Sport kompakt:Ballack und Ribéry entschuldigen sich

Lesezeit: 6 min

Bayern-Profi gibt in Paris Fehlverhalten bei der WM 2010 zu, Leverkusener bereut Spruch gegen 1. FC Köln, Theo Zwanziger wird zum Nachfolger von Franz Beckenbauer in der FIFA gewählt, Füchse Berlin verpflichten Weltmeister. Sport kompakt.

M ichael Ballack hat sich für den von ihm mit angestimmten Schmähgesang gegen den 1. FC Köln entschuldigt. "Es war sicherlich nicht klug von mir, den Spruch bezüglich des 1. FC Köln zu rufen. Aber dies kann in der Euphorie des Sieges schon einmal passieren, sollte es aber nicht", erklärte der 34-jährige Mittelfeldspieler von Bayer 04 Leverkusen am Dienstag auf der Homepage des Fußball-Bundesligisten. "Deshalb habe ich auch kein Problem damit, mich gegenüber den Fans des 1. FC Köln und dem Verein zu entschuldigen." Nach dem 2:0-Sieg am Sonntag gegen den FC Schalke 04 war der 98-malige Nationalspieler von den Bayer-Anhängern aufgefordert worden, mit ihnen in der Fankurve Lieder und Sprüche anzustimmen. Daraufhin hat das DFB-Sportgericht ein Verfahren gegen Ballack eingeleitet. Ihm droht nun eine Geldstrafe.

Auch der französische FC-Bayern-Star Franck Ribéry hat sich erstmals bei seinen Landsleuten für das Fiasko des Ex-Weltmeisters bei der Fußball-WM 2010 in Südafrika entschuldigt. Er habe sich in seinem "Verhalten als Fußballer vertan", erklärte Ribéry am Montag in Clairefontaine bei Paris bei seiner Rückkehr in die französische Nationalmannschaft. Der 27-Jährige, der als Anführer des Trainingsboykotts während der misslungenen Vorrunde galt und auch in eine Sexaffäre verwickelt war, verlas vor Journalisten eine Erklärung. Dabei gab er zu, 2010 sei "ein in jeder Hinsicht schreckliches Jahr gewesen". Nun wolle er alles vergessen. Das blaue Trikot Frankreichs trage er im Herzen. Ribéry kritisierte allerdings auch die "Boshaftigkeit und Verbissenheit" der Medien und bestritt, alleiniger Anführer des Boykotts gewesen zu sein. "Wir waren 23, alle haben gelitten", sagte Ribéry. Er und WM-Kapitän Patrice Evra wurden jetzt erstmals nach der WM wieder in die Nationalmannschaft berufen, obwohl sich Sportministerin Chantal Jouanno mehrfach dagegen ausgesprochen hatte. Frankreich bestreitet am Freitag ein EM-Qualifikationsspiel in Luxemburg und am 29. März daheim ein Testspiel gegen Kroatien.

Der italienische Fußball-Nationaltrainer Cesare Prandelli hat die Nicht-Nominierung von Daniele De Rossi und Mario Balotelli für das EM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien mit dem von ihm eingeführten Ethik-Kodex gerechtfertigt. "Es geht um mehr als nur ums Gewinnen, es geht um unsere Glaubwürdigkeit", sagte Prandelli im Trainingslager in Coverciano. Der Coach hatte Mittelfeld-Routinier Daniele De Rossi und Stürmertalent Mario Balotelli für die Partie am Freitag nicht berücksichtigt, weil sie nach Tätlichkeiten in der Champions League gesperrt sind. Manchester City-Spieler Balotelli war nach einer Kung Fu-Einlage im Spiel gegen Dynamo Kiew vom Platz geflogen. Nach seinem Ausraster zeigte der aus disziplinarischen Gründen im vergangenen Jahr bei Triple-Sieger Inter Mailand ausgemusterte 20-Jährige nach einem Bericht der "Gazzetta dello Sport" vom Dienstag Reue und rief Prandelli an. "Er hat um Hilfe gebeten, damit er nicht alles ruiniert", berichtete der Nationalcoach am Montag. De Rossi, schon bei der WM 2006 in Deutschland als "Rambo-Fußballer" aufgefallen, hatte sich beim Champions League-Aus des AS Rom in Donezk einen Ellenbogen-Check geleistet. Torwart Gianluigi Buffon bedauerte das Fehlen des Römers: "Einen wie De Rossi hätte man schon brauchen können", sagte der Keeper von Juventus Turin. Wegen De Rossis Sperre wird Buffon in Ljubljana bei den "Azzurri" der einzige Spieler aus der italienischen Weltmeistermannschaft von 2006 sein. In der EM-Qualifikation führt Italien die Gruppe mit zehn Punkten vor Slowenien (7) an.

Nationalstürmer Miroslav Klose hat sich über seine Reservistenrolle beim deutschen Fußball-Rekordmeister FC Bayern München beklagt. "Ich muss mich damit begnügen, was mir Louis van Gaal gibt. Ich habe mich langsam daran gewöhnt, zum Zuschauen verdammt zu sein", sagte der 32-Jährige in einem Interview der Bild-Zeitung. "Was soll ich machen? Was kann ich ändern? Ich trainiere. Ich arbeite. Letztendlich muss er entscheiden", beschrieb Klose seine Situation weiter. Seit Monaten muss Nationalstürmer Klose, dessen Vertrag in München zum Saisonende ausläuft, mit der Ersatzbank Vorlieb nehmen. "Ich kann van Gaal nicht mehr anbieten als meine tägliche Trainingsarbeit. Und die finde ich gut. Ich bekomme die Chance nicht", klagte der Angreifer und zollte Sturmpartner Mario Gomez zugleich Respekt: "Mario hat sie von ihm bekommen. Und er hat sie überragend genutzt." Kloses Fazit: "Noch so ein Jahr wird es nicht geben. Ich spiele ja auf jeden Fall unter einem anderen Trainer."

DFB-Präsident Theo Zwanziger wird Nachfolger von Franz Beckenbauer im Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes FIFA. Der 65 Jahre alte Jurist aus Altendiez wurde auf dem 35. UEFA-Kongress in Paris von den 53 Delegierten per Akklamation in die Regierung des Weltfußballs gewählt. Beckenbauer saß von 2007 bis 2011 im FIFA-Exko. Zuvor hatte Gerhard Mayer-Vorfelder den DFB von 1992 bis 1998 sowie von 2002 bis 2007 in der Exekutive des Weltverbandes vertreten. "Wir als DFB wollen der FIFA etwas von dem zurückgeben, was sie uns mit der WM 2006 und der Frauen-WM 2011 geschenkt hat. Als starke Fußball-Nation und wohl mitgliedsstärkster Verband der FIFA zieht der DFB besonders die Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb müssen wir aufpassen, dass wir nicht als Besserwisser auftreten", sagte Zwanziger dem Sport-Informations-Dienst.

Michel Platini bleibt bis 2015 Präsident der Europäischen Fußball-Union (UEFA): Der Franzose wurde auf dem 35. UEFA-Kongress in Paris unter dem großen Applaus der 53 Delegierten per Akklamation wiedergewählt. "Ich bin stolz, der UEFA weiter dienen zu dürfen. Das ist die schönste Belohnung für meine ersten vier Jahre in diesem Amt. Ich mag die Rolle als Spielführer der UEFA und werde alles dafür tun, den Fußball für unsere Kinder und Enkel zu schützen", sagte der 55-Jährige nach seiner Wahl im Grand Palais. Platini konnte sich in den ersten vier Jahren als wichtigster Fußball-Funktionär in Europa sowohl auf sportlicher als auch auf politischer Ebene etablieren. Der Franzose war im Jahr 2007 in Düsseldorf als Nachfolger des Schweden Lennart Johansson zum UEFA-Präsidenten gewählt worden. Der Europameister von 1984 steht vor allem für das ab der kommenden Saison in den europäischen Klubwettbewerben greifende Financial Fair Play.

Felix Magath hat im Trainerstreit nachgelegt und seinen Nachfolger Ralf Rangnick beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 attackiert. "Zu mir hat Herr Rangnick nichts gesagt", sagte Magath über die Kritik am Zustand des Schalker Kaders und schob mit beißender Ironie nach: "Aber Herr Rangnick ist ja Professor. Er wird sich noch etwas einfallen lassen. " Am Tag zuvor hatte Rangnick bei seinem Dienstantritt den Zustand der Schalker Mannschaft kritisiert und damit die Arbeit von Magath infrage gestellt. Der Mannschaft fehle Teamgeist, eine Hierarchie, eine Spielidee und ein vernünftiges Miteinander. Nur genug Spieler seien da, witzelte Rangnick bezüglich des personell aufgeblähten Kaders: "Wenn alle da sind, ist ein vernünftiges Training nicht möglich."

Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 hat zur kommenden Saison Zoltan Stieber vom Zweitligisten Alemannia Aachen verpflichtet. Der 22 Jahre alte Ungar unterschrieb in Mainz einen Vierjahresvertrag. Über die Ablösesumme vereinbarten beide Klubs Stillschweigen. "Ich habe jetzt eine Chance erhalten, die ich gerne ergreifen möchte", sagte Stieber, der bei der Alemannia zum Stürmer umgeschult wurde. In der laufenden Spielzeit hat Stieber sechs Treffer erzielt und 14 Torvorlagen gegeben. "Als Trainer gibt man seinen besten Vorlagengeber nicht gerne her. Wir werden alles daran setzen, Spieler zu finden, die ab Sommer in seine Fußstapfen treten", sagte Alemannia-Coach Peter Hyballa. Sportdirektor Erik Meijer meinte: "Es ist nie leicht, einen guten Spieler abzugeben. Im Fall von Zoltan Stieber stimmt die Gegenleistung. Wir haben uns entschieden, den Transfer zu diesem frühen Zeitpunkt abzuwickeln, um genügend Zeit zu haben, einen Nachfolger zu verpflichten. Spieler auszubilden und Transfererlöse zu erzielen, gehört zu unserem Konzept."

Bundesligist Füchse Berlin hat den spanischen Handball-Star Iker Romero unter Vertrag genommen. Der 30-Jährige unterzeichnete einen Dreijahresvertrag ab der kommenden Saison, wie die Füchse am Dienstag bekanntgaben. Romero spielt seit acht Jahren beim FC Barcelona. Der Rückraumspieler ist mehrfacher spanischer Meister und Pokalsieger. Im Jahr 2005 gewann er mit Barcelona die Champions League und wurde zudem Weltmeister. Der Transfer von Romero zeichnete sich schon im Februar ab, als Romero zu Verhandlungen nach Berlin gekommen war und sein Interesse bekundet hatte.

Die Chicago Bulls haben in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA mit ihrem 132:92-Sieg über die Sacramento Kings eine bedeutende Vereinsmarke erreicht. Zum ersten Mal seit dem Ende der Ära Michael Jordan (1998) schafften die bereits für die Play-offs qualifizierten Bulls 50 Siege in einer Saison. Beim Erfolg über Sacramento waren Derrick Rose und Kyle Korver (jeweils 18 Punkte) die besten Werfer von Chicago und trugen dazu bei, dass die Bulls Platz zwei in der Eastern Conference festigen konnten. Der Tabellenführer der Eastern Conference zeigte sich ebenso souverän. Die Boston Celtics schlugen die New York Knicks mit 96:86. Bester Akteur war dabei Kevin Garnett mit 24 Punkten und elf Rebounds. Die San Antonio Spurs, Spitzenreiter der Western Conference, gaben sich gegen die Golden State Warriors keine Blöße. Beim 111:96 zeigten sich vor allem San Antonios Südamerikaner in guter Verfassung. Manu Ginobili aus Argentinien war mit 28 Punkten bester Scorer auf dem Feld, der Brasilianer Tiago Splitter schaffte mit zehn Punkten und 14 Rebounds ein Double-Double (zweistellige Ausbeute in zwei Kategorien). Hinzu kam ein Double-Double (17 Punkte/15 Assists) von Tony Parker.

Die russische Turn-Legende Nikolai Andrianow ist tot. Der mit 15 Medaillen lange Zeit erfolgreichste männliche Olympia-Teilnehmer starb am Montag nach langer Krankheit im Alter von 58 Jahren in seinem Heimatort Wladimir bei Moskau, wie die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda berichtete. Der siebenmalige Olympiasieger litt an einer neurodegenerativen Erkrankung und konnte zuletzt nicht mehr sprechen. Zudem konnte Andrianow wegen der Schädigung des Kleinhirns seine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Der ehemalige Welt- und Europameister, der in den 90er Jahren auch Nationaltrainer in Japan war, soll bereits an diesem Donnerstag beigesetzt werden. Andrianow war mit der Turn-Olympiasiegerin Ljubow Burda verheiratet und hinterlässt neben seiner Ehefrau auch zwei Söhne. Bei den Spielen 1972 in München, 1976 in Montréal und 1980 in Moskau gewann Andrianow insgesamt siebenmal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze. Erst Schwimm-Star Michael Phelps zog mit seinen Erfolgen 2008 in Peking mit nunmehr 16 Medaillen an Andrianow vorbei. Noch erfolgreicher ist mit 18 Medaillen die russische Turnerin Larissa Latynina.

© sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Sprüche von Lothar Matthäus
:"A little bit lucky"

Wer hätte daran gezweifelt? Lothar Matthäus war nicht nur ein herausragender Fußballer, sondern auch ein begabter Philosoph. Seine besten Sprüche.

In Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: