Streit bei Mercedes in der Formel1:Dunkelgelb für Hamilton und Rosberg

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Nico Rosberg (links) und Lewis Hamilton. (Foto: REUTERS)

Nach einer erneuten Kollision ruft Mercedes seine Fahrer eindringlich zur Ordnung auf. Auch eine Stallorder scheint nun möglich zu sein.

Von Elmar Brümmer, Silverstone

Rote Lampen, die ausgehen, damit fängt jedes Formel-1-Rennen an. Für den Großen Preis von Großbritannien am Wochenende aber ist schon am Donnerstag grünes Licht gegeben worden - jedenfalls für die beiden Piloten, auf die sich alles Interesse zu konzentrieren scheint: "Freie Fahrt" vermeldet Mercedes nach einem Krisengespräch zwischen Nico Rosberg, Lewis Hamilton und den Teamchefs Toto Wolff und Paddy Lowe in der Rennfabrik nahe der Strecke von Silverstone.

Allerdings mit dem eindrücklichen Hinweis, dass der Verhaltenskodex verschärft wurde: "Er erhält nun drastischere Abschreckungsmaßnahmen bei Berührungen zwischen unseren beiden Autos." Droht nach dem Kompromiss der Rausschmiss?

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Der Brite solle sich über seinen zehnten Platz in Baku wahnsinnig aufgeregt haben. Kevin Durant verstärkt den Vize-Meister. Dirk Nowitzki beendet Karriere in Dallas.

Nach dem Großen Preis von Österreich ist vor dem Großen Preis von Großbritannien, und nach dem Crash von Spielberg in der letzten Runde fahren die beiden Piloten auf Bewährung. Für den Rest der Saison, vielleicht sogar wie geplant bis Ende 2018. "Wir vertrauen unseren Fahrern, dass sie sich künftig in solchen Situationen auf der Rennstrecke richtig verhalten. Ihr Schicksal liegt jetzt in ihren eigenen Händen." Eine dunkelgelbe Karte, um die zunehmend außer Kontrolle geratenen Daimler-Chauffeure wieder zur Räson zu bringen. Wie die Drohungen an die beiden Fahrer genau aussehen, ist nicht bekannt.

"Wir wollen die zwei frei fahren lassen"

Die beiden WM-Führenden - vor dem zehnten Lauf nur noch durch elf Punkte getrennt - sind in dreieinhalb gemeinsamen Mercedes-Jahren sechsmal kollidiert. Hamilton "gewinnt" diese Wertung mit 4:1, beim Europaauftakt im Mai in Barcelona sind beide ausgeschieden. Die berechtigte Sorge gilt nach drei Zwischenfällen in den letzten fünf Rennen einer Eskalation und dem Risiko, dass die Titel für Mercedes trotz Überlegenheit in Gefahr geraten.

Das Champion-Team versucht jetzt einen Schlussstrich zu ziehen und gleichzeitig die Ideallinie zu halten. Die Fahrer wurden auch darüber informiert, dass das Team während der Rennen möglicherweise Anweisungen ausgeben wird, um sich vor dem Verlust von Punkten in der Konstrukteurs-Wertung zu schützen. Das lässt dem Kommandostand jetzt jederzeit alle Möglichkeiten der taktischen Beeinflussung. Die offene Stallregie werde man nur "als letzten Ausweg" aussprechen, wenn die Streithähne den überarbeiteten Verhaltenskodex nicht respektieren sollten.

Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda hatte schon vorab die Marschroute des Managements verraten: "Wir wollen die zwei frei fahren lassen, aber nur so weit, dass sie nicht zusammenfahren. Wenn es nicht klappt, behalten wir uns alle Schritte vor. Irgendwo hört der Spaß auf." So zitiert auto, motor und sport den Österreicher, ein Dementi ist da nicht zu erwarten.

Hingegen gibt es eine Rückrufaktion ganzer Lauda-Aussagen, die dieser im Privatsender Servus TV getätigt hatte. Lauda plauderte freimütig darüber, dass Hamilton bewusst weichgespült und gelogen habe, als er vor dem letzten Rennen von einer Versöhnung mit Rosberg gesprochen hatte. Und wie groß Hamiltons Frust nach einem Crash in Baku gewesen sei, der Brite habe angekündigt, seinen Ruheraum zu zerstören.

Die Aussagen waren zwar gut für die Aufmerksamkeit, auch für das Rockstar-Image von Hamilton, schlecht jedoch für die Marke Mercedes. Das Team verbreitete daraufhin ein Statement im Namen von Lauda, in dem er Missverständnisse bedauert, entstanden durch "aus dem Zusammenhang gerissene Aussagen".

Was zeigt diese Reaktion?

Auch wenn vieles aus dem Dementi glaubhaft erscheint, zeigt die Reaktion vor allem eins: Wie diffizil die ganze Angelegenheit für Mercedes ist. Die Teamführung musste entscheiden, wem sie am meisten verbunden ist: Dem Sport, dem Erfolg, den Fahrern oder dem Unternehmen?

Im Bulletin heißt es: "Wir sind davon überzeugt, dass freies Fahren ein Grundbestandteil der Formel 1 ist - auch unter Teamkollegen. Als leidenschaftliche Racer möchten wir sie gegeneinander kämpfen sehen." Die Einhaltung des neuen Nichtberührungspaktes wird die hohe Kunst sein - für alle Beteiligten.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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