Tennis:Wimbledon: Lisicki gleich in Runde eins gefordert

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London (dpa) - In ihrer Wohlfühl-Oase Wimbledon zeigt Sabine Lisicki nicht einmal vor dem dreimaligen Champion Boris Becker Respekt.

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London (dpa) - In ihrer Wohlfühl-Oase Wimbledon zeigt Sabine Lisicki nicht einmal vor dem dreimaligen Champion Boris Becker Respekt.

„Es fühlt sich auch wie mein Wohnzimmer an“, sagte die Finalistin von 2013 vor ihrem ersten Match am Dienstag - und fügte im Interview des übertragenden TV-Senders Sky auf die Frage nach dem Jubiläum des historischen ersten Becker-Sieges vor 30 Jahren schmunzelnd an: „Man kann sich das Wohnzimmer doch auch teilen.“

Es wäre vermessen, die Beziehung der 25 Jahre alten Tennisspielerin aus Berlin zu den gepflegten Rasenplätzen im Londoner Südwesten auf eine Stufe zu heben mit den Ereignissen vom 7. Juli 1985. Und doch einen die aktuelle Nummer 18 der Welt und den bislang jüngsten Wimbledon-Sieger überhaupt diese ganz spezielle Liebe zu dem noch immer bedeutungsschwersten Tennisturnier des ganzen Jahres.

Wer Lisicki beobachtet, wie sie über die grünen Trainingsplätze im All England Lawn Tennis Club läuft, oder sieht, wie sie fast schon zärtlich die Grashalme streichelt, nimmt ihr die Zuneigung zu dem etwas anderen Spielbelag ab. „Es fühlt sich einfach unglaublich an, auf dem Center Court in Wimbledon zu spielen. Dieses Gefühl kann mir niemand nehmen. Das ist der schönste Teil des Jahres für mich“, sagte die Freundin von Oliver Pocher. In ihrer ersten Partie trifft sie auf Jarmila Gajdosova, Bundestrainerin Barbara Rittner findet die Australierin gefährlich. „Das ist ein unangenehmes Los. Da wird Sabine gleich voll gefordert“, meinte die Fedcup-Teamchefin.

Doch bei keinem anderen Turnier im Tenniszirkus spielt Lisicki so gut und so gerne wie hier. Viertelfinale 2009, Halbfinale 2011, Viertelfinale 2012, Finale 2013, Viertelfinale 2014 weist die Statistik aus. „Es ist ein unglaublich schönes Gefühl, nach London zu kommen. Ich freue mich wie ein kleines Kind, dort diese Unterstützung zu haben“, sagte Lisicki. Als sie vor zwei Jahren sensationell ins Endspiel einzog und auf dem Weg dorthin unter anderen die Amerikanerin Serena Williams bezwang, taufte der englische Boulevard sie in Anlehnung an Becker „Bum Bum Bine“.

Auch in diesem Jahr wird die Aufschlag-Weltrekordlerin von zahlreichen Experten immer wieder als Kandidatin genannt, wenn nach den sogenannten dark horses gefragt wird. Immer für eine Überraschung gut, immer im erweiterten Kreis der Titelanwärterinnen.

Tatsächlich kommt der schnelle Belag ihrer Spielweise und ihren krachenden Aufschlägen entgegen. Allerdings muss die Berlinern auch immer wieder Kritik einstecken und sich die Frage gefallen lassen, warum sie nur in Wimbledon das Tennis ihres Lebens spiele. Mangelnde Fitness, Beratungsresistenz und mentale Schwäche werden ihr oft vorgeworfen, wenn es mal wieder an anderen Orten gar nicht läuft. „Auf Rasen sind viele Spielzüge für mich selbstverständlich. Ich kann das selbst manchmal gar nicht verstehen“, sagt Lisicki.

Mit ihrem neuen Trainer Christopher Kas erlebte sie in diesem Jahr schon die ganze Bandbreite ihrer Sportart. Nach dem miserablen Jahresauftakt stand sie in Indian Wells im Halb- und in Miami im Viertelfinale. Sie verpatzte dann ihren Fed-Cup-Auftritt in Russland und verlor anschließend in Stuttgart in Runde eins 0:6, 0:6 gegen Zarina Diyas aus Kasachstan. Bei den French Open scheiterte sie in der dritten Runde an der späteren Finalistin Lucie Safarova, zuletzt auf Rasen in Birmingham an der späteren Siegerin Angelique Kerber.

Die 27 Jahre alte Kielerin trifft in der ersten Runde am Dienstag auf die Hamburgerin Carina Witthöft. Und die Ranglisten-Zehnte Kerber ist in diesem Jahr mehr als nur dark horse. Sie gilt als Mitfavoritin.

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