Tennis:25 Jahre später - Beckers neuer Platz im «Wohnzimmer»

Lesezeit: 2 min

London (dpa) - In Wimbledon kennt Boris Becker sich aus. Auf den Rasenplätzen des All England Lawn Clubs hat er seine größten Siege gefeiert, hat er seine wohl hinreißendsten Matches gespielt. 25 Jahre ist sein letzter Triumph auf dem "Heiligen Rasen" her.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

London (dpa) - In Wimbledon kennt Boris Becker sich aus. Auf den Rasenplätzen des All England Lawn Clubs hat er seine größten Siege gefeiert, hat er seine wohl hinreißendsten Matches gespielt. 25 Jahre ist sein letzter Triumph auf dem „Heiligen Rasen“ her.

Seitdem hat er in der Royal Box gesessen, Partien als Kommentator begleitet - und nimmt nun noch mal eine neue Perspektive ein. Erstmals tritt der dreimalige Wimbledon-Sieger als Coach des Serben Novak Djokovic an der Church Road auf. Auf dem Centre Court, in seinem „Wohnzimmer“, wird Becker auch am Montag wieder in der Spieler-Box sitzen, wenn der topgesetzte 27-jährige Djokovic in seinem Achtelfinale gegen den gefährlichen Franzosen Jo-Wilfried Tsonga gefordert ist. Die Sicht von da aus sei „sehr gut“, erklärte Becker. „In der Players' Box saß ich noch nie, von daher ist das auch etwas Neues für mich.“

Wenn Becker auf der Tribüne Platz nimmt, kommen all die schönen Erinnerungen zurück an die Matches, mit denen er einst die Zuschauer fesselte. Unvergessen wie er als 17-Jähriger im Sommer 1985 gegen den Amerikaner Kevin Curren gewann und zum wohl berühmtesten Wimbledon-Sieger aller Zeiten aufstieg. 1986 und 1989 folgten weitere Triumphe, viermal stand der deutsche Ausnahmespieler noch im Finale.

Die Zeiten zurückdrehen, das möchte Becker nicht. „Oh nein! Ich bin froh, dass ich nicht mehr spielen muss“, sagte er in London vor deutschen Journalisten. „Das war ne tolle Zeit, sehr schön und sehr emotional. Was man vergisst sind die schlaflosen Nächte, sind die vielen Trainingseinheiten, die Verletzungen, die Enttäuschungen“.

In diesen Tagen steht Becker mit dem Weltranglisten-Zweiten auch auf dem Trainingsplatz. Soweit genesen nach seiner Hüftoperation kann der 46-Jährige auch mal wieder ein paar Bälle schlagen. Gemeinsam mit dem langjähriger Mentor Marian Vajda betreut Becker den disziplinierten Serben, an der Church Road ist Vajda nicht mit dabei. „Das ist hier keine One-Man-Show und wenn, dann heißt sie Novak Djokovic. Ich bin Teil einer sehr guten Mannschaft“, betonte Becker.

Der Trainerjob mache ihm Spaß. Noch immer sei Tennis seine „große Liebe“, seine „Leidenschaft“. Als Coach zu arbeiten sei wesentlich zeitintensiver, als für die BBC Spiele zu kommentieren. „Der Job fängt eigentlich an, wenn man die Augen aufmacht morgens.“ Die Trainingszeiten, das Wetter, das Wohlbefinden des ehrgeizigen Profis mit dem begnadeten Talent: darum kümmert sich Becker.

Kurz vor Weihnachten engagierte Djokovic den Star der anderen Generation. Inzwischen haben sich die beiden besser kennengelernt, wie Djokovic verriet. Sechs Grand-Slam-Titel hat der Weltranglisten-Zweite für sich gebucht, ebenso viele wie Becker. Weitere Siege bei den vier großen Turnieren sollen gemeinsam folgen.

Vor eineinhalb Jahren, bei den Australian Open 2013, sicherte sich Djokovic seinen bis dato letzten Grand-Slam-Titel. Ungeduld sieht Becker im Umfeld nicht aufkommen. „Wenn man ehrlich ist, möchten solch ein Problem viele Spieler haben“, erklärte er. „Dass er nicht mit einem Halbfinale oder Finale zufrieden ist, ist normal. Diese Einstellung spricht für ihn, dass er Wege sucht, das zu verbessern.“

Genau dafür holte Djokovic Becker in sein Team. Am kommenden Sonntag könnten die beiden in Beckers „Wohnzimmer“ erstmals gemeinsam einen Grand-Slam-Titel erreichen, mit hilfreichen, vielversprechenden Tipps des Deutschen. „Das ist sein Belag, das ist sein Zuhause“, sagt Djokovic.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: