Sport kompakt:DFB-Sportgericht: Köln ohne Fans in Hoffenheim

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Der DFB greift nach Ausschreitungen beim 1. FC Köln hart durch, Augenthaler Trainer in Unterhaching, Nerlinger wirft Schalke Foul-Taktik vor. Sport kompakt

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat auch im Fall von Zuschauerausschreitungen beim 1. FC Köln hart durchgegriffen. Die Kölner müssen ihr Bundesliga-Auswärtsspiel am 10. April bei 1899 Hoffenheim ohne eigene Fans bestreiten, wie das Sportgericht am Dienstag urteilte. Nach einer Mitteilung des DFB wurde der Verein zudem zu einer Geldstrafe in Höhe von 30 000 Euro verurteilt.

Damit ahndete das Gremium "unsportliches Verhalten seiner Anhänger in fünf Fällen". Die Steh- und Sitzplätze im Gästeblock der Rhein-Neckar-Arena von 1899 Hoffenheim haben in dieser Begegnung frei zu bleiben, hieß es. Außerdem muss der 1. FC Köln Schadenersatz in Höhe des zustehenden Kartenkontingents an den badischen Liga-Konkurrenten leisten. Der 1. FC Köln hat dem Urteil bereits zugestimmt, es ist damit rechtskräftig.

In fünf Spielen wurden im Kölner Zuschauer-Block unter anderem pyrotechnische Gegenstände wie Knallkörper oder Bengalische Feuer gezündet, bemängelte das Sportgericht: In den Bundesliga-Begegnungen in Mönchengladbach (24. Oktober), bei Hertha BSC Berlin (8. November), in Bochum (28. November) und bei Bayer 04 Leverkusen (27. Februar) sowie im DFB-Pokal-Spiel am 10. Februar beim FC Augsburg.

Am Montag hatte der DFB bereits für ein Novum gesorgt und verfügt, dass an Fans des 1. FC Nürnberg bei zwei Auswärtspartien keine Stehplatztickets und nur personalisierte Sitzplatzkarten verkauft werden dürfen. Dies war die Strafe für die Gewaltausbrüche von "Club"-Fans während des Spiels am 27. Februar beim VfL Bochum.

Weltmeister Klaus Augenthaler ist neuer Trainer beim Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching. Das gab der Klub am Dienstagmorgen bekannt. Der 52-Jährige leitete bereits am Vormittag das Training des früheren Bundesligisten. Am Mittwochabend steht der ehemalige Kapitän von Bayern München im Nachholspiel bei Holstein Kiel erstmals in der Verantwortung. Der Vertrag von Augenthaler läuft zunächst bis zum Saisonende. "Die Situation ist prekär, aber ich bin sicher, dass wir die Klasse erhalten", sagte Augenthaler bei seiner Vorstellung. Er tritt die Nachfolge von Matthias Lust an, der erst vor rund vier Wochen den entlassenen Ralph Hasenhüttl beerbt hatte. Der frühere Erstliga-Profi Lust bleibt aber bei der SpVgg und wird Assistent von Augenthaler. Zudem nahm der Drittligist auch im Management einschneidende Veränderungen vor. Ralf Bucher übernimmt den Manager-Posten von Norbert Hartmann, der nach 25 Jahren künftig als Berater des Präsidiums tätig sein wird. Francisco Copado, zuletzt Profi in Hoffenheim und Unterhaching, wird neuer Sportlicher Leiter der SpVgg. Laut Präsident Engelbert Kupka will Unterhaching mit den neuen Strukturen "aggressiv ins Fußball-Geschäft zurückkehren". Unterhaching ist für Augenthaler die vierte Station als Cheftrainer im deutschen Fußball. Zuletzt arbeitete Augenthaler bis Mai 2007 beim Bundesligisten VfL Wolfsburg. Vorher hatte der 27-malige Nationalspieler und Weltmeister von 1990 beim 1. FC Nürnberg und bei Bayer Leverkusen die Verantwortung getragen. Sein neuer Verein bangt in der laufenden Drittliga-Saison um den Klassenerhalt. Zwölf Runden vor Saisonschluss belegt Unterhaching in der Tabelle den 17. und damit viertletzten Platz. Am vergangenen Sonntag verloren die Bayern im letzten Spiel unter der Regie von Interimscoach Matthias Lust ihr Heimspiel gegen Werder Bremen II 0:1.

Der FC Bayern München hat dem Liga-Rivalen Schalke 04 eine gezielte Foul-Taktik vorgeworfen. "Das Spiel der Schalker ist von zwei Stilmitteln geprägt: Bei Standards sind sie höllisch gefährlich. Und das zweite Spielmittel sind taktische Fouls. So schaffen sie es immer wieder, den Rhythmus aus dem Spiel zu nehmen", sagte Sportdirektor Christian Nerlinger einen Tag vor dem Pokal-Halbfinale dem Münchner Merkur. "Das ist eine Politik, eine Philosophie, die den Fußball einfach nicht weiterbringt." Nerlinger stellte aber klar, es sei für Schalke "das gute Recht, dass jeder seinen Weg und seine Möglichkeiten nutzt".

Zweitliga-Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern hat im Aufstiegskampf einen glücklichen Punkt erkämpft. Die Pfälzer kamen am Montagabend im Spitzenspiel der 2. Fußball-Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf nicht über ein 0:0 hinaus. Vor 35.100 Zuschauern in der Esprit-Arena bestimmten die Abwehrreihen die Partie. Der FCK hat aber weiterhin eine komfortablen Vorsprung von sechs Punkten auf den dritten Tabellenplatz, der für die Relegation berechtigt. Die Aufstiegschancen der Düsseldorfer haben sich bei nunmehr sieben Punkten Rückstand zum dritten Rang reduziert.

Hertha BSC hat die Untersuchungen der Fan-Ausschreitungen am Rande des Bundesliga-Spiels gegen den 1. FC Nürnberg fortgesetzt und zusätzliche Konsequenzen angekündigt. "Am Mittwoch werden weitere Erkenntnisse ausgewertet", erklärte Hertha-Geschäftsführer Ingo Schiller am Montag nach einer Sitzung des Sportausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Dort hatte Schiller die Politiker nochmals über die Vorkommnisse und die Maßnahmen des Vereins informiert. Rund 150 Chaoten aus dem Fanblock des Berliner Fußball-Bundesligisten hatten am 13. März den Innenraum des Olympiastadions gestürmt und Sachbeschädigungen angerichtet.

Milram-Fahrer Paul Voß hat bei der Katalonien-Radrundfahrt die versammelte Weltelite düpiert und überraschend das Auftakt-Zeitfahren gewonnen. Der gebürtige Rostocker verwies am Montag die beiden RadioShack-Radprofis Levi Leipheimer und Andreas Klöden nach einem Sekunden-Krimi auf die Plätze zwei und drei und übernahm die Führung in der Gesamtwertung. "Als ich gehört habe, dass ich gewonnen habe, war ich völlig überrascht und überwältigt. Ich werde das wohl erst morgen, wenn ich mit dem Führungstrikot am Start stehe, realisieren", sagte Voß nach seinem ersten Profisieg.

Für die deutschen Curling-Damen ist der dritte Tag der WM im kanadischen Swift Current durchwachsen verlaufen. Das Team des SC Riessersee um die siebenmalige Europameisterin Andrea Schöpp musste zunächst gegen die USA mit 8:12 seine zweite Niederlage quittieren, ehe die Olympia-Sechsten gegen Norwegen durch ein 10:4 zu ihrem dritten Turniersieg kamen. In der Tabelle rangiert die Schöpp-Crew, die zum WM-Auftakt mit Erfolgen gegen Titelverteidiger China und Schottland für Aufsehen gesorgt hatte, nach fünf Durchgängen mit 3:2 Siegen hinter dem ungeschlagenen Gastgeber Kanada sowie Schottland und den USA (beide 4:1 Siege) auf dem dritten Platz gleichauf mit Dänemark, Russland und Schweden.

In Whistler erkämpfte sich Verena Bentele den Namen "Magdalena Neuner der Paralympics", nun erhielt sie einen offenen Brief von der "echten" Magdalena Neuner. "Fünf Starts, fünmal Gold, und das ganze in zwei Disziplinen. Das ist der absolute Wahnsinn", schrieb die Doppel-Olympiasiegerin bei bild.de an die fünffache Goldmedaillen-Gewinnerin bei den Paralympics. Für Neuner ist die blinde Studentin aus Tettnang "aber nicht nur wegen der Medaillen von Vancouver ein echter Champion. Das, was Du seit vielen Jahren leistest, ist einfach unglaublich", schrieb "Gold-Lena" an Bentele, die in Whistler bei allen Starts im Biathlon oder Langlauf den Sieg einfuhr. "Du bist ja ein Multitalent, und ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie schwer es sein muss, blind langzulaufen oder sich beim Schießen auf das Gehör und nicht auf die Augen zu verlassen", schrieb Neuner weiter: "Mindestens genauso wichtig wie Deine sportlichen Erfolge: Du bist auch menschlich eine tolle Botschafterin für unseren Sport!"

Der ehemalige Bundesliga-Trainer Werner Lorant wird neuer Sportdirektor beim Fußball-Regionalligisten Tennis Borussia Berlin. Das teilten die TeBe-Verantwortlichen am Dienstag mit. Der 61-Jährige hatte zuletzt den slowakischen Erstligisten Dunasjka Streda betreut. Die mit Finanzproblemen kämpfenden Borussen, derzeit Tabellen-12. in der Regionalliga Nord, müssen ihre Lizenzunterlagen für die kommende Saison bis 1. April vorlegen. Lorant hatte in den 90er Jahren den TSV 1860 München von der Bayernliga bis in die Bundesliga geführt.

Bundestrainer Joachim Löw hat den für Mitte April geplanten Kurzlehrgang der deutschen Fußball-Nationalelf abgesagt und wird seinen Kader für die Fußball-WM in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) noch vor dem dem letzten Bundesliga-Spieltag am 8. Mai bekanntgeben. Offen ist derzeit noch, ob Löw nach einem "weiteren intensiven Gedankenaustausch" mit seinem Stab dann 23 oder wie vor der EM 2008 26 Spieler für das vorläufige Aufgebot nominieren wird. Den endgültigen Kader muss der Bundestrainer dann Ende Mai dem Weltverband FIFA melden. Unabhängig vom WM-Casting in den kommenden sechs Wochen hat Löw auf die Belastungen der Bundesliga-Klubs im Saison-Endspurt reagiert und den vom 12. bis 14. April geplanten Leistungstest aus dem Kalender gestrichen. "Der Leistungstest wird nicht stattfinden. Der Termin war mit der DFL fest vereinbart, aber wir haben uns zuletzt nochmals unsere Gedanken gemacht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir mit Rücksicht auf die Interessen der Bundesliga-Vereine auf den Leistungstest verzichten werden", sagte Löw am Dienstag. Im Januar hatte es Kritik aus der Liga an einem Treffen der DFB-Auswahl in Stuttgart gegeben.

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