Volleyball:Nur nah dran

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"Wir rappeln uns immer noch mal auf, kommen ran - und dann kriegen wir es nicht hin, die Sätze zu gewinnen." - Eric Burggräf (am Ball). (Foto: Wunderl/Beautiful Sports/Imago)

Mit dem 0:3 in Friedrichshafen schließen die Herrschinger eine fünfteilige Punktlos-Serie gegen das Spitzenquintett der Bundesliga ab. Trainer Ranner will sich keine Abwärtsspirale einreden lassen.

Von Katrin Freiburghaus

Wie die Heimreise aus Friedrichshafen gewesen sei? "So gut, wie man nach einer Niederlagenserie nach Hause fahren kann", sagte Herrschings Trainer Thomas Ranner. Bedeutet: Die Stimmung bei den WWK Volleys war schon mal besser. Mit dem 0:3 (27:29, 19:25, 24:26) am Sonntag in Friedrichshafen schlossen die momentan sechstplatzierten Erstliga-Volleyballer eine fünfteilige Punktlos-Serie gegen das Spitzenquintett der Liga ab. Die zwischenzeitlich eingefahrenen drei Pflichtzähler gegen Schlusslicht Königs Wusterhausen änderten am Frust darüber wenig, obgleich Ranner dazu mahnte, "die Kirche im Dorf zu lassen". Keine 48 Stunden nach der knappen Heimniederlage gegen Giesen (1:3) habe er sein Team beim VfB "in vielen Situationen wesentlich mutiger und entscheidungsfreudiger" gesehen.

Ranner wollte sich deshalb vier Spieltage vor dem Ende der Hauptrunde auch keine Abwärtsspirale einreden lassen. "Wir haben zwei Tage später gegen ein noch mal deutlich besseres Team als Giesen gespielt - und da waren wir trotz der kleinen Steigerung eben wieder nur nah dran, und das bringt dir im Sport erst mal nichts", sagte er. Langfristig sei er mit der Entwicklung jedoch zufrieden, zumal Herrsching weder Giesen noch Friedrichshafen dramatisch unterlegen war.

Im Gegenteil: Wenn es einen Grund für Ärger gab, dann vor allem der Umstand, dass Herrsching meist früh durch vermeidbare Fehler um jene Zähler ins Hintertreffen geriet, die sich am Ende nicht mehr aufholen ließen. "Das macht es in gewisser Weise schwierig, weil man nicht sagen kann, dass wir irgendwas nicht können", sagte Ranner, "darum weiß ich aber auch, dass wir es selbst in der Hand haben und auf dem richtigen Weg sind."

Langfristige Entwicklungsprozesse haben die schlechte Angewohnheit, auf halbem Weg erheblich schlauchen zu können. Zuspieler Eric Burggräf zumindest war nach der Partie gegen Giesen ordentlich bedient. "Wir rappeln uns immer noch mal auf, kommen ran - und dann kriegen wir es nicht hin, die Sätze zu gewinnen", sagte er über die knapp verlorenen Durchgänge zwei und drei und fügte hinzu: "Das ärgert mich wirklich extrem." Dass Herrsching in den Duellen mit den Topteams keinen Punkt holte, sei "schwer zu verdauen".

Herrsching bildet als Alleinunterhalter das minimalistische Mittelfeld der Liga

In der Tat wirkte das 1:3 gegen Giesen nach dem starken ersten Satz (25:16) fast ein wenig unnötig. Eine Einschätzung, die Ranner aber nur insofern gelten ließ, "als dass wir Potenzial nach oben haben". Es sei "nicht wegzureden, dass wir hochtalentiert sind, aber eben auch ein bisschen jung und damit Schwankungen unterworfen". Gegen Gäste, die auf der Diagonalposition gleichwertig wechseln konnten und das auch taten, fehlten so in absoluten Zahlen letztlich keine Punkte - nach kleinen Punkten endete die Partie 91:91 -, aber es fehlten eben dreimal Punkte an der richtigen Stelle.

Zumindest die Ergebniskrise dürfte am Mittwoch mit dem Heimspiel gegen den stärksten Aufsteiger Bitterfeld-Wolfen und nach den anschließenden Spielen in Unterhaching, gegen Dachau und in Freiburg wohl überstanden sein. Das ist kein mangelnder Respekt vor den Gegnern, sondern tabellarische Realität: Herrsching bildet als Alleinunterhalter das minimalistische Mittelfeld der Liga. Das Team vom Ammersee ist deutlich stärker als alle von Platz sieben abwärts und längst sicher für die Playoffs qualifiziert. Es hat über die komplette Saison betrachtet aber eben auch mal mehr, mal weniger deutlichen Abstand zu den Top fünf.

Mit Blick auf die Playoffs ist das weniger problematisch, als man annehmen möchte. Dort galt es, Meister Berlin im Viertelfinale aus dem Weg zu gehen, also nicht Achter zu werden. In die andere Richtung hätte sich an der Spielstärke der Teams hingegen erst ab Platz zwei erheblich etwas geändert - dann nämlich hätte es Herrsching mit dem Siebten, also einem Aufsteiger, zu tun bekommen. Beides ist rechnerisch nicht mehr möglich, weshalb sich der Fokus auf den ersten von zwei Saisonhöhepunkten verschob: das Pokalfinale am dritten März in Mannheim gegen Berlin. Das machte sich auch in der Trainingssteuerung bemerkbar - und womöglich in einigen Situationen, in denen es am Satzende gegen die Großen zuletzt knapp nicht reichte.

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