Tennis bei Olympia:Nadal gibt Rätsel auf

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Sorgenvoller Blick vor Olympia: der spanische Tennisspieler Rafael Nadal (Foto: AFP)

Rafael Nadal wird nach einer komplizierten Verletzung in Rio starten - und die spanische Fahne tragen. Doch in seiner Heimat streiten sie über seine Form.

Von Matthias Schmid

Wer die Bilder aus Rio de Janeiro sieht und die Erklärungen hört, kann nur zu einem Schluss kommen: Rafael Nadal kann nicht am olympischen Tennisturnier teilnehmen. Der Weltranglistenfünfte aus Spanien sitzt da mit seinem Team aus Ärzten und Trainern am Rande des Trainingsplatzes, seine Schultern hängen schlaff herab, er guckt aus einem so traurigen Gesicht, als müsste er in diesem Moment den gesamten Weltschmerz ertragen. Alles an ihm signalisiert: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr. "Ich werde in keiner Kategorie auf dem besten Niveau sein", sagt Nadal selbst: "Ich habe seit zwei Monaten kein Turnier bestritten und wenig trainiert."

Dass fast zeitglich am Mittwoch die Meldung kommt, Rafael Nadal werde die spanische Olympiamannschaft als Fahnenträger anführen, verwundert deshalb. Er will also in Rio mitspielen. Nicht nur im Einzel tritt der 30-Jährige an, sondern auch im Doppel gemeinsam mit Marc Lopez und im Mixed mit French-Open-Siegerin Garbine Muguruza.

Dabei war lange unklar, ob Nadal seine Teilnahme in Brasilien nicht wegen einer anhaltenden Sehnenverletzung am Handgelenk seiner linken Schlaghand abermals stornieren muss - wie schon vor vier Jahren in London, als eine Knieverletzung seinen Olympiastart verhinderte. Doch nach einer 90-minütigen Trainingseinheit mit seinem Landsmann David Ferrer bestätigte Nadal nun, dass er entgegen aller Gerüchte sogar in allen drei Disziplinen mitmachen will. "Nachdem ich mit meinem Team diskutiert habe, probiere ich nun, so viel wie möglich zu spielen. Ich trainiere hier schon seit ein paar Tagen und es wird zunehmend besser - mehr oder weniger", sagte er in Rio.

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Der 14-malige Grand-Slam-Sieger weiß selbst noch nicht, ob sein Handgelenk wieder so gut repariert ist, dass er seinem besten Tennis schon nahe kommen kann. Seine Form ist ihm selbst ein großes Rätsel. "Es ist keine ideale Situation, weil es noch jede Menge Risiken gibt", gibt Nadal zu.

Über seinen Gesundheitszustand war zuletzt in seiner Heimat viel diskutiert worden. Einige Medien hatten sogar gemutmaßt, dass Nadal höchstens im Doppel mitspielen könne. Wenn überhaupt. Im Heilungsprozess war es immer wieder zu kleineren und größeren Komplikationen gekommen. So konnte Nadal in der vergangenen Woche ein geplantes Trainingscamp mit Wimbledonsieger Andy Murray auf Mallorca erst zwei Tage verspätet beginnen. Es waren die ersten intensiveren Einheiten mit einem hochwertigen Gegner auf dem Platz, seit er Ende Mai bei den Frech Open in Paris sein Drittrundenspiel abgesagt hatte.

Nadals langjähriger Trainer und Onkel Toni bewertete die Übungssessionen in der Rückschau aber positiv. "Das Training mit Andy Murray verlief gut", sagte Toni Nadal gegenüber Cadena Ser. Dennoch tut er sich wie sein Neffe schwer, eine Prognose über den tatsächlichen Leistungsstand abgeben zu können: "Gleich mit den Olympischen Spielen zu beginnen, ist nicht einfach. Wenn wir eine gute Auslosung erwischen, kann er sich Schritt für Schritt verbessern."

Am Donnerstag werden die beiden zumindest erfahren, mit welchem Gegner Nadal es in der ersten Runde zu tun bekommt. Nach den Absagen der beiden Schweizer Roger Federer und Stan Wawrinka wird er hinter dem Weltranglistenersten Novak Djokovic und Murray an Position drei gesetzt sein. Er wird erst im Halbfinale gegen die Branchenbesten antreten müssen.

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Bei den Spielen in Peking 2008 hatte der Linkshänder den Einzelwettbewerb gewonnen. Eine Medaille ist auch diesmal sein Ziel. Im Doppel schätzt er dabei seine Chancen am besten ein. "Aber man weiß ja vorher nie", sagt Nadal vorsichtig, "ich werde in jedem Fall alles versuchen, damit ich ein gute Rolle spielen kann, um für Spanien etwas Positives zu holen."

Einige Onlinemedien in seiner Heimat glauben ja, dass Rafael Nadal mit seiner Bescheidenheit extrem untertreibt. Sie wollen auf Mallorca gesehen haben, dass er Murray in einem Trainingsmatch in zwei Sätzen bezwang. Ein Durchgang soll sogar mit 6:1 an den Spanier gegangen sein.

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