Schwimm-EM:Gold, Silber, Bronze

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Überraschend holt Christin Steuer Gold im Turmspringen. Patrick Hausding und Stephan Feck erreichen im Synchronspringen vom Drei-Meter-Brett den zweiten Platz. RückenschwimmerinJenny Mensing gewinnt Bronze.

"Das war immer mein Traum, ganz oben auf dem Podium zu stehen und die Nationalhymne zu hören", freute sich Christin Steuer am Abend in Budapest. Überraschend ist die 27-Jährige aus Riesa zum EM-Titel vom Turm gesprungen. "Ich muss erst einmal eine Nacht drüber schlafen, um das zu verarbeiten", sagte sie kurz nach dem Sieg.

Wasserspringerin Christin Steuer holt Gold. (Foto: dpa)

Steuer verwies mit 354,50 Punkten die Italienerin Noemi Batki (343,80) und die entthronte Titelverteidigerin Julia Koltunowa aus Russland (340,45) auf die Plätze zwei und drei. Die Berliner Vize-Europameisterin Nora Subschinski, die mit Rückenproblemen zu kämpfen hat, wurde Vierte (320,20).

Die 1,69 Meter große Sportsoldatin profitierte von einem Patzer Koltunowas, die ihren letzten Sprung nicht sauber ins Wasser brachte. Für Steuer war es der erste internationale Titel und die erste Einzelmedaille bei einem Großereignis seit dem WM-Bronze im Jahr 2007.

Es ist das erste Turm-Gold seit Anke Piper 2002. Für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) ist es der vierte Titel bei dieser EM in Ungarn.

Doch die einzige Medaille war es an diesem Donnerstag nicht: Kurz zuvor hatten schon die beiden Wasserspringer Patrick Hausding und Stephan Feck Silber geholt. "Ich bin einfach nur glücklich, dass es nach meinem Patzer noch Silber geworden ist", bekannte der Leipziger Feck nach dem Synchron-Finale vom Drei-Meter-Brett.

Durch den Anlauffehler des 20-Jährigen im dritten Sprung gab das deutsche Duo die Führung aus der Hand, kämpfte sich aber bravourös zurück und ergatterte mit 427,95 Punkten den zweiten Platz hinter den ukrainischen Titelverteidigern Illja Kwascha/Oleksij Prygorow, die auf 431,67 Zähler kamen. Dritte wurden die Russen Dimitri Sautin und Juri Kunakow (410,43). Während Feck seine erste internationale Medaille bejubelte, durfte der Olympia-Zweite Hausding bereits sein zweites Silber in Empfang nehmen. Tags zuvor hatte er vom Ein-Meter-Brett Edelmetall geholt.

"Wir haben außer dem Fehler einen starken Wettkampf abgeliefert und uns den Fehler selbst zuzuschreiben", analysierte Hausding. Die bis dato souverän führenden Ukrainer, die das mit Abstand schwerste Gesamtprogramm und auch den schwierigsten Einzelsprung absolvierten, patzten beim letzten Sprung schwer und es wurde am Ende sogar noch einmal knapp. Doch die Punktrichter zeigten sich gnädig und gaben kaum Punktabzüge. "Ich denke, dass es nicht fair gewesen wäre, wenn sie Zweite geworden wären", räumte Hausding ein.

Hausding/Feck, die nach dem Vorkampf als Zweitbeste ins Finale eingezogen waren, starteten mit zwei starken Pflichtsprüngen in ihr Programm und gingen in Führung. Obwohl beide in der Vorbereitung etwa 100 Trainingssprünge weniger absolvierten, da sich Feck beim Fußballspielen einen Bänderanriss zugezogen hatte. Er sprang mit bandagiertem rechten Fußgelenk. Doch in Durchgang drei patzte Feck beim Anlauf zum gehechteten dreieinhalbfachen Vorwärtssalto und das Duo fiel auf Rang fünf zurück. "Den Fehler darf man im Profi-Bereich eigentlich nicht mehr machen. Aber das passiert", sagte Feck.

Die Deutschen ließen sich von ihrem Patzer nicht verunsichern und kämpften sich zurück. Hausding springt nun im Einzel mit Sascha Klein (Aachen) vom Drei-Meter-Brett, sieht da aber nicht so gute Medaillenchancen. "Das ist die schwerste Konkurrenz", meinte er. Im Synchron vom Turm will er aber mit Klein seinen Titel verteidigen. Ob er dann am Sonntag noch im Turm-Einzel startet, ließ er offen. "Da muss man schauen, ob es nach der Vorbelastung noch Sinn macht." Ursprünglich wollte Hausding als erster Springer überhaupt bei allen fünf EM- Entscheidungen starten.

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Jenny Mensing erreichte derweil überraschend Platz drei über 100 Meter Rücken. Die Wiesbadenerin lag am Donnerstag in 1:00,72 Minuten knapp eine Sekunde hinter Weltmeisterin Gemma Spofforth, die als Einzige unter der Minutengrenze blieb und in 59,80 Sekunden zu Gold schwamm. Den zweiten Platz sicherte sich ihre Teamkollegin Elizabeth Simmonds in 1:00,19 Minuten. Daniela Samulski aus Essen belegte in 1:01,11 Minuten Rang fünf.

Synchron vom Drei-Meter-Brett: Stephan Feck und Patrick Hausding gewinnen Silber. (Foto: REUTERS)

Christian Kubusch hatte zuvor Hoffnungen auf eine Medaille geweckt. Der Magdeburger gewann den Vorlauf über 800 Meter Freistil in 7:53,93 Minuten und war damit 4,23 Sekunden schneller als bei seinem Titelgewinn bei den deutschen Meisterschaften. Das Finale findet am Freitagabend statt. "Es lief viel besser als erwartet. Ich bin richtig zufrieden", sagte der 22-Jährige.

Das Vorlauf-Aus von Jan Wolfgarten über die gleiche Strecke hat im DSV zu Unstimmigkeiten zwischen DSV-Sportdirektor Lutz Buschkow und Trainer Dirk Lange geführt. Lange hätte Wolfgarten gerne vor dem Wettkampf noch einmal getestet, war aber von Buschkow überstimmt worden. "Ich hätte lieber vorher gesehen, ob Jan nach den Freiwasser-Belastungen fit genug ist. Der Sportdirektor war aber anderer Meinung", sagte Lange, der auch Kritik an Wolfgarten übte: "Ich hätte mir gewünscht, dass er eher als am Sonntag vom Plattensee nach Budapest gekommen wäre."

Buschkow führte andere Argumente an. "Der Zeitabstand zwischen Jans Freiwasser-Einsätzen und seinem Start über 800 Meter war knapp. Aus Gründen der besseren Regeneration habe ich mich gegen einen Test ausgesprochen", sagte Buschkow. Wolfgarten selbst beschrieb seinen Lauf so: "Was ich gezeigt habe, war auf deutsch gesagt unter aller Sau."

Auch Markus Deibler und Sina Sutter sind gescheitert, darüber gab es jedoch keine Diskussionen, weil das Ende im Halbfinale erwartbar war. Der Hamburger Deibler schied über 100 Meter Freistil am Donnerstag als Elfter in 49,31 Sekunden aus. Wegen Komplikationen nach einer Mandeloperation hatte der 20-Jährige nur wenig trainieren können. Für die 19-jährige Sina Sutter aus Essen reichten über 100 Meter Schmetterling 1:00,25 Minuten nur zu Gesamt-Rang 14.

Ebenfalls ohne Medaille blieb Marco Koch. Der 20-Jährige aus Darmstadt schlug über 200 Meter Brust nach 2:12,14 Minuten als Siebter an. Im Halbfinale war er noch Zweitschnellster gewesen. Das Rennen gewann Weltmeister Daniel Gyurta aus Ungarn (2:08,95) vor dem Norweger Alexander Dale Oen und dem Franzosen Hugues Duboscq.

Über 800 Meter Freistil der Frauen gewann Weltmeisterin Lotte Friis, die Dänin schlug nach 8:23,27 Minuten an. Zur Silbermedaille schwamm Cyriell Ophelie Etienne aus Frankreich (8:24,00), Bronze ging an die Italienerin Federica Pelligrini (8:24,99). Über 200 Meter Lagen gab es einen ungarischen Doppelerfolg: Katinka Hosszu setzte sich in 2:10,09 Minuten durch, sie war eine Hundertstelsekunde schneller als ihre Teamkollegin Evelyn Verraszto. Dritte wurde Hannah Miley (Großbritannien). Deutsche Athleten waren auf beiden Strecken nicht am Start.

Die 4 x 200-Meter-Staffel schwamm zum Abschluss des Tages an einer Medaille vorbei. "Platz vier ist aber noch in unserem Zielfenster. Silke Lippok ist stark angeschwommen. Die ersten 140 Meter waren klasse, aber dann hat ihr etwas die Luft gefehlt. Das muss sie im Einzelrennen anders machen, dann sehe ich sie im Endlauf", sagte Bundestrainer Dirk Lange. Das DSV-Quartett mit der 16 Jahre alten Lippok (Pforzheim), Franziska Jansen (Heidelberg), Nina Schiffer (Dortmund) und Daniela Schreiber (Halle/Saale) wurde in 7:58,13 Minuten beim Heimsieg der Ungarinnen (7:52,49) doch recht deutlich geschlagen.

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