Serena Williams:Die junge, unerschrockene Garde lauert schon

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Serena Williams unter Tränen in Toronto. (Foto: AFP)

Serena Williams will die erfolgreichste Tennisspielerin der Geschichte werden - doch das wird schwierig. Ihre Gegnerinnen haben keine Hemmungen mehr, sie zu besiegen.

Kommentar von Barbara Klimke

Das letzte Finale dauerte nur 19 Minuten und endete in Tränen. Aufrecht saß Serena Williams auf ihrer Bank, zog ein Handtuch über die Knie, wischte sich über die Augen, sprach kurz mit den Offiziellen und gab dann auf. Den Turniersieg in Toronto am Sonntag, im 961. Einzel-Match ihrer Karriere, musste sie unfreiwillig und widerstrebend beim Stand von 1:3 der 19-jährigen Kanadierin Bianca Andreescu überlassen.

Serena Williams ist 37, fast doppelt so alt wie die Kontrahentin. Und doch wäre es falsch zu folgern, dass sie dem mächtigsten, grausamsten und unbarmherzigsten Gegner unterlag, den ein Athlet herausfordern kann: der Zeit. Vorerst war es nur der Rücken. Schon im Halbfinale in Kanada hatte sich Williams mit Verspannungen gequält, sie verbrachte eine schlaflose Nacht und ahnte, dass sich die Blockaden nicht lösen würden.

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Aber sie galt stets als eine Löwin auf dem Platz. Und eine Herrscherin des Tennis, so erklärte sie später selbst, räumt in einem Finale niemals ohne einen Kampf das Feld.

Die Jungen haben keinen Hemmungen, sie zu besiegen

Noch immer ist Williams, die größte Titelsammlerin ihres Sports, an einem guten Tag in der Lage, sämtliche Rivalinnen zu dominieren. Sie hatte sich zuletzt verhältnismäßig wenigen Wettkämpfen gestellt und dennoch in den vergangenen 13 Monaten drei Finals bei den Grand-Slam-Turnieren (in Melbourne, Paris, London und New York) erreicht: zweimal in Wimbledon und einmal bei den US Open. Allerdings hat sie seit Januar 2017, als sie schwanger war, auch keinen Titel mehr dazugewonnen.

Und so strebt sie weiter nach jenem 24. Grand-Slam-Pokal, der sie auch statistisch in den Rang der besten Spielerin der Geschichte erheben würde. Noch ist es die mittlerweile 77-jährige Australierin Margaret Court, die den historischen Rekord hält. Steffi Graf, die andere große Dame des Tennis mit 23 Titeln, hatte Williams schon bei den Australian Open 2017 eingeholt.

Die Jagd wird weitergehen, aber sie ist nicht einfacher geworden, und auch das liegt nicht an ihrem Alter oder an der gnadenlosen Zeit. Vielmehr hat kürzlich eine sehr junge, unerschrockene Garde von Akteurinnen ebenfalls Anspruch auf Trophäen erhoben: darunter Bianca Andreescu, die in diesem Jahr zwei Titel gewann; Naomi Osaka, 21, Australien-Open-Champion oder Ashleigh Barty, 23, Siegerin von Paris. Sie eint der Respekt vor der größten Tennisspielerin der Gegenwart. Aber sie haben keine Hemmungen, sie zu besiegen. Auch nicht, wenn Serena Williams der Rücken quält.

© SZ vom 13.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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