Tour de France:Wiggins gewinnt das Zeitfahren - und die Tour

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Bradley Wiggins siegt eindrucksvoll beim Einzelzeitfahren und baut seinen Vorsprung auf Edelhelfer Christopher Froome weiter aus. Damit gewinnt der Brite wohl auch die 99. Tour de France, denn auf der letzten Etappe wird der Gesamtführende traditionell nicht mehr angegriffen.

Bradley Wiggins hat die letzten Zweifel an seinem Gesamterfolg beseitigt. Der 32-Jährige stürmte beim letzten Einzelzeitfahren der 99. Frankreich-Rundfahrt zu seinem zweiten Tagessieg und vergrößerte noch einmal seinen Vorsprung vor Edelhelfer Christopher Froome, der als Zweiter auf den 53,5 Kilometern für eine erneute Demonstration des Sky-Teams sorgte, auf 3:21 Minuten.

Auch im Einzelzeitfahren stark: Bradley Wiggins siegt und gewinnt wohl auch die Tour de France. (Foto: AFP)

Der erste britische Tour-Triumph ist Wiggins damit höchstens noch durch einen Sturz zu nehmen. Auf der Schlussetappe nach Paris ist damit aber nicht zu rechnen, da traditionell keine Attacken auf den Führenden mehr erfolgen. Bei der abschließenden Tour d'Honneur wird sich das britische Siegerteam, das bisher fünf Etappen gewonnen hat und die Gesamtwertung beherrscht, vielmehr ein Schlückchen Champagner genehmigen.

Wiggins ist nach seiner Leistung auf dem Teilstück von Bonneval nach Chartres zudem einer der großen Goldfavoriten im Olympischen Zeitfahren am 1. August in London. Wiggins setzte im Rennen gegen die Uhr von Beginn an die Bestmarken. Keiner der Konkurrenten, auch nicht Froome, kam annähernd in Reichweite des Mannes im Gelben Trikot, der schon das erste Zeitfahren für sich entschieden hatte.

Schon am ersten Messpunkt nach 14 Kilometern zeichnete sich Wiggins' Erfolg ab. Der frühere Bahnspezialist und Olympiasieger auf dem Holzoval distanzierte seine Gegner Sekunde um Sekunde und war letztlich 1:16 Minuten schneller als sein Teamkollege Froome.

Der enttrohnte Vorjahressieger Cadel Evans war dagegen nach seinen Einbrüchen in den Bergen nicht mehr zu einer Trotzreaktion in der Lage. Der Australier wurde auf der Strecke sogar von seinem Mannschaftskollegen Tejay Van Garderen (USA) überholt und kam abgeschlagen ins Ziel.

Der gebürtige Sachse Andreas Klöden (Mittweida/RadioShack) verpasste nach einer ordentlichen Fahrt den Sprung unter die besten Zehn des Gesamtklassements knapp. In Abwesenheit von Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin aus Cottbus, der am ersten Ruhetag der Tour wegen eines Kahnbeinbruchs ausgestiegen war und sich nun mit dem Handicap der Handverletzung auf Olympia vorbereitet, verkauften sich die deutschen Spezialisten recht gut.

Tour-Debütant Patrick Gretsch (Erfurt/Argos) hielt lange die Bestzeit und wurde am Ende als bester Deutscher glänzender Sechster. Auch Routinier Bert Grabsch (Wittenberg/QuickStep) lieferte trotz einer Erkältung und der Müdigkeit dreier harter Rennwochen als 18. eine passable Leistung.

"Ich bin verschnupft, wollte aber unbedingt heute noch fahren und habe mich deshalb die letzten Tage durchgequält", sagte der 37-Jährige nach seiner Generalprobe für das Olympische Zeitfahren. Grabsch, der neben Martin in London zweiter deutscher Starter ist, traut sich bei Olympia durchaus einen Überraschungscoup zu. "So gut wie alles ist möglich", sagte er: "Ich habe schon öfter gezeigt, dass ich für eine Überraschung gut bin."

Nicht zuletzt sein Weltmeistertitel im Jahr 2008 gibt ihm dafür Zuversicht. Martin, der am Mittwoch in die britische Metropole aufbricht, ist indes nicht so optimistisch. "Ich habe unter Belastung immer noch Schmerzen. Eine Medaille zu gewinnen, wäre fast schon ein Wunder", sagte er am Samstag. Er habe "den Traum" zwar noch nicht aufgegeben, aber "die Chancen sind natürlich nicht größer geworden", fügte der 27-Jährige an.

Am Sonntag findet die Tour de France auf den Champs-Elysees ihr Ende. Die Sprinter um Mark Cavendish (Großbritannien/Sky) und Andre Greipel (Rostock/Lotto) werden nochmals ihre Kräfte mobilisieren, um einem prestigeträchtigen Erfolg davonzutragen.

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