TSV 1860 München:Mit Fünferkette zum Vorletzten

Lesezeit: 2 min

Sein Vertrag muss in nächster Zeit noch verlängert werden: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. (Foto: Marco Steinbrenner/Kirchner-Media/imago)

Die Löwen wollen auch bei den Würzburger Kickers an ihrer in Dortmund erprobten defensiven Ausrichtung festhalten - um weiter Richtung Tabellenspitze blicken zu dürfen.

Von Christoph Leischwitz

Gemessen daran, wie zeitnah mehrere Personalentscheidungen beim TSV 1860 München anstehen, wurde am Freitag erstaunlich wenig über die betreffenden Personen gesprochen. Kaum ein Wort zu Sascha Mölders zum Beispiel. Rund um den ehemaligen Kapitän wird mehr spekuliert als informiert, Verhandlungen zu seiner Vertragsauflösung soll es geben, und sie sind wohl auch ein wichtiger Grund dafür, dass sich Mölders selbst zu den öffentlich gewordenen Vorwürfen gegen seine Person immer noch nicht geäußert hat. Direkt zu seiner Zukunft fragen kann man hingegen Günther Gorenzel, den Geschäftsführer, dessen Vertrag in nächster Zeit noch verlängert werden muss. Trotzdem erfährt man genauso wenig. Er habe noch nie seine eigene Vertragssituation thematisiert, sagte der 50-Jährige auf Nachfrage, "da können sie in Russland oder in Österreich oder in Deutschland nachfragen", bei all seinen ehemaligen Arbeitgebern wie etwa Rubin Kasan, meint er damit. Das dürfte aber nicht nötig sein, alle glauben ihm. Und damit bleibt auch weiter offen, wie stark die sportlich Verantwortlichen selbst durch den Mölders-Eklat angezählt sind. Denn nach allem, was an Vorwürfen zu hören war - von Einschüchterungen gegen andere Spieler bis hin zu Verweigerungen von Trainerbefehlen -, haben sich Geschäftsführung und Trainer womöglich zu viel von Mölders gefallen lassen.

Nach dem bedeutsamen 2:0-Erfolg bei Borussia Dortmund II ist die sportliche Situation zum ersten Mal seit Wochen ein dankbares Ausweichthema. "Wir haben ein super Spiel abgeliefert", schwärmt Trainer Michael Köllner immer noch, und es sei doch "fatal", wenn man sich aller Illusionen berauben und nicht glauben würde, dass der Weg an die Tabellenspitze noch möglich sei. Aber es gehe jetzt erst einmal um andere Dinge, sagt der 51-Jährige. Die Sechziger reisen nach Würzburg, um am Montagabend das letzte Drittligaspiel des Kalenderjahres zu bestreiten. Bei den Unterfranken fehlt Angreifer Maximilian Breunig wegen einer Halswirbelverletzung, Abwehr-Stammspieler Lars Dietz ist gelbgesperrt. Die Mannschaft hat also Personalsorgen und stellt sowieso schon den schwächsten Angriff der Liga (14 Tore in 19 Spielen).

Richard Neudecker, der zuletzt am auffälligsten spielte, fehlt mit einer Mandelentzündung

Trotzdem, sagt Köllner, werde seine Mannschaft ähnlich defensiv orientiert sein wie zuletzt im Stadion Rote Erde: "Wir haben in Dortmund ein Stück weit unser Spiel verändert", sagt er, die Systemumstellung solle mehr Stabilität verleihen. "Ich habe schon ewig keine Fünferkette mehr gespielt, und so kompakt. Aber es war wichtig, Stabilität ins Spiel reinzukriegen." Köllner hört sich so an, als ob dieses Spielsystem bis auf Weiteres der Standard sei. Der Unterschied zur Vorsaison sei fehlende Konstanz, die müsse man zurückgewinnen. So ist das Spiel in Würzburg ein letzter Leistungstest dafür, welche inhaltlichen Schwerpunkte Anfang Januar im Trainingslager in der Türkei abgearbeitet werden. Weiter geht es dann am 15. Januar mit einem Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden.

Das neue Sicherheitsdenken und der Abschied von Mölders fordern zugleich die Spieler, neue Rollen anzunehmen, eine andere Hierarchie zu finden. Da ist es ungünstig, dass in Richard Neudecker am Montag in Würzburg derjenige fehlen wird, der in Dortmund am auffälligsten spielte - der 25-jährige Mittelfeldspieler hat eine Mandelentzündung. Daniel Wein und Merveille Biankadi werden wohl wieder nicht im Kader stehen. Es gehe nun darum, den Fans ein "einigermaßen normales Weihnachtsfest" bescheren zu können, sagt Köllner.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: