SpVgg Greuther Fürth:Es droht Meppen

Lesezeit: 2 min

Nach dem 2:2 gegen Duisburg taumelt Fürth der dritten Liga entgegen. Dem Kleeblatt bleibt ein letztes Spiel, um sich zu retten.

Von Sebastian Leisgang

Nach dem Spiel war Damir Buric wieder Damir Buric. Die Pressekonferenz nach dem 2:2 gegen Duisburg war soeben Geschichte, und der Trainer der SpVgg Greuther Fürth tauschte sich neben dem Podium noch mit ein paar Journalisten aus. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen, er sprach mit ruhiger Stimme, sachlich, nüchtern. Buric war wieder er selbst.

Grundsätzlich ist Damir Buric, 53, ein staatsmännischer Trainer, feine Garderobe, stets die Etikette wahrend, auch an der Seitenlinie eher zurückhaltend und in sich gekehrt. Während der 90 Minuten am Sonntag fuchtelte er aber vor seiner Trainerbank derart herum, dass man annehmen musste, er wolle einen ganzen Strauß Glücksklee in die Luft malen. Buric ging aus sich heraus, er lebte das Spiel. Er jubelte, als Marco Caligiuri unmittelbar vor der Halbzeit zum 1:0 traf, er schüttelte den Kopf, als Borys Tashchy nach gut einer Stunde für Duisburg einnetzte und Cauly Oliveira Souza die Fürther wenig später gar ins Hintertreffen brachte. Und als Sebastian Ernst eine Viertelstunde vor Schluss das 2:2 markierte, da wedelte er mit den Armen. Zurück zum Anstoßpunkt, noch das dritte Tor - das war die Botschaft. Am Ende blieb es allerdings beim Remis.

Nach der Partie räumte Buric offen ein: "Es ist eine gefühlte Niederlage, es tut richtig weh." Seine Mannschaft hatte zwar einen Punkt geholt, war aber durch die Resultate in den anderen Stadien auf einen direkten Abstiegsplatz abgefallen. 90 Minuten in Heidenheim trennen Fürth jetzt noch von der dritten Liga - oder vom Klassenverbleib. Je nach Perspektive. Caligiuri sprach nach der Partie gegen Duisburg selbstredend vom Verbleib in der zweiten Bundesliga. "Das haben wir vor Augen", meinte Fürths Kapitän, "es geht jetzt nur noch um den Dreier in Heidenheim."

Am Boden, aber noch nicht abgestiegen: Den Fürthern um ihren erfolgreichstenTorschützen Khaled Narey bleibt noch ein Spiel, um den Absturz in die dritte Liga zu verhindern. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Bevor Caligiuri den Medienvertretern Auskunft gab, war er auf der rechten Seite marschiert, er war in Kopfballduelle gehechtet, hatte gegrätscht und gar ein Tor erzielt. All das mit einer Schiene am Arm, die nicht nur eine Schiene ist. Caligiuri trägt sie seit seinem Kahnbeinbruch in der linken Hand, und sie sagt weit mehr über Fürths Häuptling aus als sämtliche Hymnen seines Trainers. In den vergangenen Wochen hatte Buric Caligiuri immer wieder als Beispiel angeführt, wenn es darum ging, Beweismaterial herbeizuschaffen: dafür, dass seine Mannschaft intakt ist, dass sie den Ernst der Lage erkannt hat, dass sie keine Lust auf Meppen und Lotte hat.

Auch nach der Partie gegen Duisburg meinte Buric zu Recht: "Wir haben viel Leidenschaft und Herz gezeigt. Wir haben die Zweikämpfe angenommen." Das galt besonders für Caligiuri. Doch an ihm ließ sich eben auch belegen, dass Kampf alleine nicht genügt. Wenn es die Spielsituation erforderte, dass aus dem Abwehrspieler Caligiuri ein Offensivspieler Caligiuri wird, wenn Caligiuri im Angriff Akzente setzen musste, wirkte er schwerfällig, fahrig. Offensiv tat sich Fürth schwer, es mangelte an Ideen, an Inspiration. Gerade zu Beginn schien der Mannschaft auch der Druck zu schaffen zu machen, sie erweckte den Eindruck, nervös und gehemmt zu sein - und nun steht dem Team auch noch ein Endspiel in Heidenheim bevor. 90 Minuten, die über Wohl und Wehe einer gesamten Spielzeit entscheiden. Über die Frage, ob Fürth nächste Saison noch einmal gegen Duisburg spielt - oder eben doch gegen Meppen und Lotte.

Anführer mit Schiene: Marco Caligiuri. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Dass die Franken das schwächste Auswärtsteam der zweiten Bundesliga sind? Einerlei, sagte Caligiuri mit Blick auf die Partie am Sonntag in Heidenheim. "Es spielt keine Rolle, was vorher gewesen ist", versicherte er. Doch auch er weiß natürlich: Es ist von Belang, was nachher ist, denn nun geht es um die Existenz. Seit 1997 spielt Fürth im Unterhaus - nur mit einer Unterbrechung: Für eine Saison mischten die Franken gar in der Bundesliga mit. Jetzt droht der Absturz.

© SZ vom 07.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: