-Teams nicht reichen - du brauchst am Ende alle Spieler".

"Was wir jetzt ernten, ist, was wir an Arbeit in die letzte Rückrunde gesteckt haben", sagt Ranner

Das Risiko war jederzeit ein wohl kalkuliertes. Einen Punktverlust hätte sich Ranner die Entwicklungsmaßnahme kaum kosten lassen; zu gut steht sein Team als Tabellen-Dritter nach der Hinrunde da, zu ansehnlich sind die nun acht Erfolge nach elf gespielten Partien. Doch rein sportlich betrachtet war der Abend eine Momentaufnahme - eine angenehme zwar, aber eben nicht mehr, wie Ranner mehrfach betonte. Der schwierigere Teil der Saison beginne aus seiner Sicht im neuen Jahr. Die Ausgangssituation vor den Playoffs nach der Hauptrunde halte er für den Saisonausgang nicht für das alles entscheidende Kriterium. Mit Blick auf den aktuellen Tabellenplatz mahnte der 36-Jährige: "Wir müssen gucken, dass wir uns darauf nicht ausruhen, sondern die nächsten Schritte gehen."

Über das Geschehen auf dem Feld hinaus betrachtet, war der Jahreswechsel hingegen ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenfazit. Nach der sportlich durchwachsenen Vorsaison spielt Herrsching im zweiten Jahr unter Ranner die bisher erfolgreichste Saison der Vereinshistorie. Das Erreichen des Pokalfinals sowie die konstant mindestens guten Leistungen in der Liga sind eine deutliche Steigerung zum Wundertüten-Volleyball des Vorjahres. Ranner erfüllt das mit Genugtuung. "Was wir jetzt ernten, ist, was wir an Arbeit in die letzte Rückrunde gesteckt haben", sagte er, "ohne die Verbesserung in der Struktur, die wir da vorangetrieben haben, wäre das nicht möglich." Insgesamt hatte der Abend somit alles, was eine standesgemäße Silvestersause auszeichnet: knapp tausend feiernde Gäste, den zufriedenen Blick zurück ins alte Jahr - und den vorfreudigen aufs neue. Letzteres beginnt für das Team bereits am Mittwoch in München mit dem Heimspiel gegen den nächsten Aufsteiger aus Karlsruhe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: