Tennis:Unterwegs im Kas-Express

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Ziemlich viel unterwegs derzeit: Großhesselohes Teamchef Christopher Kas. (Foto: Lackovic/Imago)

Aus Wimbledon über Neuss nach Lausanne: Als Teamchef des Männer-Bundesligisten TC Großhesselohe und als Trainer von Jule Niemeier hat Christopher Kas derzeit viel zu tun.

Von Thomas Becker

Eine der vielen Corona-Weiterungen ist ja, dass nicht mehr so viel geflogen wird. Zum einen, weil manche Wege auch prima mit dem Zug oder dem Wagen zu absolvieren sind, zum anderen, weil einem derzeit kein Mensch versprechen kann, dass man nach dem Flug nicht mit langem Gesicht an der Gepäckausgabe steht. Tennisprofis, die jobbedingt zur Vielflieger-Fraktion gehören, tun sich da schwer, nehmen meist die Schläger mit ins Handgepäck und leihen sich zur Not Schuhe und Klamotten, um zur Arbeit gehen zu können. Oder sie stopfen ein Auto voll mit Gepäck, das dem Flieger hinterher saust.

So hat die Männer-Bundesligamannschaft des TC Großhesselohe den Doppelspieltag am Wochenende bestritten: Nach der freitäglichen 2:4-Heimniederlage gegen den TC Bredeney stieg Teamchef Christopher Kas spätabends ins von Papa Karl-Heinz gelenkte Auto und machte sich auf den Weg durch die Nacht und ins Rheinland. Samstagfrüh betreute er dort Jule Niemeier, die für Bredeney um die deutsche Meisterschaft spielte, am Sonntag ging's wieder ein paar Kilometer zurück nach Neuss, wo Großhesselohe das nächste enge Match erwartete. Noch am selben Abend nahm der Kas-Express schließlich die nächste Langstrecke unter die Hufe: Lausanne, wo Niemeier am Montag beim Sandplatzturnier aufschlägt. Gut 2200 Kilometer im Dienst des Tennissports: Macht Kas gar nichts aus, sagt er: "Alles ziemlich spannend. Ist relativ viel los im Moment. Aber ist doch super und macht Spaß! Da beschwert sich keiner."

Dabei hat er gerade eine ganz andere Reise hinter sich: wenig Kilometer, dafür hohe Intensität und Emotionalität: "Die zehn Tage Wimbledon waren schon eine tolle Reise", sagt Kas über seinen noch recht neuen Job als Coach der vielversprechendsten deutschen Tennisspielerin. Bis ins Viertelfinale trug es die 22-Jährige, und offenbar geht sie dabei nicht von einem One-Hit-Wonder aus, wie ihr Trainer sagt: "Die Jule ist ja selbstbewusst und weiß, was sie kann. Ich glaube nicht, dass es für sie eine große Sensation war, dass sie im Wimbledon-Viertelfinale war. Man braucht das auch nicht größer machen, als es ist. Sie wird in zwölf bis 18 Monaten anfangen, ihr bestes Tennis zu spielen und wird noch öfter bei einem Grand Slam im Viertelfinale stehen." Im Bundesliga-Match für Bredeney setzte es zwar eine glatte Niederlage gegen die Serbin Aleksandra Krunić, die Nummer 107 der Welt, zur deutschen Meisterschaft gegen die punktgleichen Aachenerinnen langte es dennoch.

Vom Meistertitel sind Großhesselohes Herren noch ein Stück entfernt. Das Heim-Match am Freitag fasste Teammanager Kas so zusammen: "Recht viel unglücklicher kann es nicht laufen." Wohl wahr: Drei von vier Match-Tiebreaks gingen verloren und damit die gesamte Partie. Im Spitzeneinzel unterlag der Argentinier Francisco Cerundolo dem Kölner Oscar Otte mit 8:10 im Match-Tiebreak, an Position zwei hatte der Franzose Arthur Rinderknech keine Chance gegen Mats Moraing (3:6, 4:6), an drei behielt Emil Ruusuvuori mit 10:4 im Match-Tiebreak knapp die Oberhand gegen Nino Serdarursic, und an vier zog Kamil Majchrzak im Entscheidungssatz mit 5:10 gegen Julian Lenz den Kürzeren.

Dass der Pole überhaupt spielte, verdankte er Philipp Kohlschreiber. Der eigentlich fix eingeplante Routinier eröffnete kurz vor Spielbeginn die Diskussion, ob statt ihm nicht besser die Nummer 91 der Welt antreten solle: "Das war ganz groß von Philipp", findet Teamchef Kas. Geholfen hat es aber nichts, denn auch im Doppel blieb den Münchnern das Tiebreak-Pech hold: 6:10 verloren Rinderknech/Ruusuvuori den dritten Satz gegen Otte/Moraing. Da half auch der Sieg des Polen-Duos Majchrzak/Zielinski nichts mehr: Bredeney gewann 4:2.

Ähnlich eng ging es am Sonntag gegen Blau-Weiß Neuss zu. Nach den Einzeln stand es 2:2, auch weil Kohlschreiber und Jan-Lennard Struff für die Münchner punkteten, Letzterer mit 11:9 im Match-Tiebreak. In den Doppeln war das deutsche Duo nicht zu schlagen, doch Majchrzak/Zielinski verloren diesmal - Endstand: 3:3.

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