Volleyball:Ewiger Kampf gegen die Fluktuation

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Rückkehrerin: Libera Kirsten Knip hat bereits in der Saison 2015/16 für Vilsbiburg gespielt. (Foto: VI Images/Imago)

Die Erstliga-Volleyballerinnen aus Vilsbiburg und Straubing haben über den Sommer umgebaut - und begrüßen einige Rückkehrerinnen. Ein altes Problem aber ist beiden geblieben: Ihre Kader sind sehr auf Kante genäht.

Von Katrin Freiburghaus

Das Phänomen dürfte aus der Schule bekannt sein: Egal, wie viele Stunden ausfallen - der Lehrplan ist unnachgiebig. Ähnlich ergeht es in diesem Herbst Straubings und Vilsbiburgs Volleyballerinnen, die an diesem Samstag (jeweils 19 Uhr) in die Bundesligasaison starten, Vilsbiburg zu Hause gegen Wiesbaden, Straubing in Aachen. Die Liga beginnt wegen der zurückliegenden Weltmeisterschaft zwar später als gewöhnlich, die Anzahl der Spiele aber bleibt dieselbe. Beide Teams gehen mit elf Spielerinnen in die Saison. Eine der größten Herausforderungen dürfte somit der dicht gedrängte Spielplan sein, der binnen der kommenden vier Wochen sieben Pflichtspiele in Liga und Pokal vorsieht. Darauf habe man in der Vorbereitung nicht mit Schonung, sondern mit einem straffen Testspielprogramm reagiert, sagt Straubings Co-Trainer Bernhard Prem, der mit dem neuen Cheftrainer Lukasz Przybylak ein Duo auf Augenhöhe bildet. Ziel sei es gewesen, "den Wettkampfrhythmus zu simulieren". Personelle Engpässe wollte dagegen niemand üben, doch die haben in Niederbayern Tradition.

Schneller Abschied

Zunächst rückte Volleyball in Vilsbiburg in den Hintergrund, als bei Zugang Laura de Zwart eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Doch auf die Genesungswünsche für die 23-jährige Niederländerin folgte zwangsläufig das Tagesgeschäft und die Suche nach sportlichem Ersatz für die Mittelblockerin, die Trainer Florian Völker "als klare Stammkraft" eingeplant hatte. In der 19-jährigen Britte Mayke Stuut habe man "ein großes Talent" nachverpflichtet, sagt Völker, "aber die Erfahrung einer gestandenen Bundesligaspielerin fehlt natürlich noch". Bereits im vergangenen Jahr hatte Vilsbiburg im Mittelblock kurzfristig reagieren müssen. Damals hatte die hoch gehandelte Corissa Crocker aus gesundheitlichen Gründen ihre Karriere beendet. In Straubing ist die Personaldecke im Außenangriff dünn, nachdem der Vertrag mit Zugang Carlyle Nusbaum aufgelöst wurde. Die US-Amerikanerin erlitt einen Muskelbündelriss, den sie in der Heimat behandeln lässt.

Bekannte Gesichter

Zurück in Straubings Angriff ist dagegen Eigengewächs Valbona Ismaili, die vor einem Jahr überraschend ihre Karriere beendet hatte. Die 19-Jährige wird von ihrem Arbeitgeber, einem Premium-Sponsor des Klubs, für Trainingseinheiten und Spieltage freigestellt. Im athletischen Bereich habe sie durch ihre Pause "fast gar nicht abgebaut", sagt Prem. Eine berufliche Auszeit außerhalb der Volleyballblase sei zudem durchaus etwas, "wovon eine Spielerin profitieren kann". Er könne sich vorstellen, "dass sie in der Summe stärker ist als vorher". In Vilsbiburg sind gleich drei Ehemalige zurückgekehrt. Der einstige Meistertrainer Guillermo Gallardo bekleidet den neu geschaffenen Posten des Sportdirektors, Channon Thompson (Außen-Annahme) und Kirsten Knip (Libera) spielen zum zweiten Mal in ihrer Karriere im Trikot der Roten Raben.

Im Schatten des Insolvenzverfahrens: Straubings Volleyballerinnen stehen vor dem Aus. (Foto: Michael Sigl/Imago)

Im "Überlebensmodus"

Mit der Rückkehr von Gallardo nach Vilsbiburg sind ehrgeizige Ziele verbunden - allerdings eher langfristig. Acht Änderungen gab es im Kader, "es steckt aber nicht viel mehr Geld im Team als letztes Jahr", betont Völker. Was mehr an Mitteln generiert worden sei, fließe "erst einmal in die Strukturen". Ein bisschen weniger knapp als in der vergangenen Saison, als Vilsbiburg als Achter gerade noch die Playoffs erreichte, dürfe es trotzdem gerne werden. Auch Straubing, Elfter der Vorsaison, hatte mit den Playoffs geliebäugelt, aber auch mit einer Kaderstärke von zwölf geplant. Aufgrund weiterer Verletzungen während der Vorbereitung habe man die Zielsetzung angepasst. "Wir waren in den letzten Wochen eher im Überlebensmodus", sagt Prem. Das Regionalligateam half aus, um reguläres Training zu ermöglichen. Ziel sei nun eine Leistungssteigerung im Vergleich zur Vorsaison: "Wir wollen mehr Punkte und näher an die Teams im Mittelfeld heran."

Kleiner Finger

Für den Auftakt in Aachen ist Straubings Co-Trainer Prem zuversichtlich, wieder auf Libera Amber de Tant (Fingerverletzung) und Mittelblockerin Shealyn McNamara (Gehirnerschütterung) zurückgreifen zu können. Beide trainierten zuletzt wieder voll. Vilsbiburg bangt vor dem Heimspiel gegen Wiesbaden um Wilma Rivera. Die neue Zuspielerin aus Puerto Rico brach sich beim letzten Testspiel-Turnier den kleinen Finger.

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