Sieben Kurven der Formel 1:Hat Podolski Vettels Zündkerzen geklaut?

Der Fußballer hält sich beim Großen Preis von Japan verdächtig nahe am Ferrari auf. Lewis Hamilton wünscht sich noch mehr Bling. Die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Philipp Schneider, Suzuka

Lewis Hamilton

1 / 6
(Foto: AFP)

Lewis Hamilton war geblendet vom Schmuck, den ihm der japanische Moderator in der kleinen Frage-Antwort-Runde nach der Zieldurchfahrt entgegenstreckte. Der Moderator trug ein Jacket und war auch ansonsten gut gekleidet, aber Hamilton starrte nur auf den Ring an dessen Finger, der in der Tat so riesig war, dass er guten Gewissens auch in einer von Hamiltons Halsketten verbaut werden könnte. "Wow, you got some bling!", rief Hamilton. Dieses Bling des Japaners "will ich auch haben". Hat er vermutlich schon. Aber das macht ja nichts. Er hat ja auch schon drei Weltmeistertitel und will noch einen vierten. Es sieht diesbezüglich ganz gut aus: 100 Punkte sind noch zu vergeben in den nächsten vier Rennen. Hamilton hat bereits Punkte 59 Vorsprung auf Sebastian Vettel. Eigentlich kann er schon mal planen, sich das Bling zur Belohnung selbst zu schenken am Tag des Titelgewinns.

Lukas Podolski

2 / 6
(Foto: Getty Images)

Nach Rennende in Suzuka machte der Verdacht die Runde, womöglich habe Lukas Podolski vor dem Start eine Zündkerze aus Vettels Ferrari geklaut. Einfach so. Kleiner Witz. Und man weiß ja nie, wofür man so ein Teil mal gebrauchen kann. Andererseits gab es auch schnell Entwarnung. Die Zündkerze war ja gar nicht verschwunden, sie war nur kaputt. Aber Podolski war in Suzuka tatsächlich unmittelbar am Tatort, an dem Ferraris Techniker noch versuchten, mittels einer Notoperation Vettels Wagen wieder flott zu bekommen. Podolski stand dort in der Startaufstellung zwischen Grid Girls und Rennwagen und machte große Poldi-Augen. Er spielt ja seit dem Sommer in der japanischen J-League, bei Vissel Kobe. Zehn Spiele, vier Tore. Es läuft ganz okay für Poldi in Japan. "Privat alles super, sportlich könnte etwas besser sein", sagt er. Er sei weder Vettel-Fan noch Hamilton-Anhänger. "Ich bin generell ein Fan von der Show und dem Spektakel. Die Tribüne hier, voll besucht. Das ist schon geil!" Die Stadien in Japan voll zu bekommen, sei vergleichsweise gar nicht so einfach. Weil ja jede Woche gespielt wird. "Formel 1 ist ein Jahresevent, da kommen die Leute", sagt Podolski. Wer Favorit sei in dem gleich beginnenden Rennen? "Ich hab gehört, dass Mercedes Probleme mit den Reifen hat bei so viel Hitze. Da muss Sebastian angreifen." Ob es ihn irritiere, dass an Vettels Ferrari gerade die Haube abgenommen wurde? "Keine Ahnung, was da los ist."

Sebastian Vettel

3 / 6
(Foto: AFP)

Verschwand bereits, bevor die Siegerehrung mit Lewis Hamilton am Abend über die Bühne gehen konnte. Hatte verständlicherweise nicht die allergrößte Lust, diese anzusehen, nachdem ihn eben erst der Defekt einer Zündkerze, eines der billigsten Teile im Auto, sämtliche realistischen Chancen auf den Titelgewinn genommen hatte. Vettel stellte sich noch schützend vor sein Team, für das Ferrari-Boss Sergio Marchionne bereits nach dem Malaysia Grand Prix Veränderungen angekündigt hatte. "Ich brauche sie gar nicht zu schützen", sagte Vettel, "denn sie haben einen außerordentlichen Job gemacht." Es gebe auch Positives zu berichten. "Wir verbessern uns von Rennen zu Rennen. Wir sind viel weiter gekommen, als viele gedacht hätten." Er meinte damit wohl die grundsätzliche Situation bei Ferrari. Dass Vettel in Suzuka weiter kommen würde als vier Runden - das haben nämlich schon viele gedacht.

Fernando Alonso

4 / 6
(Foto: REUTERS)

Drei Runden vor Rennende klebte Max Verstappen plötzlich dicht am Heck des Führenden Lewis Hamilton. Der Brite beklagte außerdem merkwürdige Vibrationen über Funk, er war klar langsamer als der Holländer. Ein Überholmanöver schien kurz bevor zu stehen. Wäre da nicht noch Fernando Alonso auf der Strecke gewesen mit seinem bewährt langsamen McLaren Honda. Er musste überrundet werden. Hamilton ließ er unverzüglich in der Haarnadel-Kurve vorbei, Verstappen, mit etwas Verzug, erst etwas später. Weil Alonso schon in Malaysia für Ärger gesorgt hatte, als ihn Vettel überrundete (der ja diesmal nicht mehr dabei war), leitete die Rennleitung eine Untersuchung wegen Missachtung der blauen Flaggen ein. Der Spanier kassierte zwei Strafpunkte und rechtfertigte sich mit dem Argument, so eine Situation sei im Spiegel schwierig zu sehen. Er habe "gesehen, dass Lewis kommt. Nicht aber, dass direkt dahinter noch ein Auto ist." Nun ja. Andererseits: Wüsste man nicht, dass Alonso und Hamilton seit ihren gemeinsamen Zeiten bei McLaren nicht die besten Freunde sind, man könnte fast Absicht vermuten.

Marcin Budkowski

Marcin Budkowski, 40, hatte noch nicht einmal seinen ersten Arbeitstag bei Renault. Und schon stellt sich die Frage, wann die Diskussion über ihn und seinen neuen Job wohl aufhören wird. Vor einer Woche haben sich neun von zehn Formel-1-Team darüber aufgeregt, dass das Gerücht kursierte, Budkowski könnte bei Renault anfangen. Jetzt regen sich neun von zehn Teams auf, weil sie wissen, dass Budkowski tatsächlich bei Renault anfängt. Die Frage ist jetzt eigentlich nur noch, wann der ehemalige Technik-Direktor des Weltverbands FIA genau damit anfangen wird, die technischen Geheimnisse von neun von zehn Teams an Renault zu verraten. Er kennt sie ja alle. Weil er Einblick in die intimsten technischen Finessen hatte und sie teilweise überhaupt erst genehmigt hat. Neun von zehn Teams plädieren jetzt dafür, dass er erst im kommenden April anfangen darf, die Chassis-Entwicklung der Franzosen voranzubringen. In der Hoffnung, dass Budkowski zumindest im kommenden Jahr noch keinen allzu großen Schaden anrichtet.

Jolyon Palmer

5 / 6
(Foto: AFP)

Fuhr in Japan ziemlich überraschend sein letztes Rennen für Renault. Der eigentlich erst für 2018 angedachte Wechsel von Carlos Sainz von Toro Rosso zu Renault kommt also schneller als erwartet: Schon beim Grand Prix in Austin, Texas, wird Sainz der neue Kollege von Nico Hülkenberg sein. Der Fahrerwechsel war Teil des großen Motoren- und Fahrerdeals - und eine Art Entschädigung für Renault dafür, dass sie ab dem kommenden Jahr auch noch McLaren mit Motoren beliefern (damit Fernando Alonso endlich Ruhe gibt, der sich ja drei Jahre lang über seinen Honda-Antrieb aufgeregt hatte). Palmer hat in seinen zwei Jahren bei Renault lediglich neun Punkte erzielt, zu oft wurde er teamintern deklassiert von Hülkenberg. Palmer hatte sich eine Weile gewehrt, aus seinem Vertrag auszusteigen. Jetzt nicht mehr. Offenbar ist die Abfindung, die Palmer erhält, so hoch, dass da ein verständnisvoller Satz von ihm noch inklusive war. "Wegen der zweiwöchigen Pause macht es Sinn, sich jetzt zu trennen. Für mich wird es weitergehen. Es gibt noch eine Menge da draußen - und ich werde herausfinden, was das ist."

Maurizio Arrivabene

6 / 6
(Foto: Getty Images)

Der Ferrari Teamchef genießt gerade kein flockiges Leben. Erst platzte in Malaysia ein Kabel zwischen Motor und Turbolader, weswegen Vettel das Qualifying verpasste und aus der letzten Reihe starten musste. Dann platzte seinem Boss Sergio Marchionne der Kragen. Und dann ging im nächsten Rennen auch noch eine Zündkerze kaputt, weswegen Vettel nach vier Runden sein Auto in Suzuka abstellen musste. Arrivabene will allerdings weiterkämpfen, "bis zum letzten Rennen, bis zur letzten Kurve". Da Marchionne die Qualitätskontrolle in seinem Team beanstandet hatte, das ja viele Teile von Zulieferern verbaut, bietet sich für Arrivabene nun ein kurze Dienstreise in Japan an: Die Firma NGK, die die Zündkerzen nach den Vorstellungen von Ferrari produziert, sitzt in Nagoya. Die Hafenstadt ist nur 60 Kilometer entfernt von der Rennstrecke.

© sz.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: