Tennisspieler Mardy Fish:Kampf gegen sich selbst

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Im März spielte er eine Partie auf der ATP-Tour: Mardy Fish (Foto: imago/ZUMA Press)

Mardy Fish war ein Top-Ten-Spieler, doch dann bekam er Herzbeschwerden und Panikattacken. Nun kämpft der 33-Jährige um seinen letzten, großen Moment.

Von Lisa Sonnabend

Mardy Fish kehrt tatsächlich wieder an den Ort zurück, der ihm einst so große Angst einjagte. Einmal noch wird der 33-jährige Tennisspieler an den US Open teilnehmen, gab er am Donnerstag bekannt. Dann beendet er seine Karriere. Einmal noch wird der Amerikaner die Anlage in Flushing Meadows betreten, auf der ihn vor drei Jahren so schlimme Panikattacken heimsuchten, dass er monatelang kein Match mehr bestreiten konnte - an manchen Tagen sogar nicht einmal einen Schläger halten.

2012 sollte Mardy Fish im Achtelfinale der US Open gegen Roger Federer antreten, doch er konnte einfach nicht. Er sagte die Partie ab. Als er an jenem Abend zurück nach Los Angeles fliegen wollte, befiel ihn Panik. Er musste die Maschine vor dem Start wieder verlassen. Erst fünf Tage später war er in der Lage, in die Heimat zu reisen. In den Wochen danach schaffte es Fish nicht, das Haus zu verlassen, er konnte nicht alleine einschlafen. Alle halbe Stunde suchte ihn eine Attacke heim, beschrieb er die Situation später.

Fish kämpfte plötzlich nicht mehr gegen andere Spieler, er kämpfte mit sich selbst. Im Tennis, das ein extrem mentaler Sport ist, hatte er keine Chance mehr. Umso erstaunlicher ist, dass er es nun zurückgeschafft hat.

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Seit 2000 spielt Fish auf der ATP-Tour. Er gewann in seiner Karriere sechs Turniere, bei Olympia 2004 in Athen holte er die Silbermedaille. Bis auf Platz sieben der Weltrangliste stieß er mit seinem wuchtigen Spiel im Augusut 2011 vor. Doch dann traten im Frühjahr 2012 erstmals Herzrhythmusstörungen bei ihm auf. Er wachte eines Nachts auf, sein Herz raste mit 180 Schlägen pro Minute. "Ich dachte wirklich, ich sterbe", erzählte Fish.

Er trug fortan ein Gerät, das sein Herz kontrollierte, schon bald konnte er wieder mit dem Training beginnen. Doch sein Kopf machte nicht mehr mit. Immer wieder sagte er Matches ab, gab auf. "Am meisten traumatisiert war ich ausgerechnet auf dem Tennisplatz", bekannte Fish. Es war eine schwierige Zeit, auch weil er sich die Krankheit als ehemals furchtloser und kräftiger Spieler lange nicht eingestehen wollte. Bei den US Open eskalierte die Situation schließlich - die Ängste waren ein unüberwindbarer Gegner geworden.

Doch Fish gab nie auf. "Ich wollte es wieder versuchen, um den Menschen zeigen, dass es möglich ist, psychische Krankheiten zu besiegen." 2013 spielte er immerhin fünf Turniere, dann legte er wieder eine Pause ein. Die Ängste waren zurück. Sein Ziel ließ er nicht aus den Augen: Er will unbedingt seine Karriere in einem glücklichen Moment beenden, nicht im Zustand der Angst.

Fish wurde vor eineinhalb Jahren Vater, spielte viel Golf. Seine Ängste bekam er immer besser in den Griff. Er fliegt inzwischen wieder, kann alleine einschlafen - und wieder Tennis spielen. Ende 2014 begann er, sich abermals auf ein Comeback vorzubereiten, sechs Mal pro Woche übt er seitdem auf dem Platz. Noch immer muss er Medikamente nehmen, noch immer ist er in Therapie, doch seinen größten Gegner scheint er endlich besiegt zu haben.

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Im März in Indian Wells trat Fish erstmals nach 18 Monaten wieder bei einem ATP-Turnier an. Er verlor nur knapp gegen den Amerikaner Ryan Harrison, verspielte sogar zwei Matchbälle. Nun gab Fish bekannt, dass er auch an den Turnieren von Atlanta und Cincinnati antreten will - und anschließend bei den US Open seine letzte Partie auf der ATP-Tour bestreiten wird.

In Atlanta wird er von Montag an sogar mit seinem guten Freund Andy Roddick im Doppel antreten. Der ehemalige Weltranglistenerste hat seit seinem Karriereende 2012 kein Match mehr bestritten. Auch Roddicks Comeback ist also bemerkenswert. Doch alle werden auf Fish schauen.

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