Tennis:Trost für Williams nach verpasstem Grand Slam

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New York (dpa) - Roberta Vinci verbarg das Gesicht in den Händen, als sie gefragt wurde, was sie bei der nächsten Begegnung zu Serena Williams sagen werde. Trotz der Euphorie des Moments hatte die Sensations-Finalistin der US Open Worte des Mitgefühls übrig.

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New York (dpa) - Roberta Vinci verbarg das Gesicht in den Händen, als sie gefragt wurde, was sie bei der nächsten Begegnung zu Serena Williams sagen werde. Trotz der Euphorie des Moments hatte die Sensations-Finalistin der US Open Worte des Mitgefühls übrig.

„Es tut mir ein bisschen leid, weil sie den Grand Slam nicht mehr schaffen kann“, sagte Vinci mit unverkennbar italienischem Akzent in ihrem Englisch, nachdem sie der Nummer eins der Tennis-Welt den Endspiel-Einzug verwehrt hatte.

All die riesigen Erwartungen der Öffentlichkeit, der unermessliche Druck von außen - Vinci zeigte nach ihrem 2:6, 6:4, 6:4-Coup großes Verständnis für die Verliererin und entschuldigte sich kurz nach dem Matchball bei den Zuschauern in New York sogar für ihren Sieg. „Sie ist die Nummer eins. Es spielt keine Rolle, ob sie gegen mich verloren hat. Sie ist die Beste, sie ist eine unglaubliche Spielerin“, fügte Vinci voller Hochachtung hinzu.

Für die „New York Times“ war das denkwürdige Zwei-Stunden-Match im Arthur-Ashe-Stadium „eine der größten Überraschungen der Tennis-Geschichte“, für die „Los Angeles Times“ gar einer der größten Favoritenstürze der Sport-Geschichte, „egal wo, in welchem Jahrzehnt, in welchem Jahrhundert“. Für Vinci war es das beste Match, das sie jemals in ihrem Leben gespielt hatte, für Serena Williams die erste Niederlage bei einem Grand-Slam-Turnier nach zuvor 33 Siegen und erst die insgesamt dritte in dieser Saison.

Auch wenn die Favoritin stets beteuerte, sie habe keinen Druck in New York verspürt, wog die Last des in Aussicht stehenden Grand Slams womöglich einfach zu schwer. „Ich denke, dass sie nervös war“, meinte Vinci, die von allen Augenzeugen am nächsten dran war.

„Sie hat vor allem den Grand Slam verloren“, erklärte Martina Navratilova, die in ihrer glorreichen Karriere nie die vier wichtigsten Turniere in einem Kalenderjahr gewinnen konnte. Das schafften bei den Damen nur Maureen Connolly 1953, Margaret Smith Court 1970 und Steffi Graf 1988. Bei den Herren gelang es Donald Budge 1938 und Rod Laver, dem Australier sogar zweimal in den Jahren 1962 und 1969. Serena Williams hat immerhin zweimal jahresübergreifend die vier großen Events gewonnen.

Die 33-Jährige mochte nach dem Aus erst gar nicht über ihre Enttäuschung sprechen. „Ich war sehr glücklich, dass ich diesen Sieg in Wimbledon geschafft habe. Ich habe drei Grand-Slam-Turniere in diesem Jahr gewonnen. Yeah, ich habe vier nacheinander gewonnen. Das ist ziemlich gut“, diktierte sie während ihrer kurzen Analyse, nachdem sie sich gereizt erkundigt hatte, ob es noch Fragen gebe. Dass sie eine Saison zum fünften Mal als Nummer eins abschließen wird, unterstreicht die Dominanz in diesem Jahr.

„Wir können glücklich sein, dass sie noch Tennis spielt“, sagte Roger Federer nach seinem Halbfinal-Sieg. Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic bat die Fans nach seinem Final-Einzug um einen großen Applaus für Serena Williams. „Es sollte heute nicht sein“, sagte Djokovic, „aber das schmälert nichts von dem, was sie erreicht hat.“ Hätte der Serbe nicht das Finale der French Open verloren, würde er am Sonntag gegen Federer selbst um den Grand Slam spielen.

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