Volleyball:«Es gibt nur ein Ziel»: Grozers Kampf gegen die Zeit

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Kattowitz (dpa) - Georg Grozer läuft die Zeit davon. Deutschlands spektakulärster Volleyballer der vergangenen Jahre hat zwar auf Vereinsebene einen Titel nach dem anderen geholt.

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Kattowitz (dpa) - Georg Grozer läuft die Zeit davon. Deutschlands spektakulärster Volleyballer der vergangenen Jahre hat zwar auf Vereinsebene einen Titel nach dem anderen geholt.

Doch mit der Nationalmannschaft wartet „Hammerschorsch“ noch immer auf eine Medaille. Viele Chancen bleiben dem 29-Jährigen nicht mehr. „Mein großes Ziel mit der Nationalmannschaft ist es, in den kommenden zwei Jahren eine Medaille zu gewinnen. Denn ich habe meiner Familie versprochen, meine Nationalmannschaftskarriere nach den Olympischen Spielen 2016 zu beenden“, stellte der explosive Diagonalangreifer schon kurz vor der WM in Polen klar. „Es ist sehr schwierig, sowohl die Familie als auch den Verein und die Nationalmannschaft unter einen Hut zu bekommen. Nach 2016 möchte ich mir mehr Zeit für meine Familie nehmen, aber bis dahin gibt es nur ein Ziel: die Medaille.“

Selbst elf Punkte von Grozer konnten den einkalkulierten Fehlstart am Montag gegen Brasilien nicht abwenden. Der WM-Champion der vergangenen drei Auflagen zeigte der Mannschaft von Bundestrainer Vital Heynen deutlich die Grenzen auf. „Wir sind ziemlich gut gestartet, aber als Brasilien zu spielen begann, sind wir hinterher gelaufen“, erzählte Kapitän Jochen Schöps. „Sie haben dann den Druck immer hoch gehalten.“ Vize-Weltmeister Kuba soll am Mittwoch (13.00 Uhr) in Kattowitz eine energischere DVV-Auswahl erleben.

Grozer wechselt sich auf seiner Position mit Schöps ab - eine Luxussituation für Heynen. „Georg trainiert und lebt für den Volleyball, er ist ein Musterprofi“, beschreibt der Belgier den Sohn des früheren Ausnahmekönners Georg Grozer senior. „Ihn zeichnet sein unbändiger Wille aus. Er ist nie satt vom Gewinnen, er will immer mehr“, sagte Schöps über den passionierten Pokerspieler, der emotionaler und auch deutlich aufbrausender als sein Mannschaftskollege sein kann.

Die Gier nach Titeln und die Aussicht auf ein für Volleyballer üppiges Gehalt führte Grozer vor zwei Jahren nach Russland. Bei Belogorie Belgorod sahnt der gebürtige Budapester seitdem einen Titel nach dem anderen ab. In dieser Saison sicherte sich der Spitzenclub den nationalen Pokal, die Champions League und die Club-WM. „Mein Ziel ist es, das Niveau, das ich gerade spiele noch eine lange Zeit zu halten“, sagte Grozer.

Die Trennung von seiner Familie macht ihm allerdings zu schaffen. In Moers, wo er seine Karriere in der Bundesliga begann, hat er ein Haus gebaut. Dort leben auch seine Frau Violetta und die beiden jungen Töchter - rund 2000 Kilometer von Belgorod entfernt, das nahe der ukrainischen Grenze liegt. „Die Mannschaft ist quasi meine zweite Familie“, meinte Grozer schmunzelnd.

Die Unruhe in der Region will er nicht zu sehr an sich heranlassen. „Ich denke da lieber nicht drüber nach“, sagte er. „Das ist wie mit dem Fliegen. Da bin ich zwei- oder dreimal die Woche in der Luft und versuche auch lieber auszublenden, was passieren könnte.“

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