Volleyball-WM:Zweiter Akt in Moll

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Die deutschen Volleyballerinnen treffen im Achtelfinale wohl auf einen übermächtigen Gegner. (Foto: Maximilian Koch/Imago)

Der verletzungsbedingte Ausfall von Hanna Orthmann lässt sich kaum kompensieren. Nach zwei Niederlagen droht den Deutschen bei der Volleyball-WM ein frühes Aus.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Wenn ein Abend mit einer Ouvertüre im Stile Richard Wagners beginnt, dann ist das anschließende Drama gewissermaßen vorbestimmt. Die elegische Musik in einer Sporthalle im Süden Düsseldorfs entpuppte sich am Dienstagabend zwar als die tschechische Nationalhymne, komponiert von Wagners Zeitgenossen und Fan Frantisek Skroup, aber das anschließende vierte Gruppenspiel der deutschen Volleyballerinnen im Rahmen der Europameisterschaft verlief trotzdem dramatisch, fast ein bisschen tragisch.

Die unerwartete 2:3-Niederlage gegen Tschechien, nur 24 Stunden nach einer unerwarteten 1:3-Niederlage gegen Schweden, bedeutet, dass die deutschen Frauen kaum über das am kommenden Wochenende anstehende Achtelfinale gegen einen vermutlich übermächtigen Gegner in Brüssel hinauskommen werden. "Das wird jetzt schwierig", sagt der Bundestrainer Vital Heynen kühl.

"Uns hat der Mut verlassen, wir haben viele sinnlose Aufschlagfehler produziert", sagt die Kapitänin

Es droht ein düsterer zweiter Akt in Moll für eine Oper, für die sich die Volleyballerinnen deutlich optimistischere Klänge erhofft hatten. Der verletzungsbedingte Ausfall der Angreiferin Hanna Orthmann nach wenigen Minuten im Auftaktspiel gegen Griechenland (3:0) ließ sich nach einem darauffolgenden 3:1-Sieg gegen Aserbaidschan nicht dauerhaft kompensieren. "Hannas Ausfall wirkt nach", sagt Heynen. Gegen überraschend starke Schwedinnen, die vermutlich nicht nur deshalb so auflebten, weil sich im Umfeld der Düsseldorfer Sporthalle ein Ikea-Möbelhaus und die Selma-Lagerlöf-Grundschule befinden, wirkten die deutschen Spielerinnen überdies sehr nervös. Das setzte sich gegen Tschechien fort. Obwohl die deutschen Volleyballerinnen bereits mit zwei Sätzen geführt hatten und bei 23:23 im dritten nur noch zwei Punkte von einem 3:0-Sieg entfernt gewesen waren, gaben sie den dritten und vierten Satz her und nutzten im Tie-Break auch einen Matchball nicht. "Trotz des Ausfalls von Hanna waren wir nahe dran, das Turnier noch gut zu machen, aber wir haben es nicht geschafft", klagte der Belgier Heynen.

An diesem Donnerstag steht zum Abschluss der Gruppenphase in Düsseldorf das wohl aussichtslose Spiel gegen den Weltranglisten-Ersten Türkei an. Im Achtelfinale in Brüssel droht ein Spiel gegen den Weltmeister Serbien - oder im glücklicheren Fall eines gegen ähnlich starke Polinnen.

Heynen beklagt bei der Suche nach den Gründen den Qualitätsverlust in der Offensive und die Turnier-Unerfahrenheit mancher Spielerin. Beides trug zu einer Verunsicherung im Kader bei. "Uns hat der Mut verlassen und wir haben viele sinnlose Aufschlagfehler produziert - das waren die Nerven", sagte die Kapitänin Lena Stigrot ernüchtert nach der Niederlage gegen Tschechien. Der Heimvorteil hatte sich in eine Bürde verwandelt.

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