Tennis:30 Jahre nach Becker: Herren in Wimbledon nur Statisten

London (dpa) - 30 Jahre nach dem Coup des damals 17 Jahre alten Boris Becker sind die deutschen Wimbledon-Aussichten bei den Herren düster. Beckers langjähriger Rivale Michael Stich hat keine großen Hoffnungen.

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London (dpa) - 30 Jahre nach dem Coup des damals 17 Jahre alten Boris Becker sind die deutschen Wimbledon-Aussichten bei den Herren düster. Beckers langjähriger Rivale Michael Stich hat keine großen Hoffnungen.

Kann Philipp Kohlschreiber das Wohnzimmer-Jubiläum von Boris Becker verderben? Verabschiedet sich Tommy Haas für immer vom heiligen Rasen? Schafft es ein deutscher Tennisspieler überhaupt bis in die zweite Woche? Das bedeutendste Grand-Slam-Turnier der Saison beginnt am Montag - und 30 Jahre nach dem geschichtsschreibenden ersten Wimbledon-Sieg Beckers drohen die deutschen Herren als vernachlässigenswerte Fußnote in die Historie 2015 einzugehen.

"Wenn einer die zweite Woche erreicht, wäre das ein Erfolg", sagte der frühere Wimbledonsieger Michael Stich am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Hoffnungen auf einen deutschen Coup in der Herren-Konkurrenz hegt der Turniersieger von 1991 nicht.

Zu befürchten ist vielmehr ein ähnlicher Kollektiv-K.o. wie im vergangenen Jahr, als von sieben gestarteten Männern keiner die dritte Runde erreichte. Diesmal stehen acht deutsche Profis im Hauptfeld des Rasen-Klassikers an der Church Road.

Dass man die Namen Kohlschreiber, Haas, Jan-Lennard Struff, Alexander Zverev, Benjamin Becker, Florian Mayer, Dustin Brown oder Michael Berrer in der zweiten Woche noch im Tableau finden wird, scheint derzeit unwahrscheinlich. Deutschlands Nummer eins Kohlschreiber hatte bei der Auslosung als erster ungesetzter Spieler das Pech, zum Auftakt am Montag auf den Vorjahressieger und heutigen Becker-Schützling Novak Djokovic zu treffen.

Für Haas, der es in der ersten Runde mit dem Serben Dusan Lajovic zu tun bekommt, sind seriöse Prognosen derzeit so zuverlässig wie Einjahres-Wettervorhersagen für die zwei Wimbledon-Wochen. Bei seinem Comeback nach mehr als einjähriger Verletzungspause gewann der ehemalige Weltranglisten-Zweite in Stuttgart ein Match auf Rasen, schied dann aber in der zweiten Runde aus. Beim Vorbereitungsturnier im westfälischen Halle scheiterte der 37-Jährige gleich zu Beginn.

Ob seine viermal operierte Schulter Matches über drei Gewinnsätze aushält, wird sich zeigen müssen. Gut möglich sogar, dass der gebürtige Hamburger zum letzten Mal als aktiver Profi auf der ehrwürdigen Anlage des All England Lawn and Croquet Clubs aufschlägt. "Ich will das Jahr zu Ende spielen und werde dann sehen, ob ich nächstes Jahr auch noch da bin", sagte Haas zuletzt in Halle.

Die Zukunftshoffnungen ruhen nun auf einem halb so alten Talent. Alexander Zverev feiert seine Grand-Slam-Hauptfeld-Premiere zunächst gegen Teimuras Gabaschwili aus Russland. "Das ist wirklich mehr ein Teil seines Lernzyklus', den er durchlaufen muss, und von daher habe ich da keine großen Erwartungen", sagte Stich über den 18-Jährigen.

Die Rolle als potenzieller Becker-Nachfolger kommt für Zverev noch zu früh. Allerdings ließ er drei Tage vor Turnierstart aufhorchen und schickte eine kleine Aufmunterung an Kohlschreiber: Bei einem Show-Match im Stoke Park gewann Zverev 6:4, 6:3. Gegen Djokovic.

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