Umstrittener Korruptionsbericht:FBI intensiviert Ermittlungen gegen Fifa

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Unter Druck: Fifa-Präsident Joseph Blatter (Foto: Getty Images)

Gefahr für die Fifa: Das FBI plant laut Medienberichten, die Ermittlungen wegen Korruptionsverdacht zu verstärken. Auch Politiker setzen den Fußball-Weltverband nun unter Druck. Unterdessen fällt der Name Franz Beckenbauer: Er soll erneut ins Visier der Fifa gerückt sein.

Die US-Bundespolizei FBI will ihre Ermittlungen gegen den Fußball-Weltverband Fifa auch wegen Korruptionsverdachts verstärken. Das berichtete der US-Nachrichtensender CNN mit Berufung auf nationale Strafverfolgungsbehörden.

Die FBI-Offensive soll demnach eine Reaktion auf den weltweit als unbefriedigend gewerteten Bericht der Fifa-Ethikkommission zu Manipulationsvorwürfen bei der Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar sein. Dabei würde das FBI offiziell anstreben, Zugriff auf die dem Bericht zugrunde liegenden und von der Fifa unter Verschluss gehaltenen Untersuchungsergebnisse des Fifa-Sonderermittlers Michael J. Garcia zu erlangen.

In dem umstrittenen Bericht hatte der Münchner Hans-Joachim Eckert, Vorsitzender der rechtsprechenden Kammer, erklärt, dass aufgrund mangelnder Anhaltspunkte für korrupte Vorgänge keine Grundlage zur Neuvergabe der WM-Turniere bestehe. Garcia, ein früherer US-Bundesanwalt, hatte umgehend öffentlich "wegen unvollständiger und fehlerhafter Schlussfolgerungen" Protest gegen Eckerts Bewertungen seiner Resultate angekündigt. Seine Einspruchsabsicht teilte Garcia inzwischen auch schon der Fifa offiziell mit.

Das FBI ermittelt bereits seit 2011 zu möglicherweise illegalen Vorgängen in der Fifa-Führung. Erst zuletzt war bekannt geworden, dass ein ehemaliger Spitzenfunktionär der Fifa die FBI-Beamten mit Insiderinformationen versorgt hat.

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:FBI belauschte Fifa-Funktionäre

Konfrontiert mit der Aussicht verklagt zu werden, entscheidet sich der frühere Fifa-Vorstand Chuck Blazer, mit dem FBI zu kooperieren. Dafür zeichnete er Gespräche mit Funktionären auf. Natürlich sehr diskret.

Von Thomas Kistner

Auch Franz Beckenbauer soll angeblich wieder ins Visier von Anti-Korruptions-Ermittlern der Ethikkommission geraten sein. Nach Informationen der Welt am Sonntag sollen die Fahnder ihre Untersuchungen in Bezug auf den ehemaligen Fußballprofi wegen einer Katar-Reise des 69-Jährigen im Oktober 2009 ausgeweitet haben. Auf Anfrage der Zeitung äußerte sich Beckenbauer, der bei der umstrittenen Vergabe der WM-Endrunden 2018 an Russland und 2022 an Katar im Dezember 2010 der entscheidenden Fifa-Exekutive angehört hatte, mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht. Eine Bestätigung der Fifa für die Ausweitung der Ermittlungen gibt es bislang nicht.

Erst im vergangenen Sommer war der Kapitän der deutschen Weltmeister-Elf von 1974 und Teamchef von Deutschlands Weltmeister-Mannschaft von 1990 von der Fifa vorübergehend für sämtliche Aktivitäten im Fußball gesperrt worden, nachdem der ehemalige Rekordnationalspieler Fragen zu den infrage gestellten WM-Vergaben vorläufig nicht beantwortet hatte.

Währenddessen gerät die Fifa wegen des fragwürdigen Berichtes seiner Ethikkommission zunehmend in die Kritk. Theo Zwanziger will sich als Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees bei seinen Amtskollegen für eine Veröffentlichung einsetzen. "Dies werde ich jetzt betreiben", sagte der frühere DFB-Präsident der Bild-Zeitung.

Sogar Politiker machen nun Druck auf die Fifa. "Es ist an der Zeit, dass die Fifa alle Karten auf den Tisch legt und alle Zweifel an den Ergebnissen des Berichtes ausräumt", sagte Sportkommissar Tibor Navracsics (Ungarn) von der Europäischen Union (EU) in einem Interview mit der Financial Times.

Das Londoner Finanzblatt zitierte außerdem einen hohen EU-Offiziellen, der einen "massiven Vertrauensverlust" beklagte und besonders mit wettbewerbsrechtlichen Konsequenzen für die Fifa in der Bewertung ihrer Vermarktungsaktivitäten drohte: Angesichts der Entwicklungen würde hinsichtlich von Fifa-Belangen "jede Regierung und Regulierungsbehörde natürlich neu überlegen, wie bestehende Vorschriften angewendet werden können. Die Leute verlieren die Geduld".

Für die Fifa ist ein gutes Verhältnis zur EU finanziell von großer Bedeutung. Ohne Einverständnis der EU ist der Verkauf von TV-Rechten auch für WM-Turniere in seiner derzeitigen Form nicht möglich.

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