Der Norweger Thor Hushovd hat das letzte Kräftemessen vor der ersten Bergankunft der 96. Tour de France für sich entschieden. Der Cervelo-Sprinter raubte den Gastgebern auf dem Olympia-Hügel von Barcelona einen Heimsieg und gewann vor den Spaniern Oscar Freire und Jose Rojas. Der Schweizer Fabian Cancellara wird nach dem 181,5 km langen Teilstück das Gelbe Trikot auch in den Pyrenäen tragen. Lance Armstrong ist weiterhin Zweiter.
Hushovd war auf dem 1,7 Kilometer langen Schlussanstieg zum Olympia-Stadion von 1992 nicht zu bezwingen und hatte am Ende mehr als eine Radlänge Vorsprung. Die deutsche Sprint-Hoffnung Gerald Ciolek (Pulheim) wurde Vierter, der Milram-Profi hatte insgeheim auf einen Etappensieg gehofft. Erst einen Kilometer vor dem Ziel hatte das Feld Ausreißer David Millar eingeholt.
Mehrere Hunderttausend Menschen säumten trotz des zum großen Teil verregneten Tages die Straßenränder der Provinz Katalonien. Für den Tour-Favoriten Alberto Contador war das Heimspiel etwas ganz Besonderes. "Es war eine spezielle Etappe für mich. Es ist ein Traum, dass die Tour mein Heimatland besucht", sagte der Spanier, dessen Verwandte in Barcelona leben.
Gleich zu Beginn der Etappe versuchten es mehrere Fahrer mit einer Attacke. Zunächst bildete sich eine zehnköpfige Gruppe, später setzten sich die Franzosen Stephane Auge (Cofidis) und Sylvain Chavanel (Quick Step) sowie der Schotte David Millar (Garmin) deutlicher vom Feld ab.
Der Vorsprung wuchs auf mehr als drei Minuten an, in den ersten Hügeln gesellte sich noch der Spanier Amets Txurruka (Euskaltel) zu dem Trio, das den Vorsprung recht konstant bei 1:30 Minuten hielt, ehe Millar 20 Kilometer vor dem Ziel attackierte. Die weiteren Ausreißer wurden zehn Kilometer später vom Feld eingeholt.
Am Freitag erwartet das Fahrerfeld die erste Bergetappe. Über 224 Kilometer führt das längste Teilstück der diesjährigen Tour von Barcelona nach Andorra-Arcalis. In dem Zwergstaat hatte Jan Ullrich am 15. Juli 1997 das Gelbe Trikot erobert und später in Paris den Toursieg gefeiert.
In diesem Jahr wird die Etappe Aufschluss über die Leistungsstärke von Lance Armstrong geben. Der Amerikaner redet selbst von der Frage, die ihn und jeden da draußen interessiere. Kann der 37-Jährige seinem teaminternen Rivalen Contador nicht folgen, muss er sich wohl für den Rest der Tour in die zweite Reihe begeben.
