Spieler bei der Basketball-EM:Flieg, "Greek Freak"!

Nemanja Bjelica ist der nächste James-Bond-Bösewicht, Dario Saric eine zahnlose Wuchtbrumme - und Giannis Antetokounmpo erreicht mit den Händen das Hallendach. Auf welche Spieler man bei der Basketball-EM achten sollte.

Von Jonas Beckenkamp, Berlin

Tony Parker

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(Foto: AFP)

Kein Spielmacher auf diesem Erdball hat so flinke Füße wie der Franzose (mit Ball) von den San Antonio Spurs. Bei Parker spielt es auch keine Rolle, dass er inzwischen schon 33 ist. Mit seinen Wacklern, Drehungen und Raketendribblings umspielt er weiterhin jede noch so bissige Verteidigerklette. Seine gefährlichste Waffe ist der "Floater", ein einhändiger Wurf aus vollem Lauf, der in hohem Bogen über die Giganten unter dem Korb ins Netz segelt. Aufmerksamkeit bekam Parker auch privat: Seine Ehe mit der Schauspielerin Eva Longoria ("Desperate Housewives") bestimmte von 2007 bis 2010 den Hollywood-Buzz. Dann folgte die Scheidung. In der NBA blieb der 1,88-Meter-kleine Wuselmann dagegen immer seinen Spurs treu: Mit ihnen geht er bald (wieder mal als Favorit) in sein 15. NBA-Jahr.

Bogdan Bogdanovic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Wenn sogar Svetislav Pesic über einen Basketballer ins Schwärmen gerät, muss es sich um ein besonderes Exemplar handeln. "Bogdan zählt zu meinen absoluten Lieblingsspielern in Europa. Natürlich träumt man davon, dass so einer hier spielt. Aber Bogdan gehört in die NBA", sagte der Bayern-Trainer vergangenes Jahr. Damals hatte der Spielmacher Partizan Belgrad beinahe zum Sieg in München geführt. 24 Punkte, dazu fünf Vorlagen - so eine gute Vorstellung eines jungen Profis hatte es in der Rudi-Sedlmayr-Halle in der Euroleague seither nicht wieder gegeben. Inzwischen ist Bogdanovic 23 und verdient sein Geld bei Fenerbahce Istanbul. Seine Stärken: Er beherrscht die fundamentalen Dinge, ist immer gefährlich und kann ein Team mit seinem natürlichen Instinkt dirigieren.

Danilo Gallinari

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Linkes Knie, rechtes Knie - das sind die Körperstellen, die Italiens bestem Basketballer in den vergangenen beiden Jahren arge Schwierigkeiten bereiteten. Immer wieder plagte er sich mit Verletzungen und konnte sein überbordendes Talent nie am Stück demonstrieren. Dabei ist der gebürtige Lombarde bei voller Gesundheit ein Phänomen. Seine 2,08 Meter Körpergröße bewegt er wie ein Aufbauspieler, sein Ballgefühl ist exquisit, sein Wurf ein Muss für Schulungsvideos. Bei den Denver Nuggets in der NBA will der 27-Jährige nach einer langen Seuchenzeit endlich wieder unbeschwert Sport treiben. Wie gut er das kann, bewies er im ersten Gruppenspiel dieser EM gegen die Türkei: Da erzielte Gallinari 33 Punkte - und traf sagenhafte 90% seiner Würfe.

Nemanja Bjelica

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(Foto: Boris Streubel/Bongarts/Getty)

Falls noch ein Bösewicht für den nächsten James-Bond-Film gesucht wird: Er wäre der richtige dafür. Seine Mimik ist nicht zu entschlüsseln. Bjelica ist ein Killer, eine Bedrohung an allen Enden des Parketts, ein Basketball-Alleskönner. Ausgebildet bei Partizan Belgrad, landete er über Österreich (!) und Roter Stern Belgrad beim spanischen Klub Caja Laboral Vitoria. Dort entwickelte er sich zum derzeit vielseitigsten Spieler Europas. Er trifft aus großer Entfernung, kann mit dem Ball umgehen wie ein Harlem Globetrotter und setzt in der Verteidigung seine Krakenarme ein. Nachdem er bei Fenerbahce Istanbul zum besten Profi der Euroleague gewählt wurde, wartet nun die NBA auf ihn: In Minnesota freuen sie sich auf den 27-Jährigen, der an einen ganz Großen erinnert: An Toni Kukoc, der einst Michael Jordans treuer Adjudant war.

Jonas Valanciunas

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(Foto: dpa)

Riesig, kräftig, technisch beschlagen - das ist Litauens Center, der ebenso in den USA aktiv ist. Bei den Toronto Raptors hat sich der 2,13-Meter-Mann in den vergangenen drei Jahren einen NBA-Körper antrainiert. Wer gegen ihn zum Brett will, braucht eine Portion Extramut. Dabei ist Valanciunas kein Klotz, der nur Aufräumarbeiten erledigt. Er versteht das Spiel, sein weiches Händchen gestattet ihm auch Treffer außerhalb er Zone, dazu trifft er für einen Großen sehr sicher von der Freiwurflinie. All das wollen sie in Kanada auch in den kommenden vier Jahren sehen: Die Raptors veredelten den Arbeitsvertrag des 23-Jährigen im August mit einer elitären Gehaltsaufbesserung - er verdient 70 Millionen Dollar. Eine ruhmreiche Karriere wie die seines Landsmannes Arvydas Sabonis (er spielte bis er 38 war in der NBA) kann eigentlich nur an Verletzungen scheitern.

Cedi Osman

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(Foto: dpa)

Das Babyface unter Europas Ausnahmebasketballern. Kein Wunder, schließlich ist der türkische Flügelspieler erst 20 Jahre alt. Im Nationalteam setzen sie bei dieser EM auf ihn - er steht meist in der ersten Fünf. Der Sohn einer Bosnierin und eines Türken wurde zwar in Mazedonien geboren, doch der türkische Verband merkte schnell, dass sich eine Einbürgerung lohnen würde. Osman dankt es der neuen Heimat mit einem ausgeprägtem Basketball-IQ, Geschick in der Defensive und reichlich Entwicklungspotenzial. Das haben auch die Cleveland Cavaliers gemerkt, die sich kürzlich die NBA-Rechte an ihm sicherten. Bis es in zwei Jahren so weit ist, darf Osman noch bei Anadolu Efes Istanbul reifen.

Sergio Llull

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(Foto: AP)

Auf den Aufbauspieler von Real Madrid (links) kommt bei dieser EM noch mehr Verantwortung zu als bei vergangenen Turnieren. Weil bei den Spaniern mit Juan Carlos Navarro und Ricky Rubio gleich zwei Leitfiguren fehlen, muss Llull einspringen. Seine Spezialität sind Treffer aus der Kategorie "unmöglich". Vieles sieht bei ihm spektakulär aus, dabei fußt sein Spiel auf klassischen Tugenden: Einsatz, Verteidigung, Tempowechsel, Gedankenschnelligkeit. Llull hätte in diesem Sommer in die NBA wechseln können, doch er entschied sich gegen noch dickere Gehaltsschecks - und für einen Verbleib bei den Königlichen. Nicht die schlechteste Entscheidung, denn Spieler wie er sind für den teamorientierten, europäischen Basketball besser geeignet als für die Ego-dominierte NBA.

Giannis Antetokounmpo

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(Foto: AP)

Sie nennen ihn "The Greek Freak" und wer ihn springen sieht, weiß, warum. Kein Europäer findet so großen Gefallen an der Kunstform des Dunkings wie der Sohn nigerianischer Einwanderer aus der Athener Vorstadt. Weil der 20-Jährige aber bereits bei den Milwaukee Bucks spielt, sind auch die Highlightvideos in den USA voll mit seinen Flugeinlagen. Mit über 2,10 Metern Körpergröße und Armen, die bis unters Hallendach reichen, ist er eine fast übernatürliche Erscheinung. Wenn er noch lernt, das Spiel besser zu lesen und ein paar Muskeln zulegt, stehen ihm große Zeiten auf dem Parkett bevor. Vielleicht sogar an der Seite seines älteren Bruders Thanasis, der ebenso kurz vor einem Job in der NBA steht.

Vassilis Spanoulis

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(Foto: AFP)

Noch ein Grieche, wenn auch aus einer anderen Generation. Spanoulis ist schon 33, was ihn nicht von wiederkehrenden Großtaten abhält. Bei Olympiakos Piräus gilt er als uneingeschränkter Boss, er trifft die entscheidenden Würfe und verzieht dabei keine Miene. Spanoulis ist der bekannteste Stoiker des Basketballs - mit seinem Rauschebart sieht er so aus, als hüte er gerade eine Herde Schafe in seiner Heimat Thessalien. Doch in Wahrheit zählt er zu den ausgeschlafensten Burschen des Spiels. Mit dem Nationalteam gewann er 2005 im EM-Finale gegen Deutschland den Titel, in der Euroleague hat er alles erlebt und auf die NBA hatte er nach einem Jahr keine Lust mehr, weil ihm der Sport dort zu banal erschien. Er kann es sich leisten.

Dario Saric

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(Foto: AFP)

Gerade 21 ist Kroatiens Mann der Zukunft - und er wird immer besser. Nachdem er im Jugendbereich alle erdenklichen Auszeichnungen mitgenommen hat, erobert Saric jetzt die Welt der Profis. Bei der vergangenen EM hinterließ er bereits prägende Eindrücke, als er sein Heimatland erstmals seit 18 Jahren wieder in Medaillennähe führte (Kroatien kam bis ins Halbfinale). Es folgten weitere Kracherspiele bei der WM im vergangenen Jahr - und ein Wechsel aus Zagreb zu Anadolu Efes Istanbul, wo er mit seinem explosiven Spiel zuletzt zum Gewinn der türkischen Meisterschaft beitrug. Saric ist lang, sehr lang. Seine 2,08 Meter bewegt er aber so leichtfüßig, dass er sich im Spielaufbau genauso wohl fühlt wie im Gerangel in der Zone. Und er ist ein harter Typ. 2014 schlug er sich in einem Länderspiel sechs Zähne aus. War ihm egal. Er spielte einfach weiter.

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