VfB Stuttgart:Wie in der Endlosschleife

Lesezeit: 3 min

Beim 1:1 gegen den rumänischen Meister Unirea Urziceni bietet der VfB Stuttgart nach gutem Start eine miserable Vorstellung und verspielt zum zweiten Mal in Folge eine 1:0-Führung in der Champions League.

Die Spieler des VfB Stuttgart haben sie am Ende dann doch noch bemerkt, ihre Fans. In einem Winkel des Ghencea-Stadions in Bukarest hatten sie sich, nun ja, nicht versteckt, aber irgendwie verloren, denn von den 27 557 Plätzen in der Arena waren nur 7000 besetzt. Die Verlegung des Spiels, weil das Stadion des Gegners Unirea Urziceni angeblich zu klein war, wirkte vor dieser Kulisse wie Hohn. Irgendwo dort, zwischen verwaisten Sitzreihen und feiernden Rumänen, stand eine Handvoll Stuttgarter in langen Hosen und pfiff hinunter auf den Rasen, wo eine Handvoll Stuttgarter in kurzen Hosen sich in die Kabine verkroch, nachdem sie gerade beim 1:1 gegen den rumänischen Meister den Sieg aus der Hand gegeben hatten - Serdar Tasci (5.) hatte Stuttgart in Führung gebracht, Seban Varga (47.) für die Rumänen ausgeglichen.

Das Bild der wütenden Fans und der flüchtenden Mannschaft wirkte wie ein Miniaturausgabe der Szene, die sich vor zwei Wochen im Stuttgarter Stadion zugetragen hatte. Damals war die Arena voll besetzt, und die gesamte Haupttribüne schickte die VfB-Spieler nach Abfiff der ersten Champions-League-Partie mit Pfiffen in die Kabine, die deutlich lauter waren, als die Pfiffe nach der zweiten Partie am Dienstag in Bukarest. Der Grund aber war derselbe: Nach einem guten Auftakt und einer 1:0-Führung hatte Stuttgart damals gegen die Glasgow Rangers in einer miserablen zweiten Halbzeit die Führung verspielt. Dasselbe geschah gestern in Bukarest - wie in einer schlechten Endlosschleife.

Nach dem frühen 1:0 durch Serdar Tasci, der in der fünften Minuten eine unfreiwillige Vorlage von Epaminonda Nicu im eigenen Strafraum zu seinem ersten Treffer in der Königsklasse nutzte und ins rechte Toreck einschob, machte Stuttgart erneut denselben Fehler wie gegen die Rangers: Der VfB zog sich zurück und überließ das Spiel dem Gegner.

Dass das nicht gutgehen würde, befürchtete der VfB-Manager bereits in der Halbzeitpause: "Wir müssen hinten besser stehen", sagte Horst Heldt, der sich in den vergangenen Tagen über das Weiterkommen im DFB-Pokal und das 3:0 in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt hatte freuen können, sich nun aber wieder auf Diskussionen einstellen muss, die doch eigentlich erledigt sein sollten, nach den Pfiffen der Fans, Rotationsfragen und einem Oktoberfestbesuch.

Pogrebnjak für Schieber

Vergessen und vergeben ist nun aber allein der Wiesn-Abstecher von Jens Lehmann, dabei hatte Stuttgarts Trainer Markus Babbel sich in Bukarest auch von der Rotation verabschiedet. Gegenüber der Partie in Frankfurt wehte die von Babbel in dieser Saison entfachte Fliehkraft nur noch einen Spieler aus der Mannschaft: der Nachwuchs-Gomez Julian Schieber, zweifacher Torschütze gegen die Eintracht, saß auf der Bank. Für ihn sollte Pavel Pogrebnjak zeigen, dass er gut in die Mannschaft integriert ist - ein Vorhaben, dass nicht gelang.

Als zweite Spitze durfte Ciprian Marica vor Familie und Bekannten in seiner Heimatstadt auflaufen. Der Rumäne war im Vorfeld damit beschäftigt gewesen Eintrittskarten für den Anhang zu besorgen, zur Vorbereitung des VfB auf den unbekannten Gegner konnte auch er nur einen wenig aussagekräftigen Zweisatz anbieten: "Urziceni ist rumänischer Meister, also können sie nicht so schlecht sein." Den Beweis der Richtigkeit dieses Satzes, traten die Rumänen nach zehn Spielminuten an.

Im Gegensatz zum 0:2 im ersten Spiel gegen Sevilla, in dem Urzicena am Ende null Torschüsse und eine Ecke verzeichnen konnten, hatten die Gastgeber gegen Stuttgart gleich drei gute Möglichkeiten in der ersten Halbzeit: zuerst verschätzte sich Lehman in der zehnten Minute auf holprigem Rasen bei einem langen Ball, der beinahe noch zwischen den Pfosten landete. Balan (24.) und Maftei (32.) trafen anschließend aus fünf Metern das Tor nicht. Nach der Pause entschloss sich Stuttgarts Timo Gebhart zu helfen und legte Varga den Ball im Strafraum so vor die Füße, dass der Rechtsaußen an Lehmann vorbeischlenzen konnte.

Nach zwei Schüssen in den rumänischen Nachthimmel war Schluss für Marica, doch auch der in der 63. Minute eingewechselte Nachwuchs-Gomez Schieber half im Angriff nicht mehr weiter, der VfB war zu sehr damit beschäftigt die agilen Rumänen daran zu hindern, den Siegtreffer zu erzielen. Am beeindruckendsten tat dies Timo Gebhart zehn Minuten vor Schluss mit einem Hechtsprung ans Trikot des enteilten Gegenspielers, was selbst Schiedsrichter Duhamel so beeindruckte, dass er statt der fälligen roten Karte nur Gelb zückte.

© SZ vom 30.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: