Stuttgart verliert in Augsburg:Verschreckt vom Fast-Absteiger

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Sven Ulreich (re.): Nächste Niederlage in der Bundesliga (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der VfB Stuttgart präsentiert sich erstaunlich schwach gegen den FC Augsburg und erlebt die dritte Niederlage in Folge. Nur Ibisevic sorgt kurz für Hoffnung beim VfB, Traoré wird bereits sechs Minuten nach seiner Einwechslung vom Platz gestellt. Eintracht Frankfurt besiegt Aufsteiger Braunschweig.

Ein leidenschaftlich kämpfender FC Augsburg hat Trainer Bruno Labbadia beim VfB Stuttgart in große Bedrängnis gestürzt. Drei Tage nach dem 1:2 in der Europa-League-Qualifikation in Rijeka verloren die Schwaben auch ihr drittes Ligaspiel bei den bis Sonntagabend ebenfalls punktlosen Augsburgern nach einer in der ersten Spielhälfte erschütternden Vorstellung verdient mit 1:2 (1:2).

Die Torschützen Halil Altintop (6. Minute) und Jan-Ingwer Callsen-Bracker (36.) belohnten die Gastgeber vor 30 030 Zuschauern für ihren extrem hohen Aufwand und ein aggressives Fußballspiel. Vedad Ibisevic konnte für Stuttgart per Foulelfmeter verkürzen (42.).

Schiedsrichter Tobias Welz schwächte das nach der Pause Moral zeigende VfB-Team in der 70. Minuten mit einer überzogenen Roten Karte gegen den gerade erst eingewechselten Ex-Augsburger Ibrahima Traoré nach einem Foul an Ronny Philp - es war der achte Platzverweis des Spieltags. Im Stuttgarter Fanblock wurden während des Spiels auch "Bruno raus"-Rufe laut.

"Es ist ein sehr schlechter Start für uns. Wir haben jetzt eine sehr schwierige Situation. Das muss ich erst einmal verdauen und aufarbeiten", sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic, der bei Sky ein klares Bekenntnis zu Labbadia vermied. Zu der Roten Karte erklärte Bobic: "Die Bilder sprechen eine deutliche Sprache. Die Rote Karte war auf jeden Fall unberechtigt. Zufrieden war dagegen FCA-Coach Markus Weinzierl: "Zuletzt haben wir nicht schlecht gespielt, aber keine Tore geschossen und keine Punkte geholt. Heute hat bei uns alles gepasst."

Labbadia stellte erneut seine Taktik um: Neuzugang Mohammed Abdellaoue sollte als zweiter Stürmer neben Vedad Ibisevic für bessere Offensiv-Impulse sorgen. FCA-Trainer Markus Weinzierl beließ es bei einem Torwartwechsel. Für Mohamed Amsif, der beim 0:1 in Bremen nicht gut ausgesehen hatte, spielte Marwin Hitz.

Leidenschaftlicher Auftritt der Augsburger

Die mutige Stuttgarter Taktik war aber rasch Makulatur: Nach einem ersten Warnschuss der VfB-Leihgabe Raphael Holzhauser ermöglichten Patzer der Gäste-Innenverteidiger die Augsburger Führung. Antonio Rüdiger und Daniel Schwaab reagierten bei Paul Verhaeghs Flanke zu unaufmerksam, so dass Altintop am zweiten Pfosten ungehindert zum ersten Bundesliga-Tor seit seiner Rückkehr aus der Türkei traf.

Die Gastgeber agierten leidenschaftlicher und harmonischer. Augsburg rief sein Potenzial ab, spielte zielstrebiger und gefährlicher. Beim VfB brachte die geänderte Taktik mit Alexandru Maxim als Spielmacher hinter den beiden Spitzen keinen Effekt. Von einem gefährlichen Kombinationsspiel war kaum etwas erkennen. Allein Gotuku Sakai prüfte mit einem Distanzschuss FCA-Schlussmann Hitz, der zunehmend Sicherheit ausstrahlte.

Logische Folge des engagierten Augsburger Spiels und einer VfB-Abwehr, die mehr einem Torso glich, war das 2:0. Ausgerechnet Holzhauser, der immer wieder mit Standards für Gefahr sorgte, schlug eine Freistoß-Flanke in den Fünf-Meter-Raum, Callsen-Bracker köpfte wieder ungehindert ein. Dass die Gäste im Spiel blieben, dazu bedurfte es eines etwas glücklichen Strafstoßs. Verhaeg spielte zuerst den Ball, Maxim fiel dann über dessen Beine, Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) pfiff - Ibisevic verwandelte sicher.

Mit der Hereinnahme von Martin Harnik für den unauffälligen Moritz Leitner sorgte Labbadia zu Beginn der zweiten Hälfte für die nächste taktische Änderung: Maxim kam mehr über links, Kapitän Christian Gentner und Arthur Boka sollten im defensiven Mittelfeld die Defensive kompakter machen. Augsburg konnte die sich bietenden Konterchancen gegen nun besserstehende Stuttgarter nicht zu Ende spielen. Auch nach vorne klappte es beim VfB nun besser. Verhaegh klärte vor der Linie Bokas Schuss.

Labbadia erhöhte das Risiko, nahm Boka raus und brachte Ibrahima Traoré. Nur sechs Minten nach seiner Einwechslung sah der Ex-Augsburger die Rote Karte - eine zu harte Entscheidung des schon beim Strafstoß zweifelhaft agierenden Unparteiischen (70.). Mit einem Mann mehr verlegte sich der FCA auf Konter, doch Sascha Mölders verpasste gleich zweimal die Entscheidung (76. und 80.). Zuletzt traf er sogar das leere VfB-Tor nicht.

Eintracht Frankfurt hat in der Fußball-Bundesliga den totalen Fehlstart verhindert und den ersten Sieg der Saison eingefahren. Dank des Doppelschlags von Alexander Meier (52.) und Stefan Aigner (62.) gewann die Mannschaft von Trainer Armin Veh am dritten Spieltag bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig völlig verdient mit 2:0 (0:0) und verbesserte sich auf Rang elf der Tabelle.

Frankfurts Torschützen Alexander Meier (mi.) und Stefan Aigner (li): Jubel über den Sieg in Braunschweig (Foto: dpa)

Den Hessen reichte drei Tage nach dem kräftezehrenden Trip nach Aserbaidschan zur Europa-League-Qualifikation bei FK Agdam Karabach (2:0) eine mäßige Leistung für die ersten Saisonpunkte. Meier leitete den Sieg gegen seinen "Lieblingsgegner" ein und traf im vierten Pflichtspiel in Serie gegen Braunschweig. Aigner nutzte einen schweren Patzer von Omar Elabdellaoui und machte alles klar gegen harmlose Braunschweiger.

Die Löwen müssen nach ihrer Bundesliga-Rückkehr weiter auf ihre ersten Zähler warten und haben mit drei Niederlagen in Folge im Kampf um den Klassenerhalt den denkbar schlechtesten Start erwischt. Der letzte Braunschweiger Bundesliga-Sieg datiert vom 1. Juni 1985 - damals gewann der deutsche Meister von 1967 mit 2:1 bei Bayer Uerdingen und stieg kurz darauf ab. Nach der erneuten Niederlage und einer ganz schwachen Vorstellung ist die Euphorie nach dem Wiederaufstieg in Braunschweig erst einmal verflogen.

Die Eintracht-Fans unter den 22.900 Zuschauern im ausverkauften Braunschweiger Stadion hatten noch dem Einsatz von Rückkehrer Karim Bellarabi (von Bayer Leverkusen ausgeliehen) und Top-Stürmer Domi Kumbela (nach Sehnenverletzung im Oberschenkel wieder fit) entgegengefiebert - doch beide Hoffnungsträger saßen zunächst nur auf der Bank und wurden erst in der zweiten Hälfte eingewechselt. Dagegen feierte Frankfurts neuer Angreifer Vaclav Kadlec vom Start weg sein Bundesliga-Debüt und deutete seine Klasse an.

Den Frankfurtern waren die Strapazen des Europa-League-Abenteuers am Donnerstag zunächst nicht anzumerken - vom Anpfiff an setzten die Hessen Braunschweig unter Druck. Die Löwen offenbarten technische Mängel und spielten der Frankfurter Eintracht vor allem durch viele Fehlpässe im Spielaufbau in die Karten. Dem Aufsteiger war die Verunsicherung nach den Negativerlebnissen in den ersten beiden Spielen deutlich anzusehen. Und so hatte Frankfurt die ersten Chancen der Partie. Doch Takashi Inui (6. und 11.), Sebastian Rode (11.) sowie Alexander Meier (23.) vergaben aus aussichtsreicher Position.

Braunschweig hatte seinen Anhängern außer großer Leidenschaft in der Defensive kaum etwas zu bieten. Erst in der 30. Minute arbeitete sich der Aufsteiger erstmals vor das Tor von Kevin Trapp - doch Mirko Bolands Schuss aus rund 25 Metern sorgte für keine Gefahr. Nach der Pause war Braunschweig sichtlich bemüht, mehr Struktur ins Spiel nach vorne zu bringen. Doch die Niedersachsen blieben in ihren Möglichkeiten arg limitiert. Und Frankfurt nutzte dagegen endlich seine Chancen. Braunschweig-Spezialist Meier verwertete bei seinem Treffer eine Flanke mustergültig, hatte aber auch ein bisschen Glück, dass sein Schuss von Ermin Bikakcic ins kruze Eck abgefälscht wurde.

Nach dem Gegentreffer reagierte Lieberknecht und brachte Publikumsliebling Bellarabi für den blassen Kapitän Dennis Kruppke. Braunschweig versuchte noch einmal alles - doch Frankfurt blieb das cleverere Team. Aigner war nach einem schlampigen Querpass von Elabdellaoui hellwach und musste nur noch gegen den chancenlosen Daniel Davari einschieben. Kurz vor Schluss traf Simeon Jackson für die Eintracht noch den Querbalken. Braunschweig hatte seinen Besten noch in Bicakcic, bei Frankfurt überzeugten Meier und Johannes Flum.

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