Volleyball:Noch mal von vorn

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"Ich verliere nicht gerne", sagt Vilsbiburgs neue Libera Patricia Nestler (in Rot). Gegen Neuwied war sie zum Auftakt gleich die wertvollste Spielerin ihres Teams. (Foto: Tobias Jenatschek/Imago)

Die Roten Raben Vilsbiburg hatten einen ehrgeizigen Dreijahresplan ausgerufen. Nach einem Jahr der sportlichen Stagnation haben die Erstliga-Volleyballerinnen fast alles erneut umgekrempelt.

Von Katrin Freiburghaus

Vor anderthalb Jahren verkündeten die Erstliga-Volleyballerinnen aus Vilsbiburg mit der Rückkehr ihres einstigen Meistertrainers Guillermo Gallardo auf den Posten des Sportdirektors eine Personalentscheidung, die den Auftakt zu einem kämpferischen Dreijahresprogramm darstellte. Der Etat sollte sukzessive erhöht werden, das sportliche Mittelfeld bald nur noch im Rückspiegel zu sehen sein. Die vergangene Saison verpasste den Ambitionen allerdings einen kräftigen sportlichen Dämpfer: Das Team der Roten Raben Vilsbiburg landete wie in der Vorsaison auf Platz acht, obwohl "wir im Vergleich zum Jahr davor ein bisschen besser aufgestellt waren", wie Geschäftsführer André Wehnert feststellt. Das Ergebnis sei entsprechend "ein bisschen ernüchternd" gewesen.

Vor diesem Hintergrund kamen die umfangreichen Umbaumaßnahmen im sportlichen Bereich wenig überraschend. Wenn Vilsbiburg an diesem Mittwoch (19 Uhr) das erste Heimspiel der neuen Saison gegen Suhl bestreitet, wird das Publikum lediglich zwei bekannte Gesichter auf dem Feld sehen: die der beiden Mittelblockerinnen Britte Stuut und Yeisy Soto. Um sie herum ist ein komplett neuer Zehnerkader verpflichtet worden, der mit drei Spielerinnen aus dem zweiten Team aufgefüllt wird. Auf der Trainerbank hat der Spanier Juan Diego Garcia Diaz zudem Florian Völker abgelöst.

Wehnert betrachtet den harten sportlichen Umbruch als nächsten Anlauf auf das ehrgeizige Ziel, nach Jahren im Mittelfeld zur finanziell deutlich potenteren Ligaspitze aufzuschließen. Das erste Jahr des Plans sei "schwierig" gewesen, räumt er ein, "auch wirtschaftlich". Die personellen Anpassungen, die mit Neueinstellungen in der Geschäftsstelle und der neu geschaffenen Position des Sportdirektors einhergingen, schlugen sich zudem erwartbar nicht direkt in Ergebnissen nieder. Wehnert plädiert deshalb dafür, mit dem Dreijahresplan nach abgeschlossenem Umkremplungsprozess "noch mal von vorne zu starten".

Entwicklung funktioniere nur über Vermarktung, sagt Geschäftsführer Wehnert

Die Aufgabe ist dieselbe geblieben. Entwicklung funktioniere bei einem zu 90 Prozent aus Sponsorengeldern generierten Etat nur über Vermarktung, betont Wehnert. "Aber wir können zugunsten der besseren Strukturen dafür natürlich auch nicht mit acht Spielerinnen antreten", dann fehle ja das attraktive Produkt. "Wir brauchen uns nichts vorzumachen", sagt er, "wenn der sportliche Erfolg größer ist als in den letzten Jahren, steigt auch das Interesse." Damit, sich entwickeln, aber weiter Achter werden zu wollen, überzeuge man niemanden.

Neue Ansprache: Der Spanier Juan Diego Garcia Diaz (rechts) hat Florian Völker als Trainer abgelöst. (Foto: Jörg Nieberga/Eibner/Imago)

Der sehr international aufgestellte Kader spiegelt den Versuch, mit begrenzten Mitteln möglichst starke Ergebnisse zu erzielen. Auf den Schlüsselpositionen Zuspiel, Diagonalangriff und Libera verpflichtete Vilsbiburg ausschließlich Spielerinnen zwischen 20 und 22 Jahren, die zuletzt allesamt bei namhaften Klubs in der zweiten Reihe unter Vertrag standen und nun Verantwortung übernehmen wollen. Zuspielerin Hannah Kohn wurde in Stuttgart deutsche Meisterin, Libera Patricia Nestler wechselte nach drei Jahren in Schwerin nach Niederbayern. Es sei der Punkt gekommen, "an dem man das, was man gelernt hat, auch aufs Feld bringen will", sagt Nestler. Es werde mit Sicherheit Spiele geben, "in denen uns ein bisschen Erfahrung fehlen wird".

Sie setzt in diesem Punkt jedoch auf einen gemeinsamen Entwicklungsprozess, die deutlich erfahreneren Außenangreiferinnen und gesundes Selbstbewusstsein. "Wir haben es uns in den letzten Jahren erarbeitet, mehr Spielanteile zu bekommen", sagt sie. Bei ihrer Premiere zum Saisonauftakt in Neuwied wurde sie als wertvollste Vilsbiburger Spielerin ausgezeichnet, noch wichtiger aber war, dass ihr Team beim klaren 3:0 keinerlei Probleme mit seiner Favoritenrolle hatte und eine konzentrierte Leistung zeigte. Gegen Suhl steht nun die erste echte Standortbestimmung an. Auf tabellarische Ziele will sich Nestler nicht festnageln lassen, sie sagt aber: "Ich verliere nicht gerne, jeder in meiner Familie kann das bestätigen." Wehnert und die Raben-Familie werden das gerne hören.

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