Glosse:Gefunden und verloren

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Après Ski für den tiefen Geldbeutel: das Restaurant "La Folie Douce". (Foto: Pascal Deloche/Imago)

Bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften wird das Konzept des Sachenverlierens und Wiederfindens etwas anders praktiziert. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten.

Von Johannes Knuth, Méribel

Manchmal muss man nur ein bisschen an der Perspektive drehen. Im Pressezentrum der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Méribel haben die wirklich sehr freundlichen Helfer eine Box am Eingang drapiert, sie ist für die Fundsachen gedacht, aber das Konzept des Dingeverlierens und Wiederfindens läuft bei dieser WM ein wenig anders. Statt Lost and Found praktizieren sie hier das " Found and Lost", so steht es zumindest auf der Box. Erst die Dinge finden, um sie dann zu verlieren, das verspricht zumindest ein bisschen zusätzlichen Nervenkitzel. Und ein wenig Abwechslung kann ja nicht schaden, wenn man hier ansonsten zwei Wochen lang auf rote und blaue Tore auf einer Skipiste starrt.

Überhaupt klingt das nach einer vielversprechenden Geschäftsidee, die Dinge einfach mal umzudrehen. Die Deutsche Bahn praktiziert es seit Jahren mit Erfolg, den Kunden zwei Minuten vor Eintreffen des Zuges zu offenbaren, dass die Waggons heute übrigens in umgekehrter Reihenfolge eintreffen - das führt verlässlich zu spontanen Völkerwanderungen am Bahnsteig. Auch in den Ski-Resorts von Méribel und Courchevel würde das ganz neue Möglichkeiten eröffnen: Erst der Hauptgang, dann die Vorspeise zum Beispiel, dann läge einem nicht das Savoyische Käsefondue als Letztes im Magen, sondern der leichte Aperol. Vom Avant-Ski (erst Alkohol, dann Skifahren) ist allerdings abzuraten, zumal das Après-Ski hier ohnehin sehr günstig ist: Bei 10 Euro fürs kleine Bier vergeht jegliche Lust auf Exzess. Wer doch die Ressourcen hat, greift nach durchzechter Nacht zum bewährten Konzept des Breakfast and Bed. Und sollte man zuvor im Rausch seine Pelzhandschuhe verloren haben: Die Kollegen vom Found and Lost helfen bestimmt gerne weiter.

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