Skispringen:Das japanische Flug-Wunder: Kasai bestreitet 500. Weltcup

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Titisee-Neustadt (dpa) - Berlin war noch durch die Mauer geteilt, als Noriaki Kasai am 17. Dezember 1988 sein Weltcupdebüt feierte. Anno 2016 ist der schier unverwüstliche Skisprung-Opa aus Japan immer noch dabei - und absolviert in Titisee-Neustadt den 500. Weltcup seiner unglaublichen Karriere.

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Titisee-Neustadt (dpa) - Berlin war noch durch die Mauer geteilt, als Noriaki Kasai am 17. Dezember 1988 sein Weltcupdebüt feierte. Anno 2016 ist der schier unverwüstliche Skisprung-Opa aus Japan immer noch dabei - und absolviert in Titisee-Neustadt den 500. Weltcup seiner unglaublichen Karriere.

„Für mich selber ist das eine Sensation und ich freue mich wirklich darüber. Es wird ein sehr emotionaler Moment für mich“, sagte der 43 Jahre alte Kasai vor dem einmaligen Jubiläum an diesem Sonntag.

Bei seinem ersten Auftritt vor mehr als 27 Jahren in Sapporo jubelte Dieter Thoma über Platz zwei hinter dem legendären Finnen Matti Nykänen. Nur zwei von vielen prominenten Namen aus einer anderen Skisprung-Epoche, gegen die Kasai noch gesprungen ist. Jens Weißflog gehörte ebenfalls dazu, auch Andreas Goldberger. Heute heißen Kasais Rivalen Peter Prevc oder Richard Freitag, die locker seine Söhne sein könnten.

„Ich denke zurück an wunderbare Momente die ich in den ganzen Jahren erlebt habe, und natürlich auch an bittere Niederlagen und Verletzungen. All das gehört wohl zu einer langen Karriere im Sport dazu. Aber es überwiegen natürlich die Gedanken und die Freude an das, was ich alles erreicht habe und was ich in meinem Sport erleben durfte“, erzählte Kasai in einem Interview des Weltverbandes FIS.

Sein erster Sieg gelang ihm am 22. März 1992 - in Harrachov wurde er Skiflug-Weltmeister. Bei Olympia gewann er zweimal Silber und einmal Bronze. Von Weltmeisterschaften kehrte er mit zwei Silber- und fünf Bronzemedaillen heim. Im Weltcup schaffte er 17 Siege und stand 52 Mal auf dem Podium.

Seine weltweite Popularität verdankt Kasai aber eher einem anderen Umstand. Ähnlich wie Norwegens ein Jahr jüngerer Biathlon-Held Ole Einar Bjørndalen setzt er praktisch alle Gesetze des Hochleistungssports außer Kraft. Unzählige Technik- und Regeländerungen, an denen andere verzweifelt sind, hat Kasai scheinbar mühelos in sein Sprung-System einfließen lassen. Hinzu kommen absolute Fitness, Schnellkraft und die nie versiegende Lust am Fliegen.

„Es ist echt fantastisch, was er noch leistet. Es ist toll zu sehen, wie die Leute ihn honorieren. Er ist immer noch unglaublich fit für einen 43-Jährigen und eine riesige Bereicherung“, würdigte Bundestrainer Werner Schuster den zweimaligen Zweiten der Vierschanzentournee (1993,1999). „Ich bin gespannt, wie lange er uns noch erhalten bleibt.“

Geht es nach Kasai, der im Vorjahr geheiratet hat und erst vor wenigen Wochen zum ersten Mal Vater geworden ist, noch viele Jahre. „Als ich 40 geworden bin, habe ich mir fest vorgenommen, dass ich springe bis ich 50 Jahre alt bin. Das wären also noch sieben Jahre. Momentan fühle ich mich fit genug, um diesen Plan auch umzusetzen“, sagte Kasai.

Bei ihm ist es wie beim Wein: Je älter, desto besser. Im vergangenen Jahr avancierte Kasai mit 42 zum ältesten Weltcupsieger der Geschichte, in diesem Winter stand er auch schon fünfmal auf dem Podest. Und dann ist da noch ein ganz großes Ziel: „Die 500 ist eine schöne Zahl, aber meine Lieblingszahl ist die 6. Ich möchte gerne die 600 feiern. Wenn ich den Rekord mit den meisten Starts schon halte, dann soll er auch so sein, dass ihn niemand mehr brechen kann.“

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