Türkgücü München:Späte Erlösung

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Viel Arbeit gegen wenige Gegenspieler: Türkgücüs Albion Vrenezi (vorne), hier gegen Dennis Kempe, einen von neun Wiesbadenern. (Foto: Markus Fischer/Passion2Press/imago)

Die Elf von Peter Hyballa spielt im Olympiastadion 55 Minuten lang gegen neun Wiesbadener. Der Siegtreffer fällt trotzdem erst kurz vor Schluss.

Von David Hopper

"Ich hätte mehrfach mein Handy an die Wand werfen können", erzählte Max Kothny in Rage. Das, was man über 90 Minuten gezeigt habe, das grenze "an Arbeitsverweigerung". Der Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny war nach der bitteren 1:3 Niederlage beim Regionalligisten TSV Aubstadt, die am vergangenen Wochenende das frühe Ausscheiden aus dem Landespokal bedeutete, nicht gut auf seine Spieler zu sprechen. Unterstützt wurde er in seiner Ansicht von Trainer Peter Hyballa, der von "Flasche-Leer-Fußball" sprach.

Im Drittliga-Heimspiel am Sonntag gegen den SV Wehen Wiesbaden hatte Türkgücü also die Flasche wieder aufzufüllen. Und das gegen die Mannschaft, die in der Auswärtstabelle bis vor diesem Spieltag ganz oben stand. Als Schiedsrichter Max Burda die Partie am Sonntagnachmittag anpfiff, erwarteten die 1946 Zuschauer im Olympiastadion daher ein schweres Spiel. Und sie bekamen es beim 1:0-Sieg der Münchner geboten.

Aber nicht unter den Umständen, die man sich vorgestellt hatte. Nachdem die Anfangsphase des Spiels relativ ereignislos verlief, kassierte Wiesbaden innerhalb von zwölf Minuten gleich zwei rote Karten. Zuerst geriet Gästespieler Johannes Wurtz in der 23. Minute kurz vor dem Strafraum mit Marco Kehl-Gomez aneinander. Wurtz stieß Kehl-Gomez mit dem Kopf um und erhielt folgerichtig den Platzverweis. Wenig später war es Wiesbadens Schlussmann Florian Stritzel, der nach einem misslungenen Rückpass zu spät aus seinem Tor geeilt kam. Er berührte den Ball außerhalb des Strafraums mit der Hand und verhinderte dadurch eine klare Torchance für Albion Vrenezi. Wieder zückte Burda die rote Karte, wieder lag er richtig. Auf dem Platz standen plötzlich nur noch neun Spieler des SV Wehen Wiesbaden - und das nach gerade einmal 35 Minuten.

"Gewonnen ist am Ende des Tages gewonnen", hat Hyballa gelernt

In der Folge entwickelte sich erwartungsgemäß ein Spiel in eine Richtung. Die Gäste zogen sich tief zurück und überließen Türkgücü, das neben den Langzeitverletzten Yomi Scintu und Furkan Zorba auch die erfahrenen Stammkräfte Mergim Mavraj, Tim Rieder und Petar Sliskovic ersetzen musste, den Ball. Trotz optischer Überlegenheit schafften es die Münchner aber lange nicht, sich vielversprechende Chancen zu erarbeiten. Es fehlte an kreativen Lösungen, Wiesbaden stand gut gestaffelt und warf sich in jeden Ball. Nachdem Philip Türpitz (43.) und Vrenezi (44.) sich annäherten, verzeichnete Sercan Sararer erst in der 60. Minute die erste Großchance. Wenige Meter vor dem Tor zielte er jedoch knapp vorbei. Auch Türpitz (60. und 65. Minute) und Moritz Kuhn (69.) kamen in der Folge zu guten Möglichkeiten, konnten den Ball aber nicht im Tor unterbringen. So dauerte es bis zur 88. Minute, bis das erlösende Tor schließlich doch fiel. Auf Vorarbeit des eingewechselten Törles Köll musste der zuvor so glücklose Türpitz den Ball nur noch über die Linie schieben - der Sieg. Die Stimmung im Olympiastadion explodierte, , das Personal auf der Türkgücü-Bank sprang auf und lag sich freudig in den Armen.

"Ein Elf gegen Neun habe ich als Trainer noch nicht so oft gehabt", erklärte Hyballa nach dem Spiel sichtlich geschlaucht. Die Gäste aus Wiesbaden hätten sehr gut verteidigt und "gekämpft wie die Löwen." Dass am Ende doch noch ein Treffer fiel, sei daher einfach eine "Erleichterung" gewesen. "Gewonnen ist am Ende des Tages gewonnen", das habe er in seiner Trainerkarriere gelernt. Für Hyballa war es nach seiner Übernahme von Petr Ruman der zweite Sieg im dritten Ligaspiel. Dadurch schiebt sich Türkgücü in der Tabelle vorerst auf Platz zehn. Vom anvisierten Aufstiegsplatz trennen die Münchener damit nur noch zwei Punkte. Die nächste Chance, diese aufzuholen, wartet am kommenden Wochenende bei den Würzburger Kickers. Dort sollte die Flasche unbedingt noch ein bisschen voller werden. Das weiß auch Peter Hyballa.

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