Schwimmen:DSV und Lurz: Lieber EM am Kanzleramt als in Grünau

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Berlin (dpa) - Rekord-Weltmeister Thomas Lurz ist weiterhin unzufrieden mit der Strecke der Freiwasserschwimmer bei der EM in Berlin vom 13. bis 28. August.

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Berlin (dpa) - Rekord-Weltmeister Thomas Lurz ist weiterhin unzufrieden mit der Strecke der Freiwasserschwimmer bei der EM in Berlin vom 13. bis 28. August.

Der Deutsche Schwimm-Verband kann die Kritik seines Aushängesportlers an der Regattastrecke in Grünau im beschaulichen Südosten der Hauptstadt nachvollziehen. „Er hat recht, natürlich wären wir lieber am Kanzleramt vorbeigeschwommen“, sagte DSV-Generalsekretär Jürgen Fornoff der Nachrichtenagentur dpa. Für Wettkämpfe im Stadtzentrum hätten aber wegen der Schifffahrt keine Wasserflächen zur Verfügung gestanden.

Lurz hatte sich in einem Interview der „Main-Post“ erneut unglücklich mit dem Ort der EM-Rennen der Freiwasserschwimmer gezeigt. „Wir müssen dahin, wo die Zuschauer sind. In Grünau schauen uns vielleicht ein paar Wölfe zu“, sagte der 34-jährige Würzburger. Lurz wäre lieber im Wannsee oder mitten im Stadtzentrum geschwommen. „Wir hätten bei der Heim-EM unseren Sport richtig gut präsentieren können, schließlich sind wir aktuell die erfolgreichste Freiwassernation. Ich habe vor zwei Jahren bereits darauf hingewiesen, meine Mitarbeit im Verband angeboten“, erklärte der zwölfmalige Weltmeister.

Eine Reaktion des DSV darauf gab es nicht, so Lurz. „Und ich kann das irgendwo auch nachvollziehen. Auf der Regattastrecke ist alles vermessen, ist alles einfacher zu organisieren. Aber mit einfachem Training werde ich auch nicht Europameister.“ Beispiele für attraktive Freiwasser-Rennen in Stadtzentren waren London, wo bei Olympia 2012 im Hyde Park Zuschauermassen die Athleten anfeuerten und die WM 2013 im Hafenbecken von Barcelona.

Ein derartiges Highlight hätte sich der DSV, der für die Entscheidungen der Beckenschwimmer mit Millionenaufwand das Berliner Velodrom temporär umbauen lässt, auch für die so erfolgreiche Freiwasser-Abteilung vorstellen können. „Grünau war die beste, aber nicht die erste Wahl, die wäre mitten in der Stadt gewesen. Da sind wir ganz bei Thomas Lurz“, erklärte Fornoff. Die Ruderregattastrecke der Olympischen Spiele von 1936 ist abgesperrt, keine Wasserstraße und verfügt über die notwendige Infrastruktur.

Lurz wiederholte auch seine Kritik am EM-Zeitplan. Keine 20 Stunden nach den 5 Kilometern zum Aufakt der Titelkämpfe am 13. August sind die insbesondere wegen der Fördergelder wichtigeren olympischen zehn Kilometern angesetzt. So ist ein Doppelstart kaum möglich. „Das ist ein Witz. Ich weiß nicht, wer für diese Planung verantwortlich ist, aber ich weiß, dass er keinerlei Affinität zum Leistungssport haben kann“, sagte Lurz.

Auch Fornoff ist nicht glücklich mit dieser Ansetzung, die dem DSV einer seiner ohnehin nicht vielen Goldchancen beraubt. Der Generalsekretär schob den Schwarzen Peter an den europäischen Schwimm-Verband weiter: „Das sind Deals der LEN mit dem Fernsehen, da haben wir keine großen Interventionsmöglichkeiten.“

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