TSV 1860 vor dem Zweitliga-Auftakt:Keine Angst, aber jede Menge Druck

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Löwen-Stürmer Benni Lauth: Spielt er oder spielt er nicht? (Foto: dpa)

1860-Präsident Mayrhofer macht den Aufstieg zur persönlichen Glaubenssache, für Trainer Schmidt gibt es deshalb vor dem Spiel beim FC St. Pauli keine Ausreden mehr. Im Falle eines Fehlstarts zum Saisonauftakt droht schnelles Ungemach. Bei der Aufstellung bleibt nur eine offene Frage.

Von Markus Schäflein

Ob Alexander Schmidt wohl Druck verspüre, wurde der Trainer des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München vor dem Saisonauftakt an diesem Freitagabend (20.30 Uhr) beim FC St. Pauli gefragt. "Druck, Druck, der Druck ist hoch", sinnierte er daraufhin, "wir nehmen das an, aber wir haben keine Angst"; es wirkte weniger wie eine Antwort als wie ein Selbstgespräch. Naja klar, Sechzig wäre nicht Sechzig, wenn der Druck nicht hoch wäre, das weiß auch Schmidt.

Ob es nun unbedingt notwendig war, dass der frisch gewählte Präsident Gerhard Mayrhofer den Aufstieg nicht nur als Ziel ausgegeben, sondern gar zur persönlichen Glaubenssache gemacht hat - und schon schnelle Maßnahmen bei Misserfolg angekündigt hat -, sei mal dahingestellt, Schmidt beteuerte jedenfalls: "Generell werde ich jetzt nicht jede Woche kommentieren, wenn irgendjemand aus dem Vorstand oder dem Aufsichtsrat irgendwas sagt. Das ist denen ihre Sache."

Die Mannschaft sei jedenfalls, versprach der Übungsleiter, "jetzt fixiert nur auf dieses eine Spiel". Den stimmungsvollen Auftakt vor ausverkauftem Haus auf St. Pauli nämlich. "Das ist beeindruckend, wenn es da losgeht mit AC/DC und so weiter", findet Schmidt, "wen es da nicht mitreißt, der ist in meinen Augen kein Fußballer." Ob der neue Linksverteidiger Sebastian Hertner, der vom FC Schalke 04 II kam und als Stammspieler vorgesehen ist, unter den Klängen von Hell's Bells aufs Feld laufen kann, wird sich erst kurzfristig entscheiden, denn zuletzt war er angeschlagen - vorsichtshalber reisen die Löwen mit einem 19-Mann-Kader nach Hamburg.

"Er hat drei Mal trainiert, es sieht ganz gut aus, aber noch nicht hundertprozentig", sagte Schmidt. Sollte Hertner fehlen, käme Christopher Schindler links hinten in die Mannschaft. Den Rest der Viererkette bilden Kai Bülow, der neue Kapitän Guillermo Vallori sowie Moritz Volz; in Yannick Stark (FSV Frankfurt) als Sechser neben Dominik Stahl und Offensivspieler Daniel Adlung (Energie Cottbus) als linken Gegenpart zu Moritz Stoppelkamp sind zwei Zugänge gesetzt.

So bleibt in Sachen Aufstellung nur noch eine offene Frage, allerdings eine spektakuläre: Wer spielt im Angriff? "Wir haben vier sehr gute Stürmer, und zwei davon werden spielen", sagte Schmidt. "Der einzige, der nur eine Position spielen kann, ist der Rob Friend" - nämlich Mittelstürmer. Benjamin Lauth, Stephan Hain, Zugang vom FC Augsburg, und den talentierten Bobby Wood kann sich der Trainer allesamt auch als zurückhängende Spitzen vorstellen: "Der Rest kann sowohl auf der Neun als auch auf der Zehn spielen, von daher sind wir sehr variabel."

Lauth und Wood? Lauth und Friend? Lauth und Hain? Friend und Hain? Friend und Wood? Hain und Wood? Auch was die Pärchenbildung angeht, ist - wie in den großteils guten Testspielen und den Trainingseinheiten zu sehen war - alles denkbar.

Eine der Varianten mit Lauth wäre für den Trainer eine Nummer-sicher-Geschichte; denn wenn er den besten Angreifer der vergangenen Jahre auf die Bank setzt und dann einen Fehlstart in die Saison liefert, droht ihm noch schnelleres Ungemach als ohnehin absehbar. Und das Auftaktprogramm hat es in sich: Nach St. Pauli warten der FSV Frankfurt, Fortuna Düsseldorf und der FC Ingolstadt; dazwischen lauert in Heidenheim im Pokal ein gefährlicher Drittligist.

Vorerst wird St. Pauli "ein harter Brocken", wie Schmidt ahnt: "sehr kompakt, schnelles Umschaltspiel, sehr gute Kopfballspieler." Dennoch hat sich der Trainer viel vorgenommen: "Wir wollen die positive Stimmung, die mit der Präsidentenwahl eingeleitet ist, nutzen, damit die Leute wieder an Sechzig glauben." Ausreden adé: Der große Vorteil sei ja, dass er die Mannschaft diesmal "vom ersten Vorbereitungstag an komplett" hatte, gut gearbeitet habe sie auch, und das mit guter Laune, also: "Wir fahren da hin und wir wollen gewinnen." Druck, Druck, der Druck ist hoch.

© SZ vom 19.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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