Tennis:Görges will nach «Seuchenjahr» zurück in die Weltspitze

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Auckland (dpa) - Julia Görges hat ein Tennis-Jahr zum Vergessen hinter sich. Insgesamt 16 Auftakt-Niederlagen kassierte die 25-Jährige aus Bad Oldesloe und rutschte in der Weltrangliste von Platz 18 auf 73 ab. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht sie über mögliche Veränderungen für 2014.

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Auckland (dpa) - Julia Görges hat ein Tennis-Jahr zum Vergessen hinter sich. Insgesamt 16 Auftakt-Niederlagen kassierte die 25-Jährige aus Bad Oldesloe und rutschte in der Weltrangliste von Platz 18 auf 73 ab. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht sie über mögliche Veränderungen für 2014.

In wenigen Tagen startet die neue Tennis-Saison. Sie haben ein Jahr zum Vergessen hinter sich. Wie geht es Ihnen jetzt?

Görges: Mir geht es gut. Ich hatte nach Saisonende fünf Wochen erholsamen Urlaub und jetzt eine gute Vorbereitung in Australien.

Sind Sie zuvor weit weggeflogen, um den Kopf frei zu bekommen?

Görges: Nein, ich habe mir einen Weisheitszahn ziehen lassen, das war ganz toll (lacht). Sonst habe ich eigentlich nichts Besonderes gemacht. Ich habe in der Nähe von Hannover meine neue Wohnung eingerichtet. Ich bin nicht so der Typ, der im Urlaub unbedingt wegfliegt. Ich fliege das ganze Jahr über so viel, da bleibe ich lieber zu Hause.

In der abgelaufenen Saison haben sich die Flüge zu den Turnieren oft kaum gelohnt. Sie kassierten 16 Auftakt-Niederlagen und rutschten in der Rangliste auf Platz 73 ab.

Görges: Es war ein Seuchenjahr. Wenn man das Jahr auf Platz 18 beginnt und auf Platz 73 abschließt, ist das zu wenig. Damit kann und will ich nicht zufrieden sein. Mein persönliches Ziel ist es, wieder in die andere Richtung zu gehen. Dorthin, wo ich hergekommen bin.

Können Sie Gründe nennen, warum es so schlecht lief für Sie?

Görges: Ich war zum ersten Mal richtig verletzt. Beim Turnier in Brüssel (im Mai) haben wir bei acht Grad draußen gespielt. Es war eiskalt. Ich habe einen Ball falsch getroffen. Direkt beim nächsten Punkt habe ich wieder durchgezogen und konnte danach den Schläger nicht mehr halten. Mein Physio sagte mir sofort, ich kann es dir nicht tapen, meiner Meinung nach ist was kaputt. Es war ein Kapselanriss. Dann habe ich eine Pause gemacht, und es wurde schlimmer. Das war für mich sehr erschreckend, dass ich nicht mal mehr ein Glas halten oder im Auto schalten konnte. Also habe ich weitergespielt, leider nicht so erfolgreich.

Gibt es etwas Gutes, was man aus so einem Jahr ziehen kann?

Görges: Es war ja nicht das ganze Jahr schlecht. Die ersten zwei Monate, so bis Miami, habe ich auch gute Matches gespielt. Es kann nicht immer ein Sieg sein, die können alle Tennis spielen. Vom Spielerischen her war ich damals zufrieden. Leider war das 2013 nicht oft der Fall.

Können Sie dennoch etwas Positives mitnehmen?

Görges: Die Erfahrung. Die Erfahrung, die ich gesammelt habe, wie es ist, nicht so erfolgreich zu spielen, wie ich es aus den letzten zwei, drei Jahren gewohnt war. Das ist eine Erfahrung, die Gold wert ist. Damit man beim nächsten Mal, man weiß es ja nie, ein bisschen abgeklärter ist und vielleicht auch weniger Turniere spielt. Auch wenn das natürlich schwierig ist, einem Sportler zu erklären: Spiel mal weniger Turniere. Vor allem, wenn du es immer so gemacht hast.

Werden Sie 2014 weniger Turniere spielen?

Görges: Ich werde definitiv mehr Wochen zu Hause verbringen. Ich versuche, in der Zeit zwischen den Turnieren öfter hier zu sein.

Denkt man auch über andere Veränderungen nach? Personell oder im Trainingsablauf?

Görges: Genau das, was ich jetzt gemacht habe, habe ich auch gemacht, als ich erfolgreicher war. Ich bin immer ein Typ, der auf Konstanz setzt. Ich möchte auch gar nichts verändern, weil ich an das glaube, was ich tue. Wenn man dann was wechselt, zeigt es auch etwas von Unruhe. Ich möchte die Leute dabei haben, die mir guttun und die mir geholfen haben. Mit Sascha (Nensel, ihr Trainer, Anmerkung) trainiere ich jetzt seit knapp fünf Jahren, und ohne ihn hätte ich nicht den Erfolg gehabt, den ich in den letzten Jahren hatte. Das ist auch eine Frage von Respekt. Es ist immer einfach zu sagen, man müsse was ändern. Ich wechsle nicht meinen Coach wie meine Unterhosen.

Haben Sie sich unter diesen Umständen konkrete Ziele für die nächste Saison gesetzt? Eine bestimmte Ranglisten-Position?

Görges: Ich möchte mich definitiv wieder in die Richtung bewegen, wo ich das Jahr angefangen habe. Ich werde versuchen, alles dafür zu tun, und dann werde ich sehen, wo die Reise hinführt. Aber ich gebe ja nie irgendwelche Rankingziele preis und werde es auch dieses Mal nicht tun. Ich bleibe dabei: Für mich ist es wichtig, konstant zu spielen. Und dann werde ich sehen, was mein Potenzial mir bringt.

Haben Sie nach den French Open an eine Auszeit gedacht?

Görges: Nein, eigentlich nicht. Dafür hatte ich trotz allem zu viel Spaß an meinem Sport, auch wenn es emotional eher negativ war. Wenn man weiß, dass man es kann und es im Training auch klappt, hofft man natürlich immer, dass es auch im Spiel klappt. Aber ich konnte es nur im Match nicht abrufen. In der Zeit habe ich auch viel an meiner Fitness gearbeitet. Und ich habe ja auch Doppel gespielt. Im Doppel hatte ich mein bestes Jahr.

Sie wären ja auch für die Fed-Cup-Partie in der Slowakei Anfang Februar eine Option für das Doppel. Wenn allerdings alle aus Ihrem Team fit sind, könnte es eng werden mit einem Platz.

Görges: Darüber denke ich weniger nach. Wir haben viele Optionen im Einzel und im Doppel. Da wird Barbara (Rittner, Teamchefin, Anmerkung) schon die richtigen Entscheidungen treffen.

Zur Person: Julia Görges stand im März 2012 auf Platz 15 der Tennis-Weltrangliste. Die 25-Jährige aus Bad Oldesloe zählt neben Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Andrea Petkovic zu den vielversprechenden Profis im deutschen Damen-Tennis. Im schleswig-holsteinischen Bad Oldesloe geboren, lebt Görges mittlerweile in der Nähe von Hannover. Beim WTA-Turnier im neuseeländischen Auckland startet sie am Montag in die neue Saison.

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