Toto-Pokal:Große Bühne

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Vierte gegen dritte Liga: Schweinfurts Trainer Tobias Strobl sieht seine Mannschaft natürlich nicht als Favorit - und doch "in der Bringschuld". (Foto: Julien Christ/Beautiful Sports/Imago)

Schweinfurt missglückt der Aufstieg, den Würzburger Kickers droht der Abstieg: Im Viertelfinal-Derby können die unterfränkischen Teams eine bislang recht verkorkste Saison aufhübschen.

Von Christoph Leischwitz

Besser zwei- oder dreimal überprüfen, damit alles seine Richtigkeit hat. Beim FC Schweinfurt waren sie sich laut Trainer Tobias Strobl am Montag "zu 98 Prozent", aber noch nicht zu 100 Prozent sicher, dass Nico Rinderknecht am Dienstagabend auf dem Platz stehen darf. Dann steht das Toto-Pokal-Viertelfinale gegen die Würzburger Kickers an. Im Herbst 2018 hatten die Schnüdel im Achtelfinale den Rivalen aus der dritten Fußball-Liga 3:1 bezwungen, nur um dann vom Sportgericht zurückgepfiffen zu werden: Schweinfurt hatte zu wenige U23-Akteure auf dem Spielberichtsbogen. Rinderknecht nun hat am Samstag in der Regionalliga-Partie beim SV Heimstetten (2:2) Rot gesehen. So lange das Strafmaß nicht feststeht, wäre Rinderknecht auch für den Pokal gesperrt. Als die Sperre von einem Spiel feststand, prüfte der FC aber auch noch auf weitere mögliche doppelte Böden. Noch eine Blamage will man sich nicht leisten.

Am Montag waren schon 3000 Tickets verkauft für dieses Pokalspiel, das Interesse ist groß. Die Partie bietet die Gelegenheit, aus einer verkorksten Saison eine nicht ganz so verkorkste zu machen: Mit der Meisterschaft und ergo auch dem Aufstieg in den seit Jahren ersehnten Profifußball hat man schon jetzt nichts mehr zu tun, das machen die SpVgg Bayreuth und der FC Bayern II unter sich aus. Da kommt ein nicht so gerne gesehener Rivale gerade recht. Aber auch die Würzburger reisen alles andere als sorgenfrei die 45 Kilometer Richtung Norden, schließlich sind sie stark abstiegsbedroht - auch wenn sie nach einem Last-Minute-Sieg in Wiesbaden immerhin mit der besseren Laune in die Partie gehen dürften.

Strobl muss die Ergebnisflaute aus der Ferne moderieren. Er absolviert gerade den Trainer-Lehrgang zur Pro Lizenz

Bei den Schweinfurtern lief die Generalprobe gänzlich anders. "Wenn wir zwei Minuten vor Schluss den gefühlten Siegtreffer machen und dann wieder eins bekommen - das hat nichts mit Taktik zu tun, da geht es nur um Mentalität", ärgerte sich Torwart Luis Zwick über den späten Ausgleich in Heimstetten. Schweinfurt hat bislang acht Mal remis gespielt in der laufenden Saison, sechs Mal hatten sie zuvor geführt. Fehlende Cleverness scheint das Problem zu sein, das zeigt auch Rinderknechts rote Karte nach einem Handspiel auf der Torlinie: Der zwischenzeitliche Ausgleich folgte sowieso per Elfmeter, so aber hatten die Schnüdel ihre Überzahl nach einer gelb-roten Karte für Heimstettens Mohammad Awata, nun ja, aus der Hand gegeben. Gegen Würzburg sei man sicher nicht Favorit, sagt Trainer Tobias Strobl, aber "in der Bringschuld".

Strobl muss die Ergebnisflaute aus der Ferne moderieren. Er absolviert gerade den Trainerlehrgang zur Pro Lizenz, er reist erst am Dienstag von Köln nach Schweinfurt zum Spiel. Am Montag traf er auch noch Kölns Trainer Steffen Baumgart, und er war zuversichtlich, ein paar positive Eindrücke aus seinem Lehrgang für seine Mannschaft mitbringen zu können.

Einen weiteren Anreiz gibt es auch noch: Für viele Spieler sei das viel beachtete Pokalspiel eine "große Bühne", mit der man auf sich aufmerksam machen könne, sagt Schweinfurts Geschäftsführer Robert Hettich. Zum Beispiel für den 23-jährigen Meris Skenderovic, der auf diesem Wege noch ein Erfolgserlebnis zu seinen bisherigen 16 Saisontoren beitragen könnte. Der Sieger der Partie reist übrigens für das Halbfinale zum Regionalligisten FV Illertissen und wünscht sich dann fürs Finale möglicherweise sogar den Drittligisten 1860 München. Denn sollten die Löwen Vierter in der dritten Liga werden, wären sie über diesen Weg bereits für die Hauptrunde qualifiziert. Im Pokal sind die Sechziger schon einen Schritt weiter, die Mannschaft von Michael Köllner tritt am 27. März zum Halbfinale beim TSV Aubstadt an.

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