Timo Werner zu Chelsea:Ein Hauch von Rudi Völler

Kaum einer erinnert in seiner Spielweise so sehr an Tante Käthe wie Timo Werner. Er überstand sogar eine Schwalben-Affäre. Jetzt ist sein Wechsel offiziell. Er geht nicht zu Bayern, sondern zu Chelsea. Seine Karriere in Bildern.

Von Jonas Beckenkamp

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(Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

2013 ist schon ein wenig her, aber vielleicht man sollte sich dieses Jahr genau vormerken, denn es war der Moment, als Deutschland seinen Stürmer für die Zukunft kennenlernte. Timo Werner, geboren im Stuttgarter Bezirk Bad Cannstatt, debütierte im Sommer jenes Jahres bei den Profis des VfB. Ein 17-jähriger Bubi mit bravem Blick aus der eigenen Jugend, sowas hatte es im Ländle seit Mario Gomez nicht mehr gegeben.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Werner konnte rennen wie kaum ein anderer, das machte ihn in der Neuzeit des Fußballs schnell wertvoll. Anfangs galt er als Mann für den Flügel, zu dessen Stärken der Kopfball (wie hier bei der U17 des DFB) nur bedingt zählte. Trotzdem durchlief er die Nachwuchsmannschaften der Nationalelf - es war kaum zu übersehen, dass da einer heranwuchs, mit dem man einiges anfangen kann.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

In Stuttgart war einer seiner Trainer Huub Stevens, der erst kürzlich im Doppelpass von Sport1 erklärte, dass Werners Potenzial schon damals riesig war. Nur habe er als junger Stürmer längst nicht die ausgereiften Fähigkeiten von heute gehabt. Werner wirkte mitunter noch zu ungestüm, seine Technik galt als ausbaufähig. Mit dem VfB erlebte er 2016 den Abstieg aus der Bundesliga - eine erste riesige Enttäuschung in seinem Fußballerleben.

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(Foto: dpa)

Es war der Moment, sich aus der Heimat zu verabschieden. Unter einigem Wirbel wechselte Werner nach Leipzig, wo ihn Trainer Ralph Hasenhüttl (rechts) mit den Neuzugängen Marius Müller, Naby Keita und Benno Schmitz (v.l.n.r.) empfang. Für Werner war der Schritt zum Powerfußball von RB genau das richtige. Hier konnte er flitzen und in einer spielstarken Mannschaft zu einem Topstürmer heranreifen.

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(Foto: AFP)

Einer seiner Sprints brachte ihm Ende 2016 enorme Kritik ein. Werner war gegen Schalke Richtung Tor unterwegs, als er sich eine für alle sichtbare Schwalbe im Duell gegen Naldo leistete. Die Bilder zeigten, dass es nicht den Hauch einer Berührung gegeben hatte. Werner räumte seinen Umfaller im Gespräch mit Schiedsrichter Dankert aber nicht ein, was Naldo und die Schalker furchtbar in Rage brachte. Erst später gab Werner zu, absichtlich gefallen zu sein. Fortan galt er in fremden Stadien als Feindkörper, als Schummler, der auch noch bei RB spielte, einem durchaus umstrittenen Klub in Fankreisen.

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(Foto: dpa)

Immer wieder ereilten ihn in der Folge Vergleiche mit dem jungen Rudi Völler, Deutschlands schnauzbärtigstem Stürmer der Geschichte. Werner trug zwar nie Schnauzer, aber seine Spielweise ähnelte der von Tante Käthe: Tiefer Körperschwerpunkt, kräftige, flinke Beine, immer auf Zuspiele lauernd. Zwar verirrte sich Werner noch zu oft ins Abseits, doch sein Können war mittlerweile auch Joachim Löw aufgefallen: Er verhalf ihm 2017 zum Debüt im DFB-Team. Leider erlitt der Leipziger prompt einen Muskelfaserriss in der Partie gegen England.

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(Foto: Jan Woitas/dpa)

13 Tore und acht Assists lautete seine Bilanz im ersten Jahr in Leipzig - und das mit gerade 21 Jahren. Ein Jahr später waren es sogar 21 Treffer - der Klub schaffte es dank seiner Beiträge sogar in die Champions League. Dort erlebte er dann 2017 im Gruppenspiel bei Besiktas schmerzhafte Minuten. Werner konnte den Höllenlärm in Istanbuler Glutofen-Stadion nicht vertragen, er musste nach nur 32 Minuten desorientiert und mit Atemproblemen ausgewechselt werden. Es gab Kritiker, die an seiner Wettkampfhärte zweifelten, doch Werner glänzte weiter mit Toren. Außer im Pokalfinale 2019 gegen die Bayern, wo ihm fast gar nichts gelang.

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(Foto: AFP)

Vielleicht waren es auch solche Auftritte, die die Zweifel an ihm nährten. Immer wieder hielten sich zwar Gerüchte über einen Wechsel zum FC Bayern, doch so ganz warm wurde man in München offenbar nicht mit dem Gedanken, ihn zu verpflichten. Noch immer ließ Werner vorne so manche Chance liegen, die Ronaldo oder Maradona (hier 2017 beim Confed Cup in Russland links neben ihm) sicher nie ausgelassen hätten. Zu ungestüm, zu fahrig im Abschluss, so lauteten die Einwände gegen seine Spielweise.

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(Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Kritik auf hohem Niveau, natürlich. Längst hatte sich Werner auch als Nationalspieler etabliert. Beim Confed Cup war er Torschützenkönig geworden - so durfte er natürlich auch mit zur WM 2018 in Russland. Und obwohl es dort wirklich verheerend für die Deutschen lief, hatte er seine Momente. Etwa beim zweiten Gruppenspiel gegen Schweden, als er über links viel Schwung ins Spiel brachte und letzten den Freistoß herausholte (im Bild), den Toni Kroos kurz vor Schluss zum 2:1 verwandelte.

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(Foto: GLYN KIRK/AFP)

In Leipzig verbesserte sich Werner unter Trainer Julian Nagelsmann noch einmal. Er wurde auch dank der besonderen Zuwendung konstanter, folgte seinem enormen Torinstinkt und gönnte sich nun auch große Auftritte in England, wie jenen beim 1:0 in London gegen Tottenham in diesem Jahr. Dort traf Werner per Elfmeter und spätestens ab diesem Moment kannte man ihn auch auf der Insel. Liverpool schien in diesem Frühling duchaus an ihm interessiert zu sein, Kontakte zu Jürgen Klopp bestanden bereits. Doch dann kam es anders. Anfang Juni entschied sich der Stürmer für einen Wechsel zum FC Chelsea - am Donnerstag verkündeten der Premier-League-Klub und Leipzig, dass sie sich geeinigt haben. Der 24-Jährige soll an die zehn Millionen Euro pro Jahr verdienen, seine Ablöse beläuft sich auf etwa 53 Millionen.

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