TSV 1860 München:Ziemlich verrückt

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Vor dem Relegations-Hinspiel gibt sich der TSV-1860-Trainer Vitor Pereira äußerst ruhig - obwohl er einige Ausfälle verkraften muss.

Von Christoph Leischwitz

Es sei ja normal, dass Anspannung in der Luft liege, sagt Vitor Pereira, während er seine Hände knetet, nachdenklich dreinblickt und lange Antworten gibt. Tatsächlich tut er das alles ja immer genau so, nichts scheint anders zu sein als in vorigen Pressekonferenzen. Der Trainer des TSV 1860 München wirkt nicht mehr und nicht weniger nervös als sonst, er könnte jetzt auch sagen: Ist doch normal, dass alles hier irgendwie besonders ist.

Wenn es normal läuft, dann ist der TSV 1860 ja auch nach den beiden Relegationsspielen gegen Jahn Regensburg Zweitligist. Die letzte, glücklich überstandene Relegation ist gerade mal zwei Jahre her, die Löwen sind mittlerweile zu einer Art Hamburger SV der zweiten Liga geworden - irgendwie klappt es ja immer. Trotzdem haben sich Präsident Peter Cassalette ("Ober-Gau") und Geschäftsführer Ian Ayre ("Desaster epischen Ausmaßes") schon mal mit der Eventualität Abstieg befasst. Und nein, Investor Hasan Ismaik hatte sich bis Donnerstagabend nicht über Facebook zur Relegation geäußert, was dann doch wiederum als Besonderheit gelten darf.

Pereira sagt dazu natürlich auch nichts. Es sei ja ohnehin schon eine kurze Woche gewesen, "wir konnten gar nicht viel arbeiten", die wenige Zeit seit der 1:2-Niederlage in Heidenheim habe man genutzt, um zu regenerieren, mental wie körperlich. Zeit, den Wahnsinn auch noch im Fernsehen zu verfolgen oder Zeitung zu lesen, sei nicht vorhanden gewesen. Aber jeder Spieler wisse um seine Verantwortung, sagt der Portugiese, "man muss das nicht extra hervorheben". Es gehe darum, mit "guten Ideen im Angriff" kühlen Kopf zu bewahren. "Keine verrückten Dinge tun" lautet Pereiras Motto. Gegen den Jahn müsse man auf seine Abwehr aufpassen.

Sechs Sechziger fallen fürs Spiel am Freitag in Regensburg aus

Nichts riskieren will er auch mit Blick auf das Abwehr-Talent Felix Uduokhai, der im Hinspiel am Freitagabend in Regensburg ausfallen wird. Auch für den nach einem Kreuzbandriss genesenen Victor Andrade käme ein Einsatz zu früh, auch wenn man seine Qualitäten sicher brauchen könnte, "aber er hat noch nicht den Rhythmus, das Selbstvertrauen", sagt Pereira. Außerdem fallen Amilton, Frank Boya und Daylon Claasen aus. Pereira bestätigte noch, dass Ribamar nach Hause geflogen sei, weil seine Mutter schwer krank sei. Und auch, wenn der Trainer betont, dabei handele es sich um eine spontane Entscheidung in einer akuten Notsituation, so scheint doch fraglich, ob der Brasilianer noch einmal nach München zurückkehrt.

Ob die Jahn-Mannschaft einen Vorteil habe gegenüber seinem Team, in dem sich viele erst ein halbes Jahr kennen? "Das kann ein Vorteil sein", sagt Pereira, aber an einem guten Tag habe man "alle Chancen". Das alleine wird nicht reichen, denn gute Tage hatte das Team seiner Meinung nach öfter gehabt, und trotzdem nicht gewonnen. Es ist eben alles ziemlich verrückt bei 1860.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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