Sicherheit im Fußball:Weniger Fans gleich weniger Randale

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Die Polizei geht bei Hochsicherheitsspielen meist hart gegen randalierende Fans vor. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Konferenz der Innenminister liefert neue Vorschläge für mehr Sicherheit in der Fußball-Bundesliga. Weniger Auswärtsfans sollen die Lösung sein. Der Vorschlag verwundert.

Weniger Auswärtsfans gleich weniger Randale? Mit dem nächsten fragwürdigen Vorstoß haben die deutschen Innenminister der Länder die Sicherheitsdiskussion im Fußball erneut befeuert. Bei den sogenannten Hochrisikospielen soll künftig über eine Reduzierung oder Einschränkung der Kartenkontingente für Auswärtsfans nachgedacht werden, beschlossen die Innenminister und Innensenatoren bei ihrer Frühjahrskonferenz in Mainz.

Der Vorschlag verwundert

Gespräche mit den Vereinen und Verbänden sollen umgehend folgen. "Damit können wir bei Hochrisikospielen die Sicherheit verbessern", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Freitag in Mainz: "Es geht darum, dass bei wichtigen Spielen Tausende Beamte gebunden sind. Das muss maßvoll reduziert werden." Mit den Maßnahmen soll "beispielsweise eine Pufferzone zwischen rivalisierenden Fans in den Stadien eingerichtet" werden, schrieb das Innenministerium Rheinland-Pfalz in einer Presseerklärung: "Die Handlungsoptionen der Polizei bei Hochrisikospielen der ersten drei Fußballligen sollen gestärkt werden." Der Vorschlag überrascht, weil er größtenteils schon so praktiziert wird.

Bislang steht dem Gastverein (in den ersten beiden Ligen) grundsätzlich ein Ticket-Kontingent zu, das mindestens zehn Prozent der jeweiligen Stadionkapazität umfasst. Allerdings nur, wenn die Rechtsorgane des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) keine Sanktionen verhängt haben oder aber gemäß der Sicherheitsrichtlinien der Deutschen Fußball Liga (DFL) keine "besondere Gefahrenlage" besteht. Entschieden wird über diese von der Liga, dem Heim- und Gastverein sowie den Sicherheitsinstitutionen, steht in den Statuten.

Sachschäden sorgen für Streit

Dennoch stehen die anreisenden Fans immer wieder in der Kritik, zumindest der kleine, randalierende Teil. In der vergangenen Saison demolierten rund 300 "Fans" des Hamburger SV auf ihrem Weg zum Spiel bei Weder Bremen einen Zug. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 100.000 Euro, das Bahn-Unternehmen will den Ultras künftig die Mitreise verweigern. Wegen der hohen Kosten im Nordderby schwelt zudem ein Streit zwischen der DFL und dem Bundesland Bremen. Entgegen vorausgegangener Beschlüsse der Innenministerkonferenz wird der Senat wohl einen Gebührenentscheid über 425.718,11 Euro für den Polizeieinsatz während des Risikospiels am 19. April (1:0) an die DFL-Verbandszentrale in Frankfurt/Main schicken.

"Die DFL bleibt bei ihrer Auffassung zum Vorgehen des Bremer Senats. Der Vorstoß ist inhaltlich nicht zielführend und rechtlich fragwürdig. Der Profi-Fußball wird sich daher mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln dagegen wehren", hatte die DFL mitgeteilt. Bremen ist bislang das einzige Bundesland, das eine Rechnung schicken will - Kritiker werfen dem Senat vor, jedes Mittel zu nutzen, um den klammen Haushalt zu sanieren. Laut Bremer Polizei sind beim Nordderby rund 950 Beamte im Einsatz gewesen, die 9537 Arbeitsstunden geleistet haben, darunter 500 Polizisten aus Hamburg, Hessen, Schleswig-Holstein und von der Bundespolizei. "Bremen muss deshalb insgesamt rund 200.000 Euro an die beteiligten Polizeien überweisen und kommt für Übernachtungskosten in Höhe von etwa 15.000 Euro auf", teilte die Behörde mit: "Die restlichen rund 210.000 Euro fielen als Mehrkosten bei der Polizei Bremen an."

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