Tiger Woods verhaftet:Trauriges Wunderkind

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  • Tiger Woods ist in Florida wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden.
  • Der 41-jährige Golfer versichert, lediglich unter der Einwirkung verschreibungspflichter Medikamente gestanden zu haben.
  • Nach blamablen Comeback-Versuchen auf dem Platz sorgt Woods zum wiederholten Mal für Negativschlagzeilen.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Das Foto zeigt einen traurigen Tiger Woods. Die Polizei von Jupiter, ein Strandstädtchen im US-Bundesstaat Florida, hat es am Montagmorgen angefertigt, nachdem sie Woods wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet hatte. Er sieht darauf nicht aus wie der grandiose Golfer, der 1997 im Alter von 20 Jahren das Masters in Augusta gewonnen und den Ball bei der gleichen Veranstaltung acht Jahre später am 16. Loch auf eine Reise geschickt hatte, die scheinbar sämtliche physikalischen Gesetze brach. Woods sieht auf diesem Bild aus wie ein unfasslich trauriger Mensch.

Er sei nicht betrunken gewesen, versicherte er hinterher in einem Statement: "Es war eine unerwartete Reaktion auf verschreibungspflichtige Medikamente. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich diese Kombination derart beeinflussen würde." Woods, 41, erholt sich derzeit von seiner vierten Rückenoperation, auf seinem privaten Blog schrieb er kürzlich: "Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt. Es ist kaum zu glauben, wie viel besser es mir geht."

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Woods ist das Wunderkind, das im Alter von drei Jahren nur 48 Schläge auf dem Neun-Loch-Kurs der Militärbasis im kalifornischen Los Alamitos benötigte. Der im Alter von acht Jahren in der The Mike Douglas Show einen Putting-Wettbewerb gegen den Sänger Bob Hope gewann. Der schon vor seinem ersten Schlag als Profigolfer derart hoch dotierte Sponsorenverträge unterschrieb, dass er nie wieder hätte arbeiten müssen. Der in seiner Karriere allein an Preisgeld mehr als 110 Millionen Dollar verdiente und dessen Privatvermögen auf 740 Millionen Dollar geschätzt wird.

Woods schüchterte seine Gegner in der Blüte seiner Karriere regelrecht ein - aufgrund seiner Physis, wegen seiner mentalen Stärke, vielleicht auch ein bisschen wegen seiner Hautfarbe. Woods bezeichnet sich selbst als "Cablinasian", eine Mischung aus hellhäutig, afroamerikanisch, indisch und asiatisch. Sein Erfolg in Augusta wurde auch als Sieg über das weiße Establishment interpretiert bei einem Turnier, das erst seit 1975 dunkelhäutige Spieler zulässt und bei dem bis 1982 alle Caddies dunkelhäutig zu sein hatten.

Mit seinem ersten Comeback im Jahr 2012/13, als er innerhalb von zwei Spielzeiten acht Turniere gewann und wieder auf Platz eins der Weltrangliste geführt wurde, präsentierte er diese Geschichte, die sie in den Vereinigten Staaten so lieben und immer wieder von Hollywood verfilmen lassen: wenn einer geschmäht am Boden liegt, sein Leben umkrempelt und dann entgegen allen Wahrscheinlichkeiten obsiegt.

Erneut selbstverschuldete Schlagzeilen

Es wäre unsinnig zu analysieren, warum ein Multimillionär sich nach der Einnahme eines Medikamenten-Cocktails lieber ins Auto setzt, als ein Taxi zu rufen - zumal der offizielle Bericht der Polizeidienststelle noch immer nicht veröffentlicht worden ist. Es wäre unfair, diese Verhaftung in einem größeren Zusammenhang zu betrachten oder sie mit dem Untreue-Skandal aus dem Jahr 2009 oder den zahlreichen erfolglosen und teils blamablen Comeback-Versuchen in den vergangenen drei Jahren zu verbinden.

Dass er aus eigenem Verschulden mal wieder für negative Schlagzeilen sorgt, ist nicht die Pointe eines Witzes, den sich Amateurgolfer von nun an im Clubhaus erzählen. Es steht auch nicht symbolisch für den Niedergang eines einst so grandiosen Sportlers. Woods ist einer, der so sehr auf den Schutz seiner Privatsphäre achtet, dass er seiner Yacht den Namen "Privacy" gegeben hat.

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